Timmendorfer Strand – Das große Spiel gegen die Crocodiles Hamburg vor mindestens 1200 Zuschauern wirft seine Schatten voraus, doch die Vorfreude ist beim EHC Timmendorfer Strand merklich eingetrübt. Der Verein ist tief zerstritten und irrt führungslos daher. Statt miteinander zu reden, redet man übereinander, verliert dabei das Wohl des Vereines aus den Augen. Eine Chronologie des Chaos und mittendrin eine neue zweite Vorsitzende, die irgendwie den Verein führen muss. Und dazu bleiben noch einige Ungereimtheiten rund um den letzten Donnerstag.
Dass man innerhalb eines Vereins unterschiedlicher Meinung ist, das ist vollkommen normal. Dies betrifft große wie auch kleine Clubs, doch meist schafft man es, dass man in ruhigem und sachlichem Tonfall miteinander spricht und diskutiert. Beim EHCT ist man über dieses Stadium mehr oder weniger hinaus, mindestens drei Parteien stritten und streiten um die Macht in Schleswig-Holsteins einzigem Eishockeyclub.
Da wären zum Einen altgediente Vereinsfunktionäre, die am Status Quo, vor allem in Sachen erster Mannschaft, festhalten wollen und damit auch den nicht professionellen Strukturen. Die zweite Gruppe rekrutiert sich aus dem Marketing-Team, welche den Verein weiter professionalisieren will und auch die erste Mannschaft aus dem Verein ausgliedern möchte. Und hinzu kommt eine dritte Gruppierung, welche den Zwist zwischen den ersten beiden Interessengruppen für sich nutzen will – und aus welcher heraus Anna Carstens als zweite Vorsitzende vorgeschlagen wurde.
„Wenn ich geahnt hätte, dass die Sache so eskaliert, hätte ich es gelassen“, sagte die 33-Jährige den Lübecker Nachrichten – ein Satz, welcher neutrale Beobachter kopfschüttelnd zurücklässt. Bestenfalls könnte Carstens naiv sein, denn eigentlich müsste sie als langjährige Wegbegleiterin der ersten Mannschaft wissen, wer mit wem kann und wer nicht. Dazu war sie seit dem Sommer im Marketing und Ticketing des EHCT tätig, kennt also die Probleme persönlicher Art zwischen den einzelnen Interessengruppen. Aber vielleicht gelingt Carstens ja das Wunder und bis zur nächsten, außerordentlichen Mitgliederversammlung in wenigen Wochen kann sie die verhärteten Fronten einen.
Dabei sollte man Ungereimtheiten vermeiden, denn viele Dinge rund um die Mitgliederversammlung am letzten Donnerstag wirken recht dubios. So sollen nicht alle Mitglieder frist gerecht geladen worden sein; ein Umstand, welcher die gesamte Versammlung anfechtbar machen würde. Auch fristgerecht eingereichte Anträge sollen nicht in die Tagesordnung mit aufgenommen worden sein. Warum dies aber nicht zu Versammlungsbeginn moniert wurde, sorgt für einiges Rätselraten. Beobachter glauben, dass die „Modernisierer“ rundum das Marketing-Team sich ihrer Sache zu sicher waren. Auch hätte deren Kandidat für den zweiten Vorsitz, Timo Lichtenfeldt, die Abstimmung verloren, weil er nicht gut auf eine Kampfabstimmung vorbereitet geweisen sei – ein Fehler, wie sich am Ende herausstellte.
Dies alles sorgt für Unruhe im Verein, aber auch bei den Beach Boys. Und bei denen scheint die Stimmung gerade zu kippen, denn die Spieler wurden unter Androhung von finanziellen Sanktionen vom Vorstand an der Versammlungsteilnahme gehindert! Dies wurde aus internen Kreisen bestätigt. Ob so verhindert werden sollte, dass die Mannschaft für das Marketing-Team, speziell Dennis Sauerbrei, welcher sich zuletzt vorrangig um die Belange der Spieler kümmerte, Partei ergreifen, kann nur spekuliert werden. Aus Spielerkreisen wird dies aber vermutet. Die Verunsicherung beim Aushängeschild des EHCT ist groß, zumal einige Spieler angedeutet hatte, frühzeitig die Verträge für die kommende Saison verlängern zu wollen.
Es läuft aktuell viel schief und die Zeit rennt, nicht nur zu den nächsten Spielen, sondern auch zum Bürgerentscheid über die Eishalle im Februar. Es bleibt zu hoffen, dass alle Beteiligten über die Feiertage zur Besinnung kommen und die persönlichen Animositäten beiseite schieben. Denn sonst könnten die Lichter schon vor dem 26. Februar ausgehen.