Hamburg – Der 2:1-Auswärtssieg des Hamburger SV am Freitag bei Darmstadt 98 war zwar knapp, aber hochverdient. Grund zur Freude hatte die Mannschaft und insbesondere Lewis Holtby, der nach dem Führungstreffer direkt zu seinem Coach Christian Titz (Foto) lief und mit ihm zusammen jubelte. Dass die Verbindung zwischen beiden eine ganz besondere ist, weiß man nicht erst seit neuestem. Titz holte den Mittelfeldspieler nach seiner Amtsübernahme am Volkspark zurück ins Team, stärkte ihm den Rücken. Holtby gab ihm nach dem St. Pauli-Unentschieden diese Gefühl zurück und polterte gegen entsprechende Medienkampagnen, die dem 47-Jährigen das Wasser abgraben sollte. Diese Diskussionen sind nun erst einmal vorbei. Der HSV steht vor den Sonntagsspielen auf dem zweiten Platz und kann maximal vor der Länderspielpause einen Rang fallen.
Nach dem Darmstadt-Spiel sagte Titz: „In erster Linie bringt uns der Sieg drei Punkte. Aber natürlich war es darüber hinaus auch wichtig für die Köpfe, nach drei sieglosen Spielen wieder einen verdienten Erfolg einzufahren. Es ist im Laufe einer Saison normal, auch mal eine Phase zu haben, in der nicht alles so reibungslos funktioniert oder in der mal die Ergebnisse ausbleiben. Diese Ausschläge nach unten hatten wir zuletzt. Wichtig ist dann, diese Erlebnisse gemeinsam zu verarbeiten und gemeinsam durch diese Phase durchzugehen. Das haben wir getan, spielerisch eine sehr gute Reaktion gezeigt und darüber hinaus auch wieder ein Ergebnis geliefert. Das war wichtig. Insofern war der Sieg schon sehr bedeutungsvoll für uns.“
Für die Hamburger ist es nach den vielen Jahren des Abstiegskampfes in der Bundesliga eine andere Sachen, nun der Favorit zu sein. Auch wenn es „nur“ die 2. Liga ist, muss das jüngste Team der drei Profiligen damit erst einmal wachsen. „Es ist neu für die meisten Spieler, deshalb ist mir wichtig, dass wir dies bei der Bewertung nicht außer Acht lassen. Die Mannschaft muss sich mit dieser für sie neuen Situation auseinandersetzen. In den vergangenen Jahren war ihre Vorgabe, ausreichend Punkte für den Klassenerhalt zu sammeln, in diesem Jahr muss sie als HSV in der 2. Liga plötzlich gefühlt jedes einzelne Spiel gewinnen, jedes nicht gewonnene Spiel ist gleich eine riesige Enttäuschung. Das ist eine Umstellung und deshalb ein Prozess, in dem die Mannschaft aber große Fortschritte macht“, so Titz weiter.
Dabei hat er wohl die Kommentare von Felix Magath bei Sky TV mitbekommen, der Titz. Der Ex-HSVer sagte: „Es ist ja gerade die Zeit der Märchenerzähler. Titz ist ein Mann, der gut erzählen kann. Der HSV muss eigentlich einen anderen Anspruch haben, als einen Unbekannten aus der Jugend zu holen, und ihm dann so eine Aufgabe anzuvertrauen. Man bekam ja das Gefühl, als ob Pep Guardiola dreimal am Tag bei Titz anrufen würde.“ Was der 65-Jährige damit bezwecken wollte, ist unklar. Titz dagegen blieb auf Nachfrage dazu cool, meinte: „Ich habe es vernommen und kann Felix Magath beruhigen: Ich telefoniere mit Pep nur einmal am Tag. Spaß beiseite: So ein verdienter Spieler wie Felix Magath hat es nicht nötig, solche Kommentare abzugeben. Ich finde es schade, weil er eine eindrucksvolle Karriere hinter sich hat.“ Solche Töne kannte man von Titz bisher nicht, der sich zu seiner Person meist nicht äußert. Gerade in der jüngeren Vergangenheit verwies er immer darauf, dass er „kein Interesse an solchen Gesprächen hat“. Die Arbeit mit der Mannschaft zählt für den Chefcoach der Rothosen und die hat bewiesen, dass sie hinter dem Trainer steht.