Lübeck – Ohne Schiri geht es nicht! Das wissen auch viele Vereine und haben Sorge um ihren Nachwuchs. So geht es vielen Vereinen im Land, aber auch in Lübeck mussten viele Clubs zu Beginn der Saison Punktsanktionen hinnehmen, da sie nicht ausreichend Schiedsrichter melden konnten. Dabei steht der Lübecker Kreisverband, im Verhältnis zu anderen Vereinen in anderen Kreisen, recht gut da. Trotzdem hakt es und es werden neue Unparteiische gesucht. Nun gibt es wieder die Möglichkeit, sich für so einen Anwärterlehrgang (ab 18. Januar) anzumelden.
Grund genug für HL-SPORTS mal Lübecks Nachwuchsschiris selbst einmal zu Wort kommen zu lassen und den 23. Mann in den Vordergrund zu stellen. Im Interview trafen wir Alexander Roppelt und Maximilian Deeg und Boris Hoffmann, der den 25-köpfigen Perspektivkader der Schiedsrichter führt.

Alexander Roppelt (Foto links) ist 16 Jahre alt und geht in die 11. Klasse eines Lübecker Gymnasiums. Die A-Klasse der Herren und die B-Jugend-Verbandsliga-Spieler kennen den jungen Schiri, der zusammen auch als Assistent bei Rene Klausutis in der Herren-Verbandsliga an der Linie steht. Neben dem schiedsrichtern trifft er sich gerne mit Freunden, zockt auf der Spielekonsole und kickt gelegentlich selbst noch gegen das Leder. Alexander Roppelt ist seit 2013 Schiedsrichter.

Der ebenfalls 16-jährige Maximilian Deeg (Foto rechts), Assistent in der Kreis- und Verbandsliga, ist schon etwas länger dabei, nämlich seit Februar 2012. Selbst zur Pfeife greift er in der B-Jugend-Verbandsliga und spielt gerne in seiner sonstigen Freizeit, wenn er nicht gerade als „Man in Black“ unterwegs ist, mit Freunden Fußball. Der Elftklässler eines Lübecker Gymnasiums unternimmt aber auch gerne etwas mit seinen Schiri-Kollegen aus dem Perspektivkader von Hoffmann.

HL-SPORTS:
Warum habet ihr euch für die Schiedsrichterei entschieden?

Alexander Roppelt:
Ich bin Schiedsrichter geworden, weil ich die davor 10 Jahre selber Fußball gespielt habe und dann mal die andere Seite des Fußballs kennenlernen und die Sicht des Schiedsrichters sehen wollte. Darum habe ich 2013 den Anwärterlehrgang gemacht.

Maximilian Deeg:
Bei mir war das so, dass viele aus meiner Familie ebenfalls Schiedsrichter sind bzw. waren. So hab ich mich schon früh dafür interessiert und irgendwann hab die Ausschreibung für den Anwärterlehrgang bei uns im Verein gesehen und war sofort überzeugt, dass ich das machen wollte.
Ich hab bestanden und muss sagen es war eine super Entscheidung. Der Zusammenhalt unter den Schiedsrichtern ist einfach großartig. Man kann sich aufeinander verlassen und hat auch super Aufstiegschancen.

HL-SPORTS:
Zusammenhalt ist ein gutes Stichwort und auch, dass ihr selbst gespielt hat. Sieht man das jetzt als Schiri anders und hat man so mehr Verständnis für die Spieler? Letztendlich seid ihr auf dem Platz ja auf euch alleine gestellt oder wie seht ihr das?

Maximilian Deeg:
Ich habe bis zur C-Jugend ebenfalls selber gespielt und man kann schon sagen, dass ich als Schiedsrichter durch die Erfahrung als ehemaliger Fußballer die Spieler besser verstehe, da man ja auch auf dem Rasen stand und diese Situation kennt.

HL-SPORTS:
Stichwort Zusammenhalt; sprecht ihr im Team über die Spiele und eure Erfahrungen und wie sehr bringen sich die erfahrenen Schiris bei euch ein?

Alexander Roppelt:
Auf jeden fall! Wir sprechen oft über Spiele im Team. Besonders über knifflige Situation, die man in den letzten Spielen erlebt hat. Oft analysiert man diese und erkennt seine Schwächen und kann diese dann besser umsetzen.  Besonders im Perspektivkader wird einem schnell und effektiv weitergeholfen. In dieser Gruppe helfen uns auch die erfahreneren Schiedsrichter, unter anderem auch Boris, sehr gut.

HL-SPORTS:
Was macht am Schiedsrichtern so viel Spaß?

Maximilian Deeg:
Jedes Spiel ist anders. In jedem Spiel wird man anders und gefordert und verlangt volle Konzentration. Diese Herausforderung jedes Wochenende aufs Neue, ist der Reiz am pfeifen und das macht es auch aus. Auch außerhalb des Platzes. Schiedsrichter zu sein, bedeutet nicht nur pfeifen, es sind auch die Lehrabende, der Perspektivkader und die gemeinsamen Unternehmungen. Die Gemeinschafft ist toll!

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HL-SPORTS:
Als Spieler schießt man Tore, als Torwart hält man seinen Kasten sauber. Was für Lorbeeren kann man als Schiedsrichter bekommen oder ist euch das nicht wichtig?

Maximilian Deeg:
Viele sehen beim Wort „Schiedsrichter“ oft nur Geld, aber das ist meiner Meinung nach unwichtig.
Dieses Gefühl beispielsweise beim REWE-Stockhausen-Cup, wenn sich Fortuna Düsseldorf und Mainz 05 gegenüber stehen, ist unbeschreiblich. Wichtig für uns, gerade im Perspektivkader, ist ein gutes Auftreten und guter Zusammenhalt. Wir haben gelernt uns selber kritisch zu analysieren und auch Fehler einzugestehen, was alles Anfangs nicht so leicht war. Wenn das alles stimmt und dazu noch die Leistung passt, dann hat man die Chance, zu so großen und wichtigen Turnieren zu fahren oder Spiele zu pfeifen. Durch diese öffentliche Wirkung kann man sich z.B. mit den Trainern nach dem Spiel auf einer sachlichen Ebene verständigen und wird auch ernst genommen. So etwas bringt natürlich Spaß. Leider gibt es noch einige Trainer, die uns Schiedsrichter, vielleicht aufgrund des Alters oder einfach wegen der Tatsache, dass man Schiedsrichter ist, nicht ernst nehmen oder auch gar verachten. Aber das ist eine neue Herausforderung für uns mit der wir uns auseinandersetzen und die wir meistern.

Alexander Roppelt:
Doch, natürlich! Als Schiedsrichter muss man auf dem Platz ein Fußballspiel nach den vorgegebenen Regeln leiten. Dies ist nicht immer einfach! Die Partie erfolgreich zu leiten ist eigentlich schon ein Erfolg. Außerdem: Wir, als Nachwuchsschiedsrichter bekommen jetzt schon „Coachings“, in denen wir von erfahrenen Schiedsrichtern beobachtet werden. Nach dem Spiel analysiert man zusammen das Spiel und die Leitung. Ein erfolgreiches „Coaching“  ist mir natürlich wichtig. Die Folge ist dann das, was Max erwähnt!

HL-SPORTS.
Was sind eure ziele in der Schiedsrichterei und was könnt ihr vielleicht Interessenten mit auf den Weg geben?

Maximilian Deeg:
Ein dauerhaftes Ziel ist sich immer zu verbessern. Man darf sich nie auf „Erfolgen“ ausruhen. Man muss immer weiter an sich arbeiten! Ein großes Ziel dieses Jahr ist beim OBI-Hilden Cup in Düsseldorf, einem internationalen B-Jugend-Turnier, eine super Leistung zu erbringen und jedes Spiel zu genießen!

Alexander Roppelt:
Mein nächstes Ziel ist Düsseldorf! Dort ein niveauvolles Turnier pfeifen und gute Leistungen bringen! Außerdem erstmals Bundesliga-Mannschaften kennen lernen zu dürfen ist unglaublich! Das ist so mein kurzfristiges Ziel. Was danach noch kommt und alles weitere, lass ich auf mich zukommen.

HL-SPORTS:
Vielen Dank an Alexander Roppelt und Maximilian Deeg für dieses Interview. Die Abschließenden Fragen gehen an Boris Hoffmann, der interessiert bei seinen Schützlingen zuhörte.
Ab wann kann man Schiedsrichter werden und wieviel Zeit muss man aufwenden?

Boris Hoffmann:
Ab 12 Jahren könnte man, ab 14 macht es Sinn. Kommt drauf an. Man muss im Jahr mindestens zwölf Spiele geleitet und acht Lehrabende besucht haben. Die Schiedsrichter im Perspektivkader sind mehrmals in der Woche als Schiedsrichter und Schiedsrichterassistenten im Einsatz. Zusätzlich trainiert man alle 14 Tage und macht auch in der Freizeit viel zusammen.

HL-SPORTS:
Wo und wie kann ich mich anmelden, wenn ich jetzt auch Schiedsrichter werden möchte und wann sind die Kurse.

Boris Hoffmann:
Bisher haben wir sensationelle 39 Anmeldungen und es sind noch wenige Restplätze frei. Anmelden kann man sich per E-Mail (Hoffmann@kfv-luebeck.de) und von mir das Meldeformular anfordern Zwei Passbilder besorgen und dieses mir bis zum jetzigen Wochenende zukommen lassen. Außerdem am Samstag, den 18. und Sonntag, den 19. Januar sowie Samstag, den 25. und Sonntag, den 26. Januar jeweils von 10.00 Uhr bis 16.00 Uhr Zeit und Lust auf Fußball haben. Den Rest vermitteln wir vom Schiedsrichterausschuss an diesen Tagen auf der Sportanlage Riesebusch in Bad Schwartau.

HL-SPORTS:
Vielen Dank auch an Boris Hoffmann und viel Spaß bei dem neuen Anwärterlehrgang.

Im Übrigen gilt die Möglichkeit der Schiedsrichterei nicht nur für Jungs, auch Mädchen sind natürlich ebenfalls herzlich willkommen. Sechs Schiedsrichterinnen zählt die Mannschaft der Lübecker Unparteiischen bis jetzt.

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