Timmendorfer Strand – In der Oberliga Nord mussten der EHC Timmendorfer Strand die vierte Heimniederlage der Saison hinnehmen. Gegen die Hannover Indians unterlagen die Beach Boys mit 2:5 (1:2, 1:1, 0:2).
Schon rund eine Stunde vor Spielbeginn feierten die 1523 Eishockeyfans eine Eishockeypartie aller erster Güte. Vor allem die rund 700 mitgereisten Fans aus Hannover, darunter 500 Zuschauer die mit dem Sonderzug angeereist, sorgten für eine erstligareife Atmosphäre, die schon eine gute Stunde vor Anpfiff zu spüren war. "Wir sind alles Eishockeyfans" wurde von Fans beider Seiten angestimmt und selbst im letzten Drittel schwappte die La-Ola-Welle durch das ETC. Die Gesänge und das gemeinsame Feiern zeigten eindrucksvoll, wie sportliche Rivalität auch ausgelebt werden kann. Nebenbei waren die 1523 Zuschauer neuer EHCT-Vereinsrekord.
Sportlich erlebten die Beach Boys-Fans schon bei der Aufstellung die eine oder andere Überraschungen. So kehrten André Gerartz, Dennis Overbeck und Christopher Röhrl nach Verletzungen wieder auf das Eis zurück, dazu saß Björn Reinke als Backup für Matthias Rieck auf der Bank.
Die Partie begann zäh, beiden Mannschaften war der Respekt voreinander deutlich anzumerken. Erst nach rund sieben Minuten ergaben sich erste Gelegenheiten. So scheiterten Christian Herrmann und André Gerartz aus aussichtsreichen Positionen am starken Jimmy Hertel im Hannoveraner Tor. In der 12. Minute war dann aber auch Hertel geschlagen. Die Beach Boys spielen ein Überzahlspiel geduldig aus und Patrick Saggau fasste sich dann ein Herz. Sein Schuss wurde noch von einem Hannoveraner abgefälscht und schlug unhaltbar im Kasten von Hertel ein. Die Führung war zu diesem Zeitpunkt völlig verdient. Die Indians schlugen aber schnell zurück. Nur dreieinhalb Minuten nach dem Führungstreffer unterlief Christian Herrmann ein folgenschwerer Scheibenverlust. Frank Richardt reagierte am Schnellsten, spielte die Scheibe in die Mitte auf Jeffrey Keller und der schloss mit einem Flachschuss zum 1:1 ab. Nun waren die Beach Boys in der Defensive und mussten in der 18. Minute dann sogar erstmals einen Rückstand hinnehmen. In Überzahl kam Armin Finkel zum Abschluss und brachte die Indians glücklich mit 2:1 in Führung. Da die Beach Boys sehr oft ihren Meister in Hertel fanden, stand dieses Ergebnis auch nach 20 Minuten.
Drittel Nummer zwei sah dann konzentrierte Beach Boys, welche die Indianer weg von ihrem Tor hielten und nach vorne Akzente setzen konnte. Aber allzuoft war der glänzende Hertel im Gehäuse der Indians die Endstation. Sowohl Patrick Saggau, als auch Kenneth Schnabel scheiterten in bester Schussgelegenheit. So dauerte es bis zur 29. Minute, ehe André Gerartz die Partie ausgleichen konnte. Erstmals zeigte Hertel Schwächen beim Stellungsspiel und ließ einen SChuss von Herrmann nach vorne prallen. Rückkehrer Gerartz sagte danke und staubte zum verdienten 2:2-Ausgleich ab. Nur drei Minuten später jubelten wieder die Timmendorfer Fans, denn die Scheibe landete im Netz der Indians. Doch der Torschrei blieb den Zuschauern im Halse stecken, denn die Schiedsrichter erkannten den Treffer von Schnabel wegen hohen Stocks nicht an. Eine vertretbare Entscheidung des Schiedsrichtergespanns um Thomas Gemeinhardt und Rainer Köttstorfer, denn beim Abstauber nach einem Saggau-Schuss war die Kelle von Schnabel in der Tat zu hoch. In der Folge ließen die Kräfte bei den Beach Boys spürbar nach und auch die Konzentration sank merklich. So kam Hannover zu weiteren Chancen. Unter anderem rettete Rieck ganz stark gegen Sanders. In der 40. Minute war es dann Maximilian Pohl, der die Indians in Führung schoss. Nach einem kapitalen Bock in der Defensive legte Gass auf den Verteidiger zurück und der drosch die Scheibe völlig freistehend in den Winkel. Mit dem Spielstand von 2:3 aus Sicht der Beach Boys ging es dann in die zweite Pause.
Der letzte Spielabschnitt begann, wie der Letzte endete: mit einem Tor von Maximilian Pohl. Freistehend an der blauen Linie schoss der Verteidiger, der vor sechs Wochen Jason Horst schwer verletzte, die Scheibe über die Schulter von Matthias Rieck zum 4:2 ins Netz. Goalie Rieck machte dabei keine glückliche Figur. Den Beach Boys fehlte die Kraft um nochmal zu attackieren. Immer wieder rannten sie sich fest und nur vereinzelt wurde man nochmal gefährlich. Auf der Gegenseite hatte man bei einem Pfostentreffer Glück, als Koziol nur das Gestänge traf. In der 55. Minute machte dann Brendan Sanders den Deckel auf diese Partie. Der Kanadier wurde beim Tänzchen durch die Timmendorfer Zone nicht angegriffen und fuhr gegen Matthias Rieck hinters Tor. Der sogenannte Bauerntrick gelang und Sanders schloss zum 5:2 ab. Sowohl die Defensive als auch Goalie Rieck sahen nicht gut aus. Die Indians spielten das Spiel souverän runter und gewannen am Ende sicherlich verdient, wenn auch um ein oder zwei Tore zu hoch. Nach dem Spiel wurden die Indianer von ihren Fans minutenlang gefeiert, doch auch die Beach Boys konnten sich den verdienten Applaus für ein schönes Spiel abholen.
Für die Beach Boys, die Marc Vorderbrüggen mit Verdacht auf Handbruch nach einem Drittel verloren, geht es nun in den kommenden Spielen darum den vierten Rang abzusichern. Dazu muss man die machbaren Gegner Crocodiles Hamburg (kommenden Freitag 20 Uhr) und Ritter Nordhorn (kommenden Sonntag 18 Uhr) schlagen.
Statistik: 1:0 P. Saggau (12./ÜZ), 1:1 J. Keller (15.), 1:2 Finkel (18./ÜZ), 2:2 Gerartz (29.), 2:3 Pohl (40.), 2:4 Pohl (41.), 2:5 Sanders (55.)
Strafen:
Timmendorf 6 – Hannover 8
Zuschauer: 1523
Stimmen zum Spiel:
Patrick Saggau: "Wir haben stark angefangen und zum Ende stark nachgelassen. Wir mussten aber den letzten zwei Wochen kräftemäßig Tribut zollen und das hat man in den letzten Minuten gesehen."
Peter Willmann: "Ich möchte mich bei unseren Fans bedanken, die uns fantastisch unterstütz haben. Auch dank Ihnen haben wir diese Partie gewonnen."
Sven Gösch: "Es hat Spaß gemacht vor dieser Kulisse zu spielen. Der beste Mann bei Hannover war Jimmy Hertel, auch wenn am Ende der Sieg sicherlich in Ordnung geht."