Lübeck – Gerade war erst alles geklärt und der VfB Lübeck mit einem neuen Aufsichtsrat auf dem Weg in die Zukunft – zumindest einem großen Teil davon, da im bevorstehenden Dezember noch dieses Gremium in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung ergänzt werden muss. Nun allerdings wird die Lohmühle wieder zum Brennpunkt, denn Thomas Rehder, der ehemalige Vorsitzende davon, meldet sich in einem Offenen Brief an Teile der aktiven Fanszene und reagiert damit auf ein Banner, das in den Schlussminuten des Heimspiels gegen den VfB Oldenburg in der Regionalliga Nord vor zwei Wochen in der Pappelkurve zu sehen war. Dieser Offene Brief dürfte für weitere Sorgenfalten bei den Grün-Weißen sorgen, denn es geht um viel Geld und damit die Existenz des Vereins.
HL-SPORTS veröffentlicht diesen Offenen Brief in voller Länge:
Offener Brief an das UKL
Liebe Mitglieder des UKL!
Euer erneutes Banner vom Spiel gegen Oldenburg habe ich aus der Ferne zur Kenntnis genommen. Ich habe ebenfalls zur Kenntnis genommen, dass dieses Banner lediglich vom UKL vertreten wurde.
Da von Euch trotz Angeboten meinerseits nach wie vor niemand gewillt zu sein scheint, dass Gespräch mit mir zu suchen, erklärt mir doch einmal die Beweggründe für euer Handeln. Möchtet ihr mich als Sponsor, Kreditgeber, Mitglied, Fan oder ganz einfach als Mensch “verjagen“? Als Funktionär ist dies ja nun schon seit fünf Monaten nicht mehr möglich…
Da dies vermutlich ein persönlicher Kleinkrieg eures Anführers Daniel (Bingo) Eckert ist und ihr ihm anscheinend blind in seinen Aussagen vertraut, möchte ich mich (und somit auch meine Familie) aus eurem Fokus zurückziehen und kündige neben meinem schon vollzogenen Rücktritt als Funktionär nun auch meinen Rückzug als Sponsor und Kreditgeber zur nächsten Saison an.
Für mich ist mit diesem Banner persönlich eine Grenze überschritten worden.
Derzeit verfüge ich als Kreditgeber des VfB über einen Kredit mit dem Nennwert 1.000.000 Euro. Ich biete hiermit an, diesen Kredit zum identischen Kaufpreis, den ich geleistet habe (200.000 Euro) weiter zu verkaufen. Der Käufer oder die Käuferin kann dann ja auch die Entschuldung vornehmen. Ich bin nun nicht mehr in der Lage den VfB zu entschulden, denn dies würde im krassen Gegensatz zu eurer Forderung “mich zu verjagen“ stehen. Bei einem “Besserungsschein“, gehen der VfB und der Besserungsschein-Geber eine 10-Jährige untrennbare Verbindung ein. Fragt doch einmal bei eurem Anführer nach, wie wir dieses “Problem“ lösen können, er ist doch immer sehr kreativ und vielleicht möchte er ja selbst den Kredit übernehmen…
Der Restkredit “Pappelkurvendach“ (ca.100.000 Euro) befindet sich weiter in der Tilgung und muss nicht berücksichtigt werden bzw. kann normal weiterlaufen.
Ihr redet immer von euren Werten, ihr benennt diese aber nicht… was sind denn das für Werte, die ihr immer aufruft? Und wann und wo habe ich (außer, dass ich durchaus eine eigene Meinung habe und auch vertrete) denn gegen diese Werte verstoßen, dass ihr mich – ohne mich zu kennen – oder einmal befragt zu haben, “verjagen“ wollt?
Ich habe sieben Jahre dem Verein als Sponsor und 2,5 Jahre als ehrenamtlicher Funktionär zur Verfügung gestanden. Ich habe alles dafür getan, die Strukturen zu verbessern, was uns in dieser Zeit auch wesentlich gelungen ist. Auch wollte ich trotz aller Anfeindungen und Drohungen den Verein zu einem hohen Prozentsatz entschulden. Ist nicht gewollt, nehme ich zur Kenntnis.
Dass ich mich stets für die Belange der Pappelkurve eingesetzt und mich immer lobend über die herausragende Stimmung in der Kurve geäußert habe, sei hier zumindest erwähnt.
Dieser Verein wird schon allein aufgrund seines Stadioneigentums einen längeren Zeitraum in der Regionalliga nicht überleben können. Wenn ihr, so wie ich den VfB im Profisport sehen und irgendwann ein modernes und fertiges Stadion haben wollt, irgendwann vielleicht auch mal den VfB auf Augenhöhe mit dem Club aus der Landeshauptstadt sehen wollt, dann müsst ihr jetzt den Schalter umlegen und ggfls. neue Ziele und vor allem den Weg für die Umsetzung dieser Ziele neu definieren. Vieles gelingt durch Leidenschaft, aber für die Umsetzung der allermeisten Ziele benötigt man Kapital. Um an dieses Kapital zu gelangen, müssen alle Möglichkeiten diskutiert und ausgeschöpft werden. Dafür muss die eigene Identität nicht aufgegeben werden, aber ohne Zugeständnisse in einigen zu definierenden Bereichen, wird es nicht gehen…
Ein Verein, der unter Profibedingungen im Sport unterwegs sein möchte, muss auch unter Profibedingungen geführt werden!
Daniel Eckert in seiner (ehemaligen) Rolle als AR und seiner Rolle im UKL ist durch sein Verhalten, seinem fehlenden Verständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge und seinem fehlenden Pragmatismus dafür verantwortlich, dass dem Verein in den nächsten Jahren mehrere 100.000 Euro fehlen werden und dadurch vermutlich um Jahre zurückgeworfen wird. Er hat einen großen Anteil an dem Rücktritt des größten Geldgebers und Gönners aus dem AR zu verantworten und ist auch an meinem Rückzug als einem der größeren Sponsoren maßgeblich beteiligt.
Schon im Mai hat er mir, als seinem Chef im AR, die öffentliche Schlachtung angedroht, was er jetzt ja versucht, nachzuholen. Ich nenne dies hochgradig Vereinsschädigend, für mich durchaus ein Fall mit dem sich der Ehrenrat beschäftigen sollte.
Ich werde ab der nächsten Saison als Fan und einfaches Mitglied weiter den VfB auf seinem Weg verfolgen und hoffe, dass nun die richtigen Entscheidungen getroffen werden und wieder die Ruhe einkehrt, die für den Erfolg dringend benötigt wird…
GWG
Thomas Rehder
Bildquellen
- Rehder: Lobeca
- Banner: Lobeca/Vivian Pfaff
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