Lübeck – Die Talfahrt der Lübeck Cougars geht weiter. Nachdem 14:27 gegen die Rostock Griffins (HL-SPORTS berichtete) ist der Football-Zweitligist weiter Halter der Roten Laterne und bleibt dabei zum siebten Mal in Folge ohne Sieg. Die Berglöwen sind somit weiter zahme Kätzchen und die Wahrscheinlichkeit, dass sie in den verbleibenden vier Partien noch einmal die Kurve bekommen, ist gering. Der Neustart ist misslungen, die Stimmung im Keller und das Tischtuch zwischen Trainer und Mannschaft scheint zerrissen. Der Umbruch ist zumindest vorerst gescheitert.
Dass es keine einfache Saison werden würde, war den Verantwortlichen am Buniamshof durchaus bewusst. Nach der verpassten Meisterschaft 2016 war der Umbruch groß. Neuer Headcoach, neues Trainerteam und viele neue Spieler sollten es richten. Doch die Abgänge von Ernest Wiggins, Jordi Brugnani und vor allem Star-Quarterback Perez Mattison wurden nicht kompensiert. Mattison-Ersatz Campbell Summerfield hat sich zwar gesteigert, ist aber dennoch eine Riesenenttäuschung. Dass mit Kamino Ward und Richard Hayes III bereits zwei Importspieler abreisten, spricht für das ungeheuerliche Pech der Lübecker. Hinzu kommt, dass Spieler wie Jamie Dale oder Daniel Richter nicht an die Leistungen des Vorjahres anknüpfen können. Lediglich Mike Kresowaty scheint das zu tun.
Denn auch Coach André Schleemann (Foto) steht in der Kritik. Der Ur-Kieler, der zuletzt die Hamburg Huskies betreute, wurde mit einem erstklassigen Coaching-Staff ausgerüstet. So unter anderem mit Timothy Speckman, einem Offensive Coordinator, der 2016 noch bei den Baltic Hurricanes aktiv war. Doch weil die Offensive hakte, musste der Amerikaner gehen. Sein Nachfolger Stefan Mau brachte zwar einen Tick mehr Schwung in den Angriff, den Turnaround schaffte aber auch er nicht. War Speckman also nur ein Bauernopfer?
Schleemann selbst bot vor wenigen Wochen seinen Rücktritt an, die Cougars-Führung lehnte allerdings ab. Dabei häuft sich vor allem intern die Kritik am Headcoach. Das Spielsystem sei zu eintönig, die Erklärungen dafür zu kompliziert und überhaupt sei Schleemanns Art der Kommunikation den modernen Maßstäben nicht mehr angemessen, heißt es aus Mannschaftskreisen. Vor allem ein „Kasernentonfall“ und unnötige Brüllerei seitens des Cheftrainers werden moniert. Kein Wunder, dass einige Spieler Konsequenzen ziehen wollen. So ist auch der Abgang von Ersatzquarterback Florian Kuhnke ein Dorn in den Löwen-Tatzen, dem es augenscheinlich an mangelnder Förderung fehlte und seine Zelte in Lübeck abbrach.
So zerschlagen sich die Hoffnungen der Cougars-Verantwortlichen, nach einem Übergangsjahr mittelfristig wieder oben angreifen zu können. Jetzt muss man am Buni aber die Scherben zusammenkehren und darauf bauen, dass man in den letzten vier Spielen noch die nötigen Punkte für den Klassenerhalt holt – auch wenn hier nur das Prinzip Hoffnung regiert. Aber egal wie die Saison ausgeht: das System Schleemann scheint gescheitert. Ist eine Trennung im Winter unausweichlich?
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