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Pönitz – Die Hinserie der SVG Pönitz II lief eher durchwachsen, und zum Klassenerhalt sind es noch harte Wochen. Diese wollen die Ostholsteiner gemeinsam mit mannschaftlicher Geschlossenheit angehen und als Team den Verbleib in der Kreisliga sichern. Dies war bereits die große Stärke in den vergangenen Jahren und der Hauptgrund für die aufsteigende Tendenz der letzten Spiele vor der Winterpause sowie das Beenden der Negativserie. Den Zusammenhalt vorgelebt hat Steven Tion, der mit dieser Mannschaft seit einigen Jahren zusammenarbeitet. Selten gab es Veränderungen im Kader, der Kern blieb immer zusammen und bildete eine echte Einheit. Dies war der Schlüssel für erfolgreiche Jahre, in denen es aus der B-Klasse direkt in die Kreisliga ging. Nun findet diese Geschichte allerdings ein Ende. Die gemeinsame Reise endet, und dies ab sofort. HL-SPORTS sprach mit den Beteiligten.
Fehlende Unterstützung?
Am vergangenen Wochenende setzte sich die SVG Pönitz II noch mit 2:1 gegen den Lübecker Kreisligisten Eintracht Groß Grönau II durch und feierte auch im zweiten Testspiel einen Erfolg. Nach beiden Partien zeigte sich Trainer Steven Tion zufrieden, und so ließ sich eine für alle Vereine schwierige Vorbereitung aufgrund von Grippewellen und Spielausfällen bei der SVG als durchaus positiv beschreiben. Vor allem mit Blick auf die Hinserie, in der es nur zwei Saisonsiege gab, sollten diese neues Selbstvertrauen bringen. Davon mangelte es ihnen in einigen Spielen, was bei einer langen Negativserie, die sich durch die Hinserie gezogen hat, nicht unbedingt überrascht. Doch die Gründe für die Durststrecke sind bei weitem nicht nur fehlende Qualität. Die Spiele, in denen der Erfolgscoach der vergangenen Jahre wirklich sein bestes Aufgebot zur Verfügung hatte, lassen sich an einer Hand abzählen. Zahlreiche Verletzungen plagten die Mannschaft aus dem Sportpark. Einzig Joshua Schmidt kam auf die maximale Spielausbeute, ansonsten war der Coach gezwungen, gleich 43 verschiedene Spieler einzusetzen. Dies ist ein Monsterwert, der vor allem für eine Mannschaft, die von ihrer Eingespieltheit und Geschlossenheit lebt, ein absoluter Aderlass ist. Oftmals musste der Coach irgendwie eine Mannschaft zusammenstellen, setzte sich selbst als Spieler auf die Bank und holte sogar einige Akteure aus dem Ruhestand. Woche für Woche war der engagierte Cheftrainer gefordert, doch es stellte sich eine Frage: Was ist eigentlich mit der Ersten? Diese spielt erfolgreich in der Verbandsliga, kratzt an einem 30-Mann-Kader, also sollte es doch eigentlich kein Problem sein, die Ausfälle in der Zweiten von Leistungsträgern zu kompensieren. Doch mit genauem Blick fällt auf, dass sich die Unterstützung nur in Grenzen hielt. Nur in fünf der 17 Kreisligaspiele stand ein Spieler der Ersten auf dem Feld, und auf die sieben Verbandsliga-Spieler verteilt, waren es gerade einmal elf Spiele. Mit Blick auf Ligakonkurrent Eutin 08 II sind es 50 Einsätze auf 16 Schultern. Hier liegen also Welten dazwischen. Stattdessen wurde nun mit Colin Ebeling der Hoffnungsträger und eine der wichtigen Stützen fest in die Erste gezogen. Ein weiterer Aderlass für die Reserve, denn auch Kapitän Julian Gerlach musste aufgrund von Verletzungen seine Karriere beenden. Somit sind die wohl wichtigsten Spieler weg, und Ersatz gibt es nicht. Zumindest nicht extern, denn jüngst wurde die Bank mit Akteuren der dritten Mannschaft aufgefüllt. Ein weiterer Grund für den Misserfolg ist zudem fehlendes Spielglück.
Positive Tendenz
Viele Argumente gibt es nicht für die SVG Pönitz II, die auf dem 14. Platz, dem potenziellen dritten Abstiegsrang, derzeit steht. Doch die Voraussetzungen für den Ligaauftakt am kommenden Sonnabend in Lütjenburg waren gar nicht so schlecht. Gute Testspiele, einige Rückkehrer aus Verletzungen und der unbedingte Wille, das große Ziel zu erreichen, ließen die Mannschaft von der Lindenstraße für die kommenden Wochen hoffen. Vor allem die letzten Spiele vor dem Winter waren positiv, es gab neben dem Sieg gegen Klausdorf II auch starke Auftritte gegen Lensahn, Tabellenführer Gremersdorf oder bei der SG Insel Fehmarn. Es war eine positive Tendenz zu erkennen, und der zwischenzeitlich eher unwahrscheinliche Klassenverbleib wurde durchaus realistischer.
Paukenschlag
Doch nun kam es zu einem Paukenschlag an der Lindenstraße. Nur wenige Tage vor dem Rückrundenauftakt trennt sich die SVG von ihrem Erfolgscoach der vergangenen Jahre. Steven Tion wurde mit sofortiger Wirkung freigestellt. Dies war kaum vorherzusehen, auch wenn bereits intern klar war, dass der Übungsleiter im Sommer aufhören würde. Zum Abschied sollte der Klassenerhalt her, doch die Wege trennen sich nun deutlich früher als geplant. HL-SPORTS sprach mit Paulo Chaves aus dem Vorstand. Dieser sagte: „Steven hat sich dazu entschieden, ab Sommer einer neuen Aufgabe nachzugehen. Vor diesem Hintergrund haben wir, nach reiflicher Überlegung und intensiven internen Gesprächen, einen neuen Kurs für unsere 2. Herren eingeschlagen und verabschieden uns von ihm als Trainer der Mannschaft. Wir respektieren seinen Entschluss und bedanken uns ausdrücklich für seinen unermüdlichen Einsatz, seine Leidenschaft sowie die wertvollen Impulse, die er während seiner Amtszeit eingebracht hat – unter seiner Führung gelang der Sprung von der Kreisklasse B bis in die Kreisliga. Für die Rückrunde möchten wir neue Impulse setzen und frische Akzente in der Mannschaftsentwicklung einbringen. Wir wünschen Steven für seine weitere Laufbahn und persönliche Zukunft alles Gute und viel Erfolg und danken ihm herzlich für seinen Beitrag zur SVG Pönitz.“
Tion blickt zurück
Es ist eine Entscheidung, die so kaum vorhersehbar war und schwer zu erklären ist. Die große Hoffnung, als Einheit, so wie die vergangenen Jahre erfolgreich liefen, den Klassenerhalt einzutüten, könnte nun deutlich kleiner werden. Der Kapitän des Schiffs, der für viele Spieler nicht nur Trainer, sondern ein echter Freund war, ist nun nicht mehr an Bord. Die Situation wird nicht einfacher für Pönitz II im Abstiegskampf, denn mit Gerlach, Ebeling und Tion sind in diesem Winter die drei Gesichter der erfolgreichen vergangenen Jahre gegangen. Der scheidende Trainer sagte: „Sportlich haben wir so viel geschafft. Wir sind mit der Mannschaft aus der B-Klasse in die Kreisliga gekommen und haben da teilweise noch die gleichen Jungs auf dem Platz gehabt. Der Pokalsieg war ein Riesenerfolg. Aber auch die Kreisliga Lübeck war geil. Aber neben dem Sportlichen war mir die Weiterentwicklung der einzelnen Persönlichkeiten enorm wichtig, und hier habe ich bei vielen Jungs enorme Entwicklungen gesehen. Es sind nicht nur meine Spieler, sondern auch Freunde geworden. Ich werde die Jungs sehr vermissen. Gerne hätte ich die Saison noch zu Ende gebracht und mich ordentlich verabschiedet, das wurde mir jetzt leider genommen. Ich werde aber so gut es geht unterstützend als Zuschauer dabei sein. Männer, ich glaube an euch. Ihr packt das.“
Tränen und eine schlaflose Nacht
Vor allem der Zeitpunkt der Entlassung ist höchst ungünstig. Wenige Tage waren es nur noch bis zum Nachholspiel in Lütjenburg, und die Mannschaft steckte mitten in der Vorbereitung. Auch Tion war gedanklich voll und ganz beim kommenden Auswärtsspiel, denn er verriet HL-SPORTS, an welchen Stellschrauben gedreht wurde und wie es aktuell aussieht beim Team: „Wir haben zur Rückrunde unseren Spielaufbau etwas umgestellt, hier sind die Jungs auf einem guten Weg. Dann haben wir viel an der Fitness gearbeitet. Ich denke, die Jungs sind gerüstet für den Klassenerhalt.“ Dies ist auf jeden Fall das große Ziel, doch es stellt sich natürlich auch die Frage, wie es dem Cheftrainer, der seit fast fünf Jahren diese Mannschaft betreut hat, geht: „Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass es mich nicht stark getroffen hat, da gab es schon eine schlaflose Nacht und die ein oder andere Träne. Ich hätte den Kampf gerne gemeinsam mit der Mannschaft gemacht. So oder so werde ich die Jungs unterstützen, ob neben der Seitenlinie oder eben jetzt als Zuschauer.“ Sein Nachfolger wird Marco Schultz, der bisher als Co-Trainer fungierte. Er kennt die Mannschaft und soll den neuen Kurs einschlagen. Chaves sagte über Schultz: „Er genießt unser vollstes Vertrauen. Zudem bin ich davon überzeugt, dass die mannschaftliche Geschlossenheit und die vorhandene Qualität der einzelnen Spieler den Klassenerhalt sichern werden. Auch sind wieder einige Spieler aus der Verletzungspause im Training, was natürlich auch enorm hilft.“
Mannschaft äußert sich geschlossen
Die Mannschaft der SVG Pönitz II äußerte sich ebenfalls zur Entlassung und fand geschlossen klare Worte für diese Entscheidung: „Wir als Mannschaft standen zu jedem Zeitpunkt hinter Steven. Wir sind sehr enttäuscht darüber, dass der Vorstand diese Entscheidung getroffen hat, und können sie nicht nachvollziehen. Wir hätten uns gewünscht, die Saison mit ihm beenden zu können. Steven hat mit uns als Zweite die größten Erfolge der Vereinsgeschichte gefeiert. Wir blicken glücklich zurück auf den Doppelaufstieg aus der B-Klasse in die Kreisliga und den dort souveränen Klassenerhalt im letzten Jahr sowie dem Pokalsieg für untere Mannschaften im Jahr davor. Erfolge, die wir zum großen Teil auch Steven zu verdanken haben. Er ist für die meisten von uns mehr als ein Trainer, sondern auch ein sehr guter Freund geworden. Wir verlieren eine wichtige Stütze, nicht nur an der Seitenlinie. Letztendlich trifft aber leider der Vorstand die Entscheidung. Das Vertrauen ist weg, Vorwürfe stehen im Raum, die so nicht bestätigt werden können. Wie genau die Mannschaft das aufgenommen hat und aufnimmt, wird sich jetzt in den nächsten Wochen und Monaten zeigen. Wir glauben nach wie vor fest an den Klassenerhalt, auch wenn es jetzt den nächsten Knüppel zwischen die Beine gibt. Wir sind nach wie vor fest davon überzeugt, den Klassenerhalt zu schaffen, für Steven jetzt umso mehr. Es hat sicherlich viele sehr hart getroffen, die Stimmung geht aber eher in Richtung ‚Jetzt erst recht!‘.“