Kiel – Beim Relegations-Verlierer Holstein Kiel wird es in der kommenden Saison nicht nur einen neuen Trainer mit Tim Walter geben, sondern auch eine etwas andere Mannschaft. Viele Abgänge sind nach dem Scheitern des Bundesliga-Aufstiegs im Gespräch.
Zweitliga-Torschützenkönig Marvin Ducksch (FC St. Pauli), Tom Weilandt (VfL Bochum), Christopher Lenz (Union Berlin), Amara Conde (VfL Wolfsburg), Aaron Seydel (FSV Mainz) und Max Besuschkow (Eintracht Frankfurt) dürften zu ihren Vereinen zurückkehren. Dass man einen von ihnen halten kann, ist eher unwahrscheinlich. Am schmerzlichsten wird man Ducksch (Foto) vermissen, der sich mit 18 Treffern die Saisonkrone aufsetzte.
Ebenso locken Interessenten für andere Störche. Kapitän Rafael Czichos soll anscheinend seinem Trainer Markus Anfang zum 1. FC Köln folgen. Dominick Drexler steht ebenfalls bei einigen namenhaften Clubs auf dem Wunschzettel. Der VfB Stuttgart, Werder Bremen und englische Vereine sollen ihn im Visier haben. Alle haben zwar noch Vertrag, doch wenn die Millionen winken, wird man an der Förde vermutlich nicht nein sagen.
Insbesondere weil die „Störche“ ein neues „Nest“ bekommen sollen. Der Ausbau des Holstein-Stadions von 10.000 auf 15.000 Zuschauer wird in den nächsten Tagen beginnen. Nun setzt man in Kiel aufs Ganze und möchte mehr. „25.000 bis 28.000 Zuschauer, das ist die Größe des Stadions, das wir uns wünschen, meinte Holsteins Geschäftsführer Wolfgang Schwenke und beziffert die Kosten auf etwa 70 Millionen Euro. Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) zeigte sich begeistert, meinte in der Halbzeitpause: „Wir wollen dauerhaft Bundesliga-Fußball in Schleswig-Holstein möglich machen.“ Seine Landesregierung möchte die Förderung für Sportstätten in Schleswig-Holstein von derzeit 7 Millionen Euro auf 17 Millionen Euro erhöhen. Hauptnutznießer würde vermutlich der Zweitligist sein. Günther weiter: „Was Spieler, Trainer, Betreuer und Verantwortliche in dieser Spielzeit vollbracht haben, ist beeindruckend und hat meine größte Anerkennung.“ Landtagspräsident Klaus Schlie (CDU) nannte die Spieler „Holstein-Helden“. „Ihr seid ein Vorbild für alle jungen Menschen, für alle Sportler in Schleswig-Holstein.“
Auch aus dem Rathaus kamen weitere Signale, denn Oberbürgermeister Ulf Kämpfer sagte seine Unterstützung ebenfalls zu.
Doch bei der ganzen Euphorie muss die KSV nun ihr Fußballwunder wiederholen. Sportdirektor Ralf Becker könnte dabei ebenfalls fehlen, wie auch Anfang und Teile des Teams. Er wird mit dem Hamburger SV in Verbindung gebracht. Zu einem dortigen Engagement gab es bisher kein Dementi von ihm. Holstein muss nun aufpassen, dass es nicht den Relegations-Fluch erwischt. Schlimme Erfahrungen haben dabei in den vergangenen zwei Jahren der Karlsruher SC und jüngst Eintracht Braunschweig gemacht. Während die Badener sich nach der verlorenen Bundesliga-Relegation gerade so eben noch ein Jahr in der 2. Liga hielten und erst danach sang- und klanglos abstiegen, erwischte es die Braunschweiger in diesem Jahr. Noch vor zwölf Monaten waren sie in der Situation von Holstein Kiel, scheiterten ebenfalls am VfL Wolfsburg.