Jahrelang wurden die Dallas Stars als Kandidat für den Stanley Cup eingestuft. Spätestens seit dem Trade für Tyler Seguin aus Boston war man offensiv sehr gut aufgestellt. Doch vor allem defensiv und im Tor haperte es Jahr um Jahr, sodass der Meister von 1999 nicht einmal annähernd in die Nähe der Trophäe kam. In diesem Sommer soll man wieder vieles besser werden und die von GM Jim Nill ausgeführten Moves versprechen tatsächlich eine ausgeglichenere Basis für Erfolg in der kommenden Spielzeit.
Ben Bishop als letzter Mann
Dass Kari Lehtonen und Antti Niemi keine NHL-Torhüter mit Top-Niveau sind, war von vornherein klar. Doch das Scheitern im Duo muss letztlich als schlechte Überraschung eingestuft werden, dass die Stars im vergangenen Jahr weit von den Playoffs im Westen fernhielt. Während Niemi in 37 Spielen einen GAA von 3.30 und eine SV% von .892 ablieferte, machte es der damalige #2-Pick Lehtonen nicht allzu viel besser. In 59 Spielen produzierte er zwar etwas bessere Werte (GAA 2.85, SV% .902), die jedoch nicht annähernd im NHL-Mittelmaß eintreffen. Der Gesamtwert von 96 Spielen unterstreicht bereits, dass der jeweilige Torhüter das Ende des Spiels öfter nicht erlebte. Folgerichtig beendeten die Stars die Saison auf dem vorletzten Platz der Central Division, mit schwachen 79 Punkten. Nur die lachhaft schlechten Colorado Avalanche liefen noch darunter ins Ziel.
Jim Nill reagierte schon vor dem Ausgang der Playoffs und holte Anfang Mai die Rechte für Ben Bishop für einen Viertrundenpick aus Los Angeles. Der langjährige Lightning-Goalie wurde anschließend für sechs Jahre verpflichtet und kassiert dabei gutes Geld. Seine Verlängerung ist Dallas 29,5 Millionen $ wert. Ende Juni wurde dann Niemi aus seinem Vertrag herausgekauft, um Platz unter der Gehaltsobergrenze zu schaffen. Obwohl die Situation mit fast 11 Millionen $ in zwei Torhütern weit von perfekt entfernt ist, löst es zumindest in der Vorstellung der Verantwortlichen in Dallas das Hauptproblem: die Leistungen des letzten Mannes. Der 30-jährige Bishop brachte zumindest im Trikot von Tampa Bay solide Leistungen, bis ihm der jüngere Andrei Vasilevsky den Rang ablief. Insbesondere seine sehr guten Playoff-Statistiken in der Vergangenheit sind genau das, was Dallas suchte und benötigte.
Gestiegene Erfolgsaussichten durch Radulov
In der Free Agency schlug Dallas schnell zu, bevor es die anderen tun konnten. Alexander Radulov und Martin Hanzal gesellen sich als Neuzugänge zu Marc Methot, der per Trade aus Las Vegas kam. Der technisch hoch veranlagte Russe Radulov, der zu seiner Zeit in Nashville noch als Problemfall galt, kommt als Familienvater aus einer starken Comeback-Saison in Montreal. Seine 18 Tore und 36 Assists brachten ihm einen Fünfjahresvertag im Wert von 31,25 Millionen $ ein. Trainer Ken Hitchcock gefallen die zusätzlichen Möglichkeiten, die seine Unterschrift bedeuten: "Ich habe sowohl in der NHL als auch international gegen Radulov gecoacht und er bringt eine hohe Intensität ins Spiel."
Er könnte exzellent in die erste Reihe eingefügt werden, in der er verglichen mit Montreal in Seguin einen hochklassigen Center erhält und mit Jamie Benn eine Point-per-Game-Maschine zur Seite gestellt bekommt. Die Chancen auf den großen Wurf steigen mit den Additionen von Radulov und Bishop nicht ganz zufällig. Mittlerweile wird den Dallas Stars eine Stanley Cup Quote von 17.00 (Stand 5. Juli) zugewiesen. Mit dem 30-jährigen Tschechen Martin Hanzal wird zudem die zweite Stürmer-Formation aufgebessert. Der Center soll wenn möglich mit Jason Spezza um die zentrale Rolle kämpfen, obwohl Hitchcock sich auch beide in einer Reihe vorstellen kann. Beispielsweise könne Spezza so Center in der Angriffszone spielen, während Hanzal die Rolle im eigenen Defensivverbund übernimmt. Die Fähigkeit, gleich zwei talentierte Spieler dieser Art aufbieten zu können, birgt demnach nicht nur Risiken.
Positive Einstellung in Dallas
Grundsätzlich ist man in Dallas im Hinblick auf die kommende Spielzeit somit äußerst positiv eingestellt. Dazu trägt auch die Verpflichtung von oben erwähntem Methot bei, der in Ottawa an der Seite von Erik Karlsson gut aussah. Ob dies hauptsächlich an ihm selbst oder seinem genialen Nebenmann lag, wird sich bei den Stars zeigen. Andere Abwehrspieler wie der schon etablierte John Klingberg oder Esa Lindell müssen ebenso 2017/18 den nächsten Schritt machen. Wenn all dies zusammen kommt und die diversen Transfers genau so funktionieren wie gewünscht, dann sind die Dallas Stars tatsächlich ein Favorit im Westen. Nashville, Chicago, Anaheim und Co. dürfen sich dann schon einmal warm anziehen.