Kiel – Die Ligareform ist da, die neue Landesliga zwischen der Ober- und der Verbandsliga eingeschoben, für die sich 32 Clubs qualifizierten. Als die Staffeleinteilung vor rund zwei Wochen für die 6. Liga veröffentlicht wurde, waren vier Mannschaften aus dem Südwesten von Schleswig-Holstein noch zufrieden. BSC Brunsbüttel, FC Reher/Puls, VfL Kellinghusen und VfR Horst waren für die Landesliga Schleswig eingeteilt – damit war man zufrieden, teilte das dem Verband mit – doch dann kam alles ganz anders.
Trotz einer schriftlichen Zusage änderte der Verband in Kiel die Einteilung, tauschte die ortsnahen Clubs aus Bordesholm, Heikendorf, Klausdorf und Schönkirchen in die Nordstaffel. „Es ist eine absolute Farce, dass man so willkürlich mit uns umgeht. Wir sind absolute Verlierer dieser Reform und lassen uns von Kiel nicht verschaukeln“, sagt Horsts Sportlicher Leiter Daniel Fischer bei HL-SPORTS. Er verwies auf eine schriftliche Zusage des Verbands, die seinem und den anderen drei Clubs vorliegt, dass man im Norden spielen darf.

Zu den vier „benachteiligten“ Clubs gesellte sich zwischenzeitlich sogar der Oldenburger SV, wollte mit den Südwestvertretern gegen die Einteilung vorgehen. Der SH-Liga-Absteiger ist ebenso davon betroffen, muss bis zu zweieinhalb Stunden für eine einfache Fahrt auf sich nehmen, um beispielsweise nach Brunsbüttel zu kommen. Fischer weiter: „Die betreffenden Vereine haben sich in kürzester Zeit zusammengefunden, wehren sich gegen den Wechsel. Auch die Oldenburger waren zunächst dabei, sind aber vor kurzem wieder abgesprungen. Das können wir nicht verstehen.“ Am Schauenburger Platz nimmt man nun den SHFV-„Umentscheid“ offensichtlich kommentarlos hin.

In Brunsbüttel und Umgebung ist man weiter stinksauer, auch weil in einer Sondersitzung des SHFV, bei der es genau um diese acht vakanten Clubs ging, benachteiligt wurde. „Es ist doch unglaublich, dass wir bei zu diesem Treffen nicht eingeladen wurden. Wir wurden mit keinem Ton gefragt und hätten niemals einer Änderung zugestimmt“, sagt Fischer weiter. In der Mitteilung der ersten Staffeleinteilung hieß es, dass die Vereine gefragt werden, sollte es zu Änderungen kommen. Den Passus hat man in Kiel anscheinend überlesen. Einige erwägen sogar einen Nichtantritt, doch was will der Landesverband dann machen? Alle Clubs bestrafen, die sich weigern zu spielen? Das könnte man fast schon als „hausgemachte Wettbewerbsverzerrung“ bezeichnen.

Sogar Kontakte zum Hamburger Fußballverband (HFV) wurden aufgenommen. Man fragte an, ob man den Verband nicht wechseln könne, doch die Elbfußballer konnten keinen Platz in einer gleichwertigen Spielklasse anbieten. Nun heißt es, sich gegen die Kieler zu behaupten.

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In Heikendorf ist man dagegen nun zufrieden. Abteilungsleiter und Trainer der Landesliga-Mannschaft David Lehwald darf sich nun auf viele Derbys gegen Landeshauptstadtvereine freuen und kann dafür auf weite Fahrten, wie beispielsweise nach Brunsbüttel, verzichten. Bei HL-SPORTS sagt er: „Die Software hat das so entschieden. Es wird sicher für den einen oder anderen Verein eine Umstellung, aber das kann sich ja im kommenden Jahr alles wieder ändern. Wir haben beim SHFV unsere Vereinsinteressen vertreten. Das hätte jeder Verein so getan.“ Dabei hatte der 33-Jährige einen kurzen Weg, ist nicht nur an der Förde für seinen Club in Doppelfunktion tätig, sondern gleichzeitig Geschäftsführer der Torwärts GmbH, die im Kieler Haus des Sports sitzt. Dort hat auch der SHFV seine Büros. Ebenfalls Torwärts-Geschäftsführer ist Jörn Felchner – gleichzeitig auch Chef des Landesfußballverbandes. „Gegründet im Februar 2010 mit dem Schleswig-Holsteinischen Fußballverband als alleinigem Gesellschafter bildet Torwärts alle Vermarktungsaktivitäten ab“, heißt es auf der Torwärts-Internetseite.

Noch spannender wird es, wenn man sich weiter im gerade erst frisch gewählten Präsidium umschaut. Sönke Anders, Vorsitzender des Kreisfußballverbandes Plön, ist dabei zum SHFV-Vizepräsidenten gewählt worden. Zudem ist er Mitarbeiter der Firma Fast Lane Smart (FLS), die die Software entwickelte, die für die Staffeleinteilung zur Ligareform eingesetzt wurde. Ein Zufall? Dann ist es sicher auch ein Zufall, dass die Software-Entwicklungsfirma ihren Sitz in Heikendorf hat… Das riecht nach einem weiteren Skandal im Landesfußballverband, der sich erst im vergangenen Jahr mit einem Untreue-Fall beschäftigen musste. Damals ging es um 300.000 Euro, die weg waren.

Für die Südwestclubs steht fest, dass sie sich der Entscheidung der Staffeleinteilung nicht beugen wollen. Vor allem, weil das Gremium dieser Reform und die Kreisverbände den ersten Entwurf absegneten. In Kiel setzte man sich nun darüber hinweg. An der Westküste fühlt man sich vom Verband über den Tisch gezogen. Am Sonnabend trifft man sich in Kellinghusen zu einer Sitzung. Am Montag endet die Frist beim Verband, um gegen die Einteilung vorzugehen. Wie man in Kiel darauf reagiert, bleibt abzuwarten.

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