Lübeck – Nach der deutlichen Auswärtsniederlage letzte Woche bei Eintracht Hagen (18:25) war der VfL Lübeck-Schwartau am Samstagabend gegen den VfL Eintracht Hildesheim unter Zugzwang. Diesem Druck konnte der VfL nicht standhalten. Am Ende mussten sie sich mit einem 25:25-Unentschieden zufrieden geben. Die Aufstiegsträume rücken in weite Ferne.
Dabei starteten die Hanseaten richtig gut in die Partie. Eine stabile Abwehr, ein konsequenter Angriff, dazu ein gut aufgelegter Dennis Klockmann im Lübecker Gehäuse waren ausschlaggebend für eine starke Kollektivleistung, die in Hagen noch total versagte. So führten die Blau-Weißen nach lediglich dreieinhalb Minuten schon mit 4:0 – und der Gästetrainer nahm die erste Auszeit für sein Team, das bis dahin komplett verschlief. In dieser muss es deutliche Worte vom Hildesheimer Coach gegeben haben, denn auf einmal drehte die Eintracht auf und der VfL ließ die Niedersachsen gewähren. Wie in der Anfangsphase dominierte nun ein Team das andere – nur die Rollen waren umgekehrt verteilt. So stand es in der 19. Minute auf einmal nur noch 9:8. Sowohl der Angriff als auch die Verteidigung ließen die noch so famose Leistung vom Beginn des Spiels vermissen.
Die Fans feuerten ihre Mannschaft dennoch weiterhin lautstark an, was sich auch auf ihre Spieler auswirkte. Die blauen Tiger rafften sich nun auf und schafften es, zu einem wichtigen Zeitpunkt kurz vor Ende der ersten Halbzeit, den Lauf der Hildesheimer zu stoppen. Gerade die Abwehr agierte wieder deutlich aggressiver und erzwang etliche technische Fehler der Gäste. Zumeist war es Thees Glabisch, der nach den weiten Bällen seiner Kollegen den Tempogegenstoß erfolgreich vollzog. Und so führten die Viertplatzierten der zweiten Liga schnell wieder deutlich 15:10. Mit einem Vier-Tore-Vorsprung von 16:12 ging es in die Katakomben.
Die zweite Halbzeit war gerade einmal etwas mehr als eine Minute alt, da war erst einmal Schluss mit Handball. Der Grund: Es tropfte von der Hallendecke auf das Spielfeld. Verantwortlich dafür waren die Schneemassen auf dem Dach der Hansehalle, die Kondenswasser bildeten. Lange musste das Spiel unterbrochen werden und die Verantwortlichen beider Mannschaften tauschten sich mit dem Schiedsrichtergespann aus, wie es weitergehen würde. Nach etwa 15 Minuten Unterbrechung wurden mit Hilfe eines Staplers (Foto) Handtücher auf die feuchten Stellen gestopft, von denen die Wassertropfen ausgingen. So konnte das Spiel nach 35 Minuten unfreiwilliger Pause doch noch fortgeführt werden.
Nach dieser unüblichen Panne starteten beide Mannschaften ausgeglichen in die Partie. Die Gäste erarbeiteten sich anschließend leichte Vorteile gegenüber den Gastgebern. Wie schon in Halbzeit eins erzielte der VfL Eintracht Hildesheim den erneuten Anschlusstreffer. Und es kam noch besser für die Niedersachsen, denn wenig später traf man zum erstmaligem Ausgleich, 20:20 hieß es auf einmal in der Lübecker Pannen-Hansehalle. Die Hanseaten schafften es nun nicht mehr sich abzusetzen, denn die Gäste blieben hartnäckig und witterten die Sensation. Allen voran Paul Twarz sorgte für verzweifelte, zeitweise sogar harmlose „blaue Tiger“. Doch Dennis Klockmann im Gehäuse der Gastgeber hielt seine Mannen im Spiel und parierte einen Siebenmeter. Julian Lauenroth traf im direkten Gegenzug nicht von der 7-Meter-Linie. Es häuften sich die Fehlwürfe, nur noch selten beförderten die beiden Teams, die nun auf Augenhöhe spielten, den Ball ins Tor. Ein Krimi bahnte sich in der Lübecker „Hansehölle“ an – mal wieder.
Als Thees Glabisch in Unterzahl einen Siebenmeter gegen den Pfosten warf, war das Schlussspektakel perfekt. Der VfL biss sich die Zähne am immer stärker werdenden Schlussmann der Gäste aus. Vier Minuten vor Schluss wurde eine erneute Blamage immer realistischer, denn die Eintracht ging das erste Mal im gesamten Spiel in Führung. Die Hanseaten jedoch antworteten postwendend, erzielten erst den Ausgleich, dann die erneute Führung – zwei Minuten vor Schluss. Die Schwartauer Fans erhoben sich von ihren Plätzen, spürten, dass ihre Jungs nun den Rückhalt brauchten. Doch Savvas Savvas, der Top-Scorer der Hildesheimer und mit 13 Toren auch in diesem Spiel unschlagbarer Top-Werfer, schien das nicht zu interessieren, knallte den Ball ins linke untere Eck. 30 Sekunden vor Schluss besaß der VfL den Ball und Trainer Torge Greve nutzte seine letzte Auszeit, um den letzten Spielzug vorzugeben. Doch seine Spieler konnten diesen nicht mehr verwerten, lediglich ein direkter Freiwurf nach der Schlusssirene brachte die letzte Möglichkeit im Spiel, doch Akermann warf gegen die Mauer. Ein verdienter Punkt für die Niedersachsen, der VfL muss wieder mit sich selbst hadern.
Immerhin: Zwei erfreuliche Meldungen gab es für den Verein Mitte der Woche doch noch. Sowohl Marino Mallwitz als auch Janik Schrader verkündeten ihre Vertragsverlängerungen. Mallwitz verlängerte seinen auslaufenden Kontrakt um ein Jahr, Schrader sogar um drei.
So spielte der VfL: Marino Mallwitz, Dennis Klockmann – Thees Glabisch (4), Julian Lauenroth (1), Pawel Genda (3), Rickard Akermann (5), Fynn Ranke (1), Martin Waschul (1), Jan Schult (4), Sebsatian Damm, Steffen Köhler (1), Janik Schrader, Tim Claasen, Christoph Schlichting, Jasper Bruhn, Antonio Metzner (5)
Spielfilm: 5:1 (5.), 6:4 (11.), 9:8 (17.), 12:9 (24.), 16:12 (30./Halbzeit), 17:16 (36.), 21:19 (43.), 23:23 (53.), 25:25 (60./Ende)
Zuschauer: 1933 in der Lübecker Hansehalle