Lübeck – In Deutschland versterben jährlich rund 65.000 Menschen am plötzlichen Herztod. Auch deshalb, weil Laien als Ersthelfer vor Ort häufig nur unzureichend reanimieren oder aus Angst vor Fehlern lieber gar nichts machen. Nur etwa 30 bis 35 Prozent der Zeugen eines Herzkreislaufstillstandes führen eine Herzdruckmassage durch. Eine Sofortmaßnahme, ohne die der/die Betroffene kaum Überlebenschancen hat. Das muss dringend geändert werden! Dazu haben der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und die Deutsche Herzstiftung (DHS) gemeinsam im Herbst 2015 das Gemeinschaftsprojekt „LEBENSRETTER SEIN“ gestartet: ein Projekt, im Rahmen dessen Laien-Reanimationsschulungen für FußballerInnen durchgeführt werden. Eine solche Schulung findet am Montag, 16. April auch auf der Lohmühle statt und richtet sich an alle aktiven VfB-Kicker.
Warum eine Initiative zur Laienreanimation bei Fußballspielern?
Plötzliche Todesfälle auf dem Sportplatz, besonders im Profisport, verfolgen die Medien mit besonderer Aufmerksamkeit. Enorm ist das Medieninteresse, wenn prominente junge Sportler wie 2012 der italienische Fußballprofi Piermario Morosini oder 2004 der ungarische Fußballnationalspieler Miklós Fehér betroffen sind. Beide erlitten während eines Spiels einen plötzlichen Herzkreislaufstillstand und starben noch auf dem Spielfeld. Trotz der hohen medialen Präsenz dieser Todesfälle im Profifußball: Der plötzliche Herztod ist bei augenscheinlich „gesunden“ und leistungsfähigen Sportlern ein seltenes Ereignis, nimmt allerdings im Alter zu.
Fußballspielen im höheren Alter ist daher neben verschiedenen gesundheitlichen Vorteilen auch mit Risiken verbunden. „Daher empfehlen wir den aktiven Ü-Fußballern regelmäßige ärztliche Tauglichkeitsuntersuchungen, um ihre individuelle Gefährdung zu minimieren“, unterstreicht Prof. Dr. med. Tim Meyer, Vorsitzender der Kommission Sportmedizin des DFB und Mannschaftsarzt der Fußball-Nationalmannschaft. „Darüber hinaus verfolgen wir gemeinsam mit der Deutschen Herzstiftung eine Initiative, die grundsätzlich die Bereitschaft zur Laienreanimation in dieser Zielgruppe fördern und den korrekten Umgang mit denkbaren tragischen Ereignissen eines Herzkreislaufstillstandes schulen soll“, so Prof. Meyer weiter.
Darüber hinaus werden positive Nebeneffekte wie die Stärkung des Verantwortungsbewusstseins der Fußballer für die Sicherheit ihrer Mannschaftskollegen und anderer Menschen im Vereinsumfeld sowie des Zusammenhalts innerhalb der Mannschaft und des Vereins erwartet. Wer in Wiederbelebungsmaßnahmen ausgebildet ist, ist nicht nur ein potenzieller Lebensretter und ein Wissensvermittler („Multiplikator“) für die Einweisung von anderen Personen in die Wiederbelebung. Er/Sie übernimmt darüber hinaus Verantwortung für andere, unterstützt das Ziel einer Gemeinnützigkeit und entspricht damit den Idealen eines öffentlich-rechtlichen Vereins.
Wiederbelebung wie selbstverständlich beherrschen
„In vorgesehenen Kurzschulungen werden Fußballer in die Lage versetzt, jederzeit bei Herzkreislaufstillständen im Bereich ihrer Sportstätten Wiederbelebungsmaßnahmen, einschließlich der Anwendung des Automatisierten Externen Defibrillators (AED), einzuleiten und diese bis zum Eintreffen eines professionellen Rettungsdienstes fortzusetzen“, erläutert Notfallmediziner Prof. Dr. med. Dietrich Andresen, Vorstandsmitglied der Deutschen Herzstiftung. Das Schulungsangebot bestehend aus einem einmaligen Kurs durch einen Herznotfall-Spezialisten der Deutschen Herzstiftung mit ca. 10-15 Teilnehmern bei einer Dauer von ca. 90 Minuten richtet sich an Fußballer (m/w) in höherem Lebensalter (Ü-Fußball).
Die Initiatoren dieses Projektes sind überzeugt, dass sich die Laienreanimation mit Hilfe flächendeckender Schulungen zu einer Notfallmaßnahme etablieren lässt, die dann von jedem Laienhelfer wie selbstverständlich beherrscht wird. „Nur so kommen wir unserem Ziel näher, dass innerhalb der nächsten drei Jahre bei mindestens bei 80 Prozent aller Menschen, die einen beobachteten Herzkreislaufstillstand erleiden, eine qualitativ hochwertige Laienreanimation durchgeführt wird“, betont Kardiologe Prof. Andresen. „Wir setzen auf die Eigenverantwortung der Spieler und bieten Hilfe zur Selbsthilfe, die ihnen nicht nur im Verein, sondern auch in der Familie oder am Arbeitsplatz zugutekommt.“
Ein kostenloses Herznotfall-Infopaket der Deutschen Herzstiftung unter www.herzstiftung.de/herznotfall-set.html kann auch angefordert werden bei: Deutsche Herzstiftung, Bockenheimer Landstr. 94-96, 60323 Frankfurt, Tel. 069 955128400.
Häufige Fragen zum richtigen Verhalten bei Herzstillstand werden beantwortet in dem Experten-Beitrag „Können Sie noch reanimieren? Vier Dinge, die jeder wissen sollte“ unter www.herzstiftung.de/herz-lungen-wiederbelebung.html