Bad Schwartau – Ein großer Aufschrei ging nach dem Rückzug der Kreisliga-Mannschaft des VfL Bad Schwartau am vergangenen Sonntag durch die Lübecker Fußball-Szene. Noch nie trat ein Team von Riesebusch nicht zu einer Saison an. 154 Jahre nach der Gründung des Clubs muss die Fußball-Abteilung das schwärzeste Jahr angehen. Die Ostholsteiner stehen schon vor Bekanntgabe des Spielplans als erster Absteiger fest (so wie im Vorjahr der TSV Siems). Man kündigte einen Neuaufbau in der A-Klasse zur Saison 2018/19 an.

Den Schock verdauen musste erst einmal Ex-Trainer und Team-Manager Matti Meyer (Foto). Schon am Sonntag bat HL-SPORTS um ein Statement von ihm. Der Kneipier bat um etwas Zeit. Heute nun seine ausführliche Abrechnung mit dem Amateur-Fußball.

„Die Planungen für die Saison 2017/2018 waren abgeschlossen. Vier Spieler haben frühzeitig ihren Abgang bekanntgegeben. Dazu gehören Daniel Temme und Andy Nehlsen, die ihre Karriere in anderen Vereinen fortsetzen und Jan Schladetsch und Julian Wohlfahrt, die ihre aktive Karriere beenden. 15 Spieler aus dem bestehenden Kader gaben ihre Zusage für die kommende Spielzeit, dazu kamen sieben Neuzugänge. Somit wären wir mit einem 22 Mann starken Kader in die Saison gegangen. Aus mannschaftsinternen Gründen bin ich zwei Wochen vor Saisonende von meinem Amt des Trainers zurückgetreten. Wir verständigten uns jedoch darauf, dass ich meine Jungs bis zum Saisonende betreue. Einzig Kevin Knetsch und Marcel Sinn kommunizierten offen über einen Wechsel, wenn ich nicht mehr Trainer sei. Ich habe schon mal betont, dass der VfL Bad Schwartau für mich eine Herzensangelegenheit sei und ich bezeichne meine Spieler nicht umsonst als "meine Jungs". Daher besetzte ich, nach Absprache mit Mannschaft und Verein, die freigewordene Position des Teammanagers, da Dirk Eisenberg als Trainer zum TSV Pansdorf gewechselt war. Die Idee war, den Spielern eine Wohlfühloase zu schaffen. All das, was ich mir als Trainer immer gewünscht hätte. Aber das Wichtigste war, ich bleibe mit meinen Jungs stets in Kontakt, bin weiter direkter Ansprechpartner und bin weiter Kumpel, Onkel oder eben Manager. Das heißt, stets vor Ort, nur mit anderen Aufgaben. Die erste Aufgabe bestand darin einen geeigneten Nachfolger zu finden. Mit Yogi Boller konnten wir einen kompetenten und erfahrenen Mann für die Seitenlinie verpflichten. Die Mannschaft benötige bei der Vermittlung fußballerische Werte eine andere Ansprache.Mit dem Wissen, eine außerhalb des Platzes homogene Truppe zu übernehmen, sagte er schließlich für die kommende Spielzeit zu.“

Meyer weiter: „Ohne dem Trainer eine echte Chance zu geben, flatterten zwei Wochen vor Ende der Wechselfrist schriftliche Kündigungen und Wechselabsichten rein. Insgesamt sechs Spieler haben gekündigt und drei Neuzugänge würden unter diesen Voraussetzungen nicht zum VfL Bad Schwartau wechseln. Somit waren uns die Hände gebunden und waren komplett handlungsunfähig. Yogi Boller, von allen die "ärmste Sau", Klaus Alves und ich versuchten alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um noch eine spielfähige zusammenzustellen. Jedoch haben externe Spieler schon bei den Vereinen mündlich zugesagt und stehen natürlich zu ihrem Wort. Ein Lob an die übrig gebliebenen Spieler, die bis zuletzt dem Verein treu geblieben sind und die Hoffnung hatten, kommende Spielzeit mit dem VfL Bad Schwartau in der Kreisliga spielen zu können. Ihr habt das Herz rechten Fleck.“

„Ein gutes Miteinander, Solidarität und ein offener und ehrlicher Umgang sind meine Werte für ein Mannschaftssport. Was wäre passiert, hätte ich meinen Rücktritt erst nach dem 30. Juni bekanntgegeben…..???“, stellt er sich die Frage.

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Der Ex-Coach zeigt auf, was alles an so einem Verein hängt und sagt: „Über die Folgen machen sich die Spieler keine Gedanken. Ein Traditionsverein in Lübeck, wir sprechen vom Gründungsjahr 1863!!!, kann keine 1. Herren stellen. Ein Neuaufbau gestaltet sich immer schwierig, der sportliche Ruf leidet immens. Der neue Vereinswirt bangt um seine Existenz. Yogi Boller und vor allem Klaus Alves stehen wie die Deppen da. Was machen die übrig gebliebene Spieler, die teils Angebote höherklassiger Mannschaften ausgeschlagen haben?“

„Eine Zusage gibt man nicht einem Mann. Eine Zusage gibt man einem Verein. Einem Verein mit tollen Rahmenbedingungen, mit tollen Möglichkeiten und Tradition. Mit Zusagen der Spieler plant man eine ganze Saison und seine eigene Freizeit. Zusagen der Spieler sind das Fundament der Vorbereitung für die kommende Saison. Aber Worte und andere Werte haben im heutigen Amateurbereich wohl keine Bedeutung mehr. Trotz Zusage wird hinter dem Rücken mit anderen Vereinen verhandelt und wenn ich höre, dass ein Spieler bei zwei Vereinen zusagt, um dann bei einem dritten Verein zu landen, dreht sich mein Magen um. Vereinstreue, Spaß und Brüderlichkeit sind anscheinend Fremdwörter geworden. Da muss nur ein Verein um die Ecke kommen und mit Scheinen wedeln und schon ist der Spieler vom Konzept überzeugt. Wir sprechen hier über Kreisliga“, fügt er an.

Die Situation zu seinem Freund Eisenberg beschreibt er so: „Für Aufregung sorgte die Meldung, dass viele Spieler zum TSV Pansdorf wechseln. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass das nicht immer einfach ist und für Aufsehen sorgt. Ähnlich wie bei mir vor einigen Jahren gab es keine direkte Ansprache. Ich bin mit Eisi befreundet und vertraue ihm arg. Viele Spieler kennen Eisi als Trainer und wissen ihn zu schätzen. Der Stachel sitzt tief und wird eine gewaltige Narbe hinterlassen.“

Rose Kennedy hat mal gesagt: „Man sagt, die Zeit heile alle Wunden. Dem stimme ich nicht zu. Die Wunden bleiben, mit der Zeit schützt die Seele den gesunden Verstand und bedeckt ihn mit Narbengewebe und der Schmerz lässt nach, aber er verschwindet nie",“ sagt er und meint klar und deutlich zum Schluss: „Mit dem Fußball bin ich erstmal fertig. Trotzdem stehe ich Klaus Alves mit Rat und Wort zur Seite.“

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