Wo es Urlauber in die Sommerfrische zieht, treffen sich Spitzenfußballer und solche, die es werden wollen, zur Vorbereitung auf die neue Saison. Das österreichische Alpenland und insbesondere Tirol locken immer mehr Nationalteams und einzelne Fußballvereine aus verschiedenen Ländern zum Training an. Statt wie dermaleinst auf heimische Hügel zu klettern oder durch Wald und Forst im eigenen Land zu rennen, setzen die Tirolfans auf eine Kombination aus Abgeschiedenheit, modernsten Anlagen und die Chance auf Freundschaftsspiele mit hochkarätigen Teams.

Zu den Anhängern des Alpentrainings gehören inzwischen die Nationalmannschaften von Holland, Spanien, Frankreich und der Tschechischen Republik. Borussia Dortmund, Borussia Mönchengladbach, 1. FC Köln, Werder Bremen, Manchester City, Genua FCF, Ajax Amsterdam, und Dynamo Kiev und mehr Spitzenclubs sind ebenfalls im Juli und frühen August in Tirol vertreten.

Gerade in England wechseln immer mehr Vereine von der Vorbereitung in heimischen Regionen zum Training in Österreich. Alpen statt Penninen, Föhrenwälder statt Yorkshire Moor und Freundschaftsspiele gegen Spitzenteams haben inzwischen die international eher unbekannten Mannschaften aus Leicester, Southampton, Watford und West Ham, aber auch Leeds United, Bradford City, Rotherham United und Huddersfield Town überzeugt.

Leeds-Trainer Thomas Christiansen aus Dänemark gehört schön längst zu den Tirolfans. In den österreichischen Bergen können die Fußballer ungestört trainieren, obwohl die größten Fans schon längst wissen, wo sie ihre Helden im Sommer sehen können und herausfinden können, wer sich während der jährlichen Transfersaison wie gut im jeweiligen Trikot macht. Und ein Freundschaftsspiel zwischen Leeds und Guiseley mag fürs Training nützlich sein, kann aber mit einem Ballwechsel mit Borussia Mönchengladbach nicht statt halten.

Anzeige
AOK

Jedes Team hat seine eigenen Trainingsmethoden, aber die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse kommen dabei auf jeden Falls ins Spiel. Wie diese Methoden aussehen ist geheim, aber die Zeiten der extremen Belastungen haben sich geändert.

Deutschlands Trainer Felix Magath war einst bei seinen Spielern berüchtigt für das rigorose Training in der Tiroler Sommerhitze. Rennen bis zum Umfallen oder bis zur Übelkeit gehörte durchaus zum Trainingsalltag. Der HSV kletterte 2007 auf den Gletscher am Ende des Ötztals, und auch andere Vereine wurden mit den in Tirol möglichen Extremsportarten vertraut gemacht.

Wieviel das Alpentrainingslager wirklich bringt und wo die Grenzen sind, mag umstritten sein. Das nordenglische Team von Huddersfield Town ist nach seiner Vorbereitung in Österreich inzwischen auf Platz 11 in seiner Liga gekommen, aber die Chancen auf einen Liga sieg werden zurzeit vom Online-Wettbüro 888sport auf 2500:1 eingeschätzt.

Fußballfans haben jedenfalls inzwischen längst die Qual der Wahl zwischen den fremden Gefilden, die im Sommer von den Clubs fürs Vorbereitungslager genutzt werden. Der englische Zweitligist Mansfield Town war im Sommer auf Malta, und Fans konnten mitreisen.  Auch Freundschaftsspiele im Ausland locken Fans an. Tottenham Hotspur trat im Sommer gegen Paris St Germain an, FC Liverpool flog für ein Spiel nach Hongkong, und Arsenal übertraf alle mit der Reisedauer – sein Ziel im Sommer 2017 war Sydney.

Gefällt Dir unsere journalistische Arbeit?

Dann unterstütze uns hier mit einem kleinen Beitrag. Danke.

- Anzeige -