München – Absurd, doll und völlig sinnlos? Der Sicherheitsgipfel zwischen Bayerns Innenminister Joachim Herrmann, DFB-Präsident Bernd Neuendorf, DFL-Aufsichtsratsvorsitzendem Hans-Joachim Watzke und DFL-Geschäftsführer Marc Lenz in der vergangenen Woche sollte das Thema Sicherheit rund um Fußballspiele nach vorne bringen. Bundesinnenministerin Nancy Faeser sagte kurzfristig ab, weil Beratungen im Bundestag anstanden. Sie verpasste anscheinend nichts, die Ergebnisse waren überschaubar. Vor allem waren die nicht dabei, um die es ging – die Fans.
Personalisierte Tickets und Spielabbrüche
Pyrotechnik, Stadionverbote, Kollektivstrafen und Schnellgerichte… das stand alles auf der Agenda. Sogar über Geisterspiele sollte nachgedacht werden. Insbesondere Herrmann setzte sich gleich in der Spitze fest, findet personalisierte Tickets und Spielabbrüche gut, sollte es nicht so laufen, wie es laufen sollte.
„Fußball ist unser aller Spiel“
Für Watzke alles viel zu doll, was der derzeitige Vorsitzende der Innenministerkonferenz von der Isar fordert. Der DFL-Funktionär sieht das alles „ein bisschen too much“. „Fußball in Deutschland heißt: Volle, sichere und stimmungsvolle Stadien und eine lebendige Fankultur. Dafür investieren unsere Verbände und die 36 Clubs der Bundesliga und 2. Bundesliga erhebliche Mittel und personellen Aufwand, sowohl in präventive Fanarbeit als auch an jedem einzelnen Spieltag. Wir tragen jeden konstruktiven und erfolgversprechenden Ansatz aus der Politik mit, die Situation rund um die Spieltage weiter zu verbessern. Wir haben in der heutigen Sitzung hier einige Fortschritte erzielt und eigene Vorschläge einbringen und diskutieren können. Der Austausch war konstruktiv und wird gemeinsam mit Vertretern der Fans und der Polizei fortgeführt werden. Je praxisnaher und direkter die Kommunikation untereinander ist, desto besser. Fußball ist unser aller Spiel, entsprechend ist es eine gemeinsame Aufgabe, das Stadionerlebnis sicher zu halten“, so der 65-Jährige im Nachgang.
DFB: „Der Stadionbesuch in Deutschland ist sicher“
Bernd Neuendorf, Präsident des DFB, sagte: „Der Stadionbesuch in Deutschland ist sicher. Gemeinsam haben wir Konzepte erörtert, damit dies in Zukunft auch so bleibt. Ich begrüße den konstruktiven Dialog mit der Politik. Wir haben uns intensiv über verschiedene Optionen zur Weiterentwicklung unserer ohnehin hohen Sicherheitsstandards ausgetauscht. Grundsätzlich wird der Fußball auch weiterhin die Prävention in den Mittelpunkt seiner Bemühungen stellen. Um komplexe Herausforderungen zu lösen, benötigen wir eine gute Kommunikation und einen vertrauensvollen Umgang miteinander. In diesem Zusammenhang halte ich es für wichtig, dass bei künftigen Dialogen dieser Art alle Stakeholder des Fußballs – darunter insbesondere auch Fanvertreter – beteiligt werden.“
Ohne Fans?
Das ist der Punkt, die Fans. Eine Konferenz abzuhalten und diejenigen nicht einzuladen, um die es geht? Das ist definitiv absurd.
Zentrale Stadionverbotskommission soll kommen
Der DFB und die DFL erkennen allerdings Handlungsbedarf bei der Stadionsicherheit und betonen die Bedeutung einer engen Zusammenarbeit zwischen Clubs, Fanorganisationen, Polizei und Behörden. Sie unterstützen die Ausweitung der Stadionallianzen und die Einrichtung einer Expertenkommission für Stadionsicherheit, die auch Fan- und Polizeivertreter einbezieht. Um Kollektivstrafen zu vermeiden, soll eine zentrale, unabhängige Stadionverbotskommission geprüft werden. Zudem wurden Maßnahmen zur Zertifizierung des Sicherheitsmanagements der Clubs beschlossen. Weitere Präventiv- und Sanktionsmaßnahmen wurden offen und teilweise kontrovers diskutiert.
Grote möchte Stadien ohne Polizei
Hamburgs Innensenator Andy Grote war ebenfalls dabei und meinte danach: „Wir alle lieben den Fußball und wissen um die positive Kraft dieses Sports, aber wir können die regelmäßigen gravierenden Gewaltvorfälle nicht einfach hinnehmen. Gemeinsam mit den Vertretern des Fußballs haben wir daher heute sehr ernst und konstruktiv darüber beraten, wie wir dafür sorgen können, dass keine Polizei mehr im Stadion sein muss und wir trotzdem ein sicheres Stadionerlebnis für alle gewährleisten können. Dabei sind wir wichtige Schritte vorangekommen. Im Mittelpunkt steht die Verständigung auf eine zentrale Stadionverbotskommission und damit eine externe und unabhängige Stelle für ganz Deutschland, die zukünftig alle Stadionverbotsverfahren einheitlich und nach klaren Standards bearbeiten wird. Mit dieser Hamburger Initiative wollen wir gezielt einzelne Störer und Randalierer für ihr Verhalten zur Rechenschaft ziehen. Das ist besser als Kollektivstrafen, muss aber auch wirksam sein. Auch im Bereich des Sicherheitsmanagements haben wir wichtige Vorschläge diskutiert und weiterentwickelt, die jetzt in einem gemeinsamen Arbeitsprozess weiterverfolgt werden, um die Sicherheit in den Stadien weiter zu stärken.“
Hamburg folgt Bremen
In der Hansestadt hat die Bürgerschaft gerade vor ein paar Wochen beschlossen, die Vereine an den Kosten für Polizeieinsätze finanziell zu beteiligen (HL-SPORTS berichtete). Das stößt vor allem bei den Clubs selbstverständlich auf Kritik. Bremen ist hier Vorreiter, doch die DFL klagt dagegen.
0,0150 Prozent Straftaten kommen auf alle Zuschauer
Mehr als 16 Millionen Besucher zählten die ersten drei Profiligen in der Saison 2022/2023, davon über 13 Millionen Zuschauer in der Bundesliga. Statista.de veröffentlichte dazu Zahlen mit Straftaten. Körperverletzungen gab es insgesamt 1.129, Verstöße gegen das SprengG (beispielsweise Bengalos) 676, Sachbeschädigung 363, Widerstand 94, Landfriedensbruch 71 und Rechtsmotivierte Straftaten 69. Somit gab es vor rund einem Jahr insgesamt 2.402 Straftaten. Das entspricht 0,0150 Prozent.
Und Pyrotechnik?
Pyrotechnik bleibt in den Stadien verboten. Da möchte man dem Vorbild von Norwegen nicht folgen.
Polizei will Gäste-Daten von Fans
Sicherheit: ein großes Thema also. Da sorgte vermutlich am vergangenen Wochenende der Versuch der Polizei schon vor der Zweitliga-Partie zwischen Hannover 96 und dem FC Schalke 04 für einen bitteren Geschmack. In einer Mail an die Hotels der Stadt bat die Exekutive um Daten bestimmter Gäste. Anscheinend ist es nicht das erste Mal, dass die Niedersachsen so vorgehen. „Dieses wäre durch die Hotels ein klarer Verstoß gegen die Datenschutzgrundverordnung“, teilte die Fanhilfe Hannover mit und weiter: „Die Fanhilfe Hannover wird zu der dokumentierten Praxis der Polizeidirektion Hannover den Datenschutzbeauftragten des Landes Niedersachsen anrufen und weitere Schritte prüfen.“
„Nicht nur bedauerlich, sondern befremdlich“
„Wir waren im Rahmen unserer regelmäßigen Netzwerktreffen mit unseren Partnern aus der hannoverschen Gastronomie mehr als schockiert, dass in den vergangenen 24 Monaten mehrfach seitens der DEHOGA die Polizei Hannover Hoteliers ermutigt hat, Personen aufgrund ihrer bloßen Herkunft unter Generalverdacht zu stellen. Dass wir 2024 trotz der DSGVO und wegfallender Meldepflicht für Hotelgäste ab 2025 eine derartige Polizeipraxis sehen dürfen, entbehrte tatsächlich unserer Vorstellungskraft. Auch, dass die DEHOGA hier als Gehilfe der Polizei auftritt, ist nach unserer Auffassung und dem hohen und zu schützendem Gut der Gastdaten nicht nur bedauerlich, sondern befremdlich. Wir hatten die DEHOGA bis dahin als seriösen, professionellen und datenschutzaffinen Verband wahrgenommen“, sagt Paula Mundt von der Fanhilfe Hannover.
Wie wirkt sich die Verletzung von Robert Glatzel auf den Erfolg des Hamburger SV aus?
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