Norderstedt – Für Eintracht Norderstedt gab es am vergangenen Sonntag in der Fußball-Regionalliga einen Punkt bei Aufsteiger Holstein Kiel II. Die Partie endete 2:2 (1:1).
Als Neuzugang Kubilay Büyükdemir nach 86 Minuten zur Flanke ansetzte und der eingewechselte Mats Facklam in der Mitte abhob und die maßgenaue Vorarbeit mit einem Flugkopfball zum 2:2 vollendete, war der Jubel groß. Bei dem Torschützen, der damit seine Flaute der letzten Spiele beendete. Aber ebenso beim gesamten Team, das im Verlaufe der zweiten Halbzeit der Niederlage näher war als dem Punktgewinn und sich diesen Punktgewinn hart erarbeitete.
Dabei ging es auf dem tiefen Rasen im Nachwuchsleistungszentrum der Kieler für die Norderstedter Elf gut los. Bereits nach vier Minuten traf Jan Lüneburg zur Führung – sein fünfter Treffer im vierten Startelfeinsatz. Was für eine tolle Quote. Zuvor hatte Tayfun Can einen Eckball zu weit gezogen. Auf der gegenüberliegenden Seite erlief sich der aufgerückte Marin Mandic das Leder und servierte es maß genau für „Lüne“, der per Kopf zur Führung traf. „Wir kennen die Qualität des Gegners: Viele Flanken in den Strafraum und entsprechend gute Abnehmer in der Mitte. Wenn du das weißt und es doch nicht verteidigen kannst, spricht das sehr für den Gegner“, fand Kiel-Coach Ole Werner nach dem Spiel lobende Worte für den gegnerischen Sturm. Fünf Minuten später hätte Lüneburg die Führung sogar auf ähnliche Art erzielen können, als er erneut frei zum Kopfball kam, jedoch nur die Latte traf. In den Abpraller warf sich Keeper Weiner rein und rettete zur Ecke. Gut 20 Minuten war die Eintracht die klar bessere und aktivere Elf. Doch dann fanden die Kieler besser ins Spiel und erarbeiteten sich gleich mehrere Chancen gegen, die in der zweiten Hälfte der ersten Halbzeit zu oft unsortiert wirkte, am Ende aber doch immer noch einen Fuß oder einen Kopf dazwischen bekam – außer in der 31. Minute, als Felix Niebergall völlig frei am langen Pfosten auftauchte und eine Flanke von der linken Außenbahn per Kopf aus nächster Nähe im Tor versenkte. „Wir sind wieder unter Druck geraten, weil zum einen Kiel das von der Art, wie sie gespielt haben, sehr gut gemacht haben, zum anderen hatten wir dann Probleme, die Anspiele aufs Zentrum und die Außen hinzukriegen“, meinte man aus Norderstedter Ecke. Auf der anderen Seite war es vorrangig Felix Drinkuth, der für Entlastung sorgte. Zunächst wurde ihm nach einem starken Konter der Ball im letzten Moment vom Fuß genommen (30.), dann entschärfte Keeper Weiner mit einer starken Flugeinlage Drinkuths Schuss von der Strafraumgrenze (39.). Es war die letzte gute Aktion von Drinkuth, der danach mit Verdacht auf Zerrung im Gesäßmuskel ausgewechselt werden musste. „Ich hoffe, er hat es rechtzeitig gemerkt und wir haben ihn schnell genug rausgenommen“, atmete Trainer Dirk Heyne kräftig durch und äußerte dabei die Hoffnung, dass sein Top-Torjäger am Sonntag gegen den VfL Wolfsburg wieder dabei sein könne. Dabei war dann auch Neuzugang Büyükdemir, der für Drinkuth eingewechselt wurde.
Der hatte unmittelbar nach der Pause seine erste richtig gute Aktion, als er Lüneburg stark in Szene setzte, der jedoch den Ball um wenige Zentimeter verpasste (46.). Doch danach nahmen wieder die Kieler das Zepter in die Hand. Nach einem Freistoß von Niebergall traf Pernot per Kopf die Latte (53.). Zwei Minuten später wurde es undurchsichtig: nach einem Freistoß der Kieler, um den es viele Diskussionen gab, landete der Ball zunächst am Pfosten und über Umwege dann wieder in der Mitte, wo Pernot den Ball irgendwie über die Linie stocherte (55.). Die Gäste schienen noch unter dem Eindruck der verletzungsbedingten Auswechselung von Drinkuth zu stehen – man arbeitete, man kämpfte, agierte aber offensiv oftmals nicht präzise genug, wie Heyne nach dem Spiel kritisierte. „Uns hat in dieser Situation die Ruhe am Ball gefehlt, wir haben zu überhastet gespielt und versäumt, unseren Ballbesitz besser auszuspielen.“ Zudem wurde das Spiel auf Grund des tiefen Platzes für den Schiedsrichter immer schwieriger zu leiten. Die Duelle wurden immer hitziger, insbesondere die Gastgeber fühlten sich vom Schiedsrichter-Gespann benachteiligt, aber auch die Gäste-Bank beschwerte sich zunehmend. Eine Viertelstunde vor Ende nahm die Partie dann noch einmal Fahrt auf. Zunächst rettete Höcker bei immer schlechterer Sicht auf Grund der Dunkelheit mit etwas Glück einen Schuss von Sander (75.), zwei Minuten später klärte Norderstedts Defensive mit vereinten Kräften zur Ecke (77.). Heyne wollte unbedingt einen Punkt aus Kiel mitnehmen und brachte Facklam als zusätzliche Offensivkraft für Vico Meien. Und der führte sich gleich gut ein, als er von Lüneburg auf der linken Seite steil geschickt wurde. Seinen Schuss klärte Weiner mit einer starken Parade (81.). In dieser Situation blieb ein Kieler Spieler im eigenen Strafraum angeschlagen liegen. Weiner beschwerte sich lautstark beim Schiedsrichter und sah dafür die Gelbe Karte. Doch auch davon ließ er sich nicht beruhigen, schimpfte weiter – und flog mit der Ampelkarte vom Platz (82.). Dadurch ging noch einmal ein Ruck durch die Eintracht – die Facklam mit dem Ausgleich krönte (86.). Um ein Haar hätte es sogar noch für mehr gereicht, doch Büyükdemirs Strahl ging knapp neben das Tor (93.). „Wenn wir die Situation in den letzten Minuten besser ausspielen, ist hier sogar noch mehr drin. Aber den Punkt nehmen wir natürlich sehr gerne mit“, so der Gäste-Trainer. Kiel-Coach Werner haderte mit der Chancen-Verwertung seiner Elf. „Wir haben sehr gut gespielt, müssen uns aber an die eigene Nase fassen, dass wir speziell nach dem 2:1 zu wenig aus unseren Chancen gemacht haben. Zufrieden sind wir mit der Mannschaftsleistung, aber nicht mit dem Ergebnis.“
Das lautete am Ende 2:2 – trotz aller Hitzigkeit des Duells, fiel die Verabschiedung nach dem Spiel äußerst freundlich aus – so freundlich, dass es voraussichtlich Ende Januar/Anfang Februar im Rahmen der Wintervorbereitung zu einem weiteren Duell der beiden Mannschaften kommen wird. Dieses Mal in aller Freundschaft.
Holstein Kiel II – FC Eintracht Norderstedt 2:2 (1:1)
Tore: 0:1 Lüneburg (4.), 1:1 Niebergall (31.), 2:1 Pernot (56.), 2:2 Facklam (86.)
Norderstedt: Höcker, Marxen, Coffie, Mandic, Brown, Meien (72. Facklam), Koch, Can (66. Brisevac), von Knebel, Drinkuth (41. Büyükdemir), Lüneburg
21. Spieltag:
Lübeck – Wolfsburg 0:0
Rehden – Lüneburg 2:1
St. Pauli II – VfB Oldenburg 1:2
Hannover II – Flensburg 0:0
Egestorf – Drochtersen 3:0
Bremen II – Havelse 1:0
VfL Oldenburg – Hamburg II 0:0
Kiel II – Norderstedt 2:2
ULM Wolfsburg – Jeddeloh 2:3
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