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Lübeck – Gut anderthalb Jahre nach dem Umbruch befinden sich sowohl Mannschaft als auch Umfeld der Travemünder Raubmöwen auf einem vielversprechenden Weg. Der Abstieg aus der 2. Bundesliga war schmerzhaft, aber einkalkuliert. Über einen möglichen Wiederaufstieg sprachen wir mit Trainer Thomas Kruse und Teammanager Frank Barthel. Zuvor aber wollen wir einen Blick zurück auf die sehr erfolgreiche Hinrunde werfen.

Nach neun Spielzeiten 2. Bundesliga, die letzte davon mit nur drei Siegen und einem Unentschieden, war die wahre Travemünder Leistungsstärke nur schwer einzuschätzen. Alle Prognosen zusammengenommen wurde dem Team von Thomas Kruse und Tanja Volkening eine Platzierung zwischen drei und acht zugetraut.

Nach der Hälfte der 26 auszutragenden Spiele liegen die Raubmöwen im Windschatten des Buxtehuder SV aussichtsreich auf Rang zwei. Eben gegen diesen BSV gab es eine der beiden bisher einzigen Niederlagen. Buxtehude brachte mit einem wie an der Schnur gezogenen Stellungsspiel den Travemünder Fluss eine Halbzeit lang ins Stocken. Zu spät erkannte der TSV, dass den Buxtehudern mit schnellem und druckvollem Handball sehr wohl beizukommen war. Die sehenswerte Aufholjagd vom 7:14 bis hin zum zwischenzeitlichen 24:24 wurde nicht belohnt. Travemünde verlor mit 26:28 und stand nach zwei Spieltagen mit einem ausgeglichenen Punktekonto da. Zuvor gab es einen klaren 32:23-Auftakterfolg in Schwerin.

Eine Richtung war bis dahin also noch nicht zu erkennen. Das sollte sich in den Wochen danach ändern. Fünf Siege in Serie katapultierten die Raubmöwen bis auf den zweiten Platz. Hervorzuheben sind dabei das 28:24 gegen den von seiner Abwehrstärke lebenden Frankfurter HC und natürlich der „Phantom-Tor“-Sieg beim Berliner TSC. Bei 37:29-Erfolg wurden dem TSV zu Unrecht zwei zusätzliche Treffer zugesprochen. Berlin legte zunächst Protest ein, zog diesen schließlich allerdings wieder zurück.

Am 2. November 2013 musste Kapitänin Leonie Wulf (auf dem Foto rechts) mit ihren Mannschaftskameradinnen die zweite Niederlage einstecken. Das wäre nicht weiter schlimm gewesen, doch das 28:32 im ewigen Prestigeduell in Wismar schmerzte.

So grau der November begann, er wurde noch herbstlich golden. Die Raubmöwen regenerierten sich schnell mit einem 32:25 gegen den SHV Oschatz. Ohne eigenes Dazutun war der TSV am 21. November erstmals Tabellenführer der 3. Liga Ost. Zu verdanken war dieses dem HC Leipzig II, der ein wenig überraschend in Buxtehude gewinnen konnte. Das war schön, aber noch nicht wirklich befriedigend. Erst das eine Woche später folgende Toppduell in Leipzig ließ den Stern der Raubmöwen um einiges heller erstrahlen. Das 34:26 war sehr beeindruckend, spätestens nach dieser Handballdemonstration blickten die Augen der Ligakontrahenten respektvoll in Richtung Ostsee.

Trotz all dieser Erfolge bremste Kruse regelmäßig die Erwartungshaltungen von Außen und auch innerhalb der eigenen Mannschaft: „Wir lernen jede Woche dazu und sind noch lange nicht an unserem Limit angelangt.“ Gerade nach dem grandiosen Sieg in Leipzig war der Coach gespannt, wie sich sein Team gegen das abgeschlagene Schlusslicht Brandenburg-West behaupten würde. Es mag eine Vorahnung gewesen sein, die Kruse beschlich. Die Leistung gegen Brandenburg war jedenfalls weit weg von der, die den TSV Travemünde in den Monaten zuvor so ausgezeichnet hatte. Es reichte zu einem 28:24, immerhin ein Beleg dafür, dass auch schwache Spiele gewonnen wurden.

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Verbessert wurden die beiden letzten Aufgaben gelöst. Es standen die beiden Landesderbys in Owschlag und zu Hause gegen Aufstiegsfavorit Henstedt-Ulzburg an.

Beide Begegnungen verliefen äußerst knapp. In Owschlag reichte es zu einem 30:29; hier war der größere Wille ausschlaggebend. Ähnlich verlief es  gegen den SVHU, der gleich mit vier ehemaligen Raubmöwen nach Travemünde reiste. Gerade in kämpferischer Hinsicht war dieses Duell ganz weit oben anzusiedeln. Die Raubmöwen besaßen einmal mehr den längeren Atem und setzten sich hauchdünn mit 31:30 durch.

Trotz dieses Sieges verlor der TSV Travemünde die Tabellenführung wieder an Buxtehude, dass sich dank des besseren Torverhältnisses die Herbstmeisterschaft sicherte. Für Kruse stellte der Verlust der Spitzenposition schon direkt nach dem Spiel gegen Henstedt-Ulzburg keinen Grund zur Ärgernis dar: „Ganz im Gegenteil, ich persönlich bin froh, dass damit ein wenig Druck von der Mannschaft genommen wurde. Wir gehen sehr optimistisch in die Rückrunde.“

Gleichwohl macht Kruse die endgültige Zielausrichtung vom Start in die Spiele nach der Winterpause abhängig: „Wir haben ein vermeintlich leichtes Auftaktprogramm. Sollten wir da erfolgreich sein, werden wir uns endgültig festlegen. Zunächst aber ist es wichtig, dass sich unsere Mannschaft noch mehr als bisher mit der Favoritenrolle vertraut macht. Denn als Favorit werden wir in fast jede Begegnung gehen, das muss uns allen klar sein.“

Um einen möglichen Wiederaufstieg in die 2. Bundesliga bewerkstelligen zu können, müssen natürlich auch die wirtschaftlichen Voraussetzungen gegeben sein. Hierzu kann Teammanager Frank Barthel eine leicht positive Tendenz vermelden: „Im Januar werden wir uns zusammensetzen und einen Etat sowohl für die 3. als auch für die 2. Liga planen. Im Vergleich zur äußerst kritischen Phase im Sommer, als uns das Wasser bis zum Hals stand, geht es uns ein Stück besser. Wir befinden uns noch lange nicht im Grünen Bereich, auch der Etat für die laufende Saison ist noch nicht endgültig gedeckt. Aber der sportliche Erfolg und nicht zuletzt das positive Image, das sich die Raubmöwen erarbeiten konnten, haben für noch mehr Aufmerksamkeit bei möglichen Unterstützern gesorgt. Ob wir tatsächlich für beide Ligen melden werden, entscheiden wir bis zum Stichtag am 31. März.“

Bis dahin stehen noch 13 sportliche Hürden im Weg. Die erste davon soll am kommenden Sonntag überwunden werden, wenn der SV Grün-Weiß Schwerin am heimischen Steenkamp herausgefordert wird.

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