Lübeck – Der FC Dornbreite kann einfach nicht gegen den Nachwuchs des VfB Lübeck gewinnen. Nach dem 0:4 im Hinspiel und einem 1:5-Wintertest musste sich die Mannschaft vom Steinrader Damm auch im Rückspiel der Schleswig-Holstein-Liga gegen die Grünweißen geschlagen geben. Nach einer fabelhaften 3:0-Halbzeitführung für Dornbreite auf der Lohmühle, gab es am Ende doch noch einen 5:3-Sieg für den VfB.
Die erste Halbzeit war glasklar in der Hand von FCD-Trainer Gero Maaß und seinen Männern. Schon in der ersten Minute war zu erkennen, dass die Dornbreiter Spieler nicht wieder als zweiter Sieger vom Platz gehen wollten. Kolja Schlichte mit dem ersten Angriff in guter Schussposition im VfB-Strafraum, doch statt selbst abzuschließen passte er so tief auf Rönnau, dass der diesen Ball nicht mehr erlaufen konnte. Maaß war noch nicht mal an der Trainerbank angekommen und tobte schon verärgert, als er die Szene aus der Hintertorperspektive sah. Die Truppe von Serkan Rinal war anscheinend von dieser Aktion so beeindruckt, dass sie in der ersten Halbzeit keine nennenswerte Torchance herausspielte und so bescherrte ihnen Kristof Rönnau in der 11. Minute auch gleich das 0:1, in dem er mit einem satten Schuss von der Strafraumgrenze über VfB-Torhüter Philipp Manzow das erste von insgesamt acht Toren des Tages erzielte. Eine Ecke von Bastian Zeh verwandelte Rönnau mit einem wuchtigen Kopfball ohne Chance für Manzow zum 0:2. Der FCD hätte in der 25. Minute das Ergebnis schon früher auf 0:3 ausbauen können, als Kapitän Sascha Strehlau mit einem direkten Freistoß aus 22 Metern nur an der Latte scheiterte. Aber nach einer erneuten Ecke von links für die Maaß-Elf kam Kevin Rehberg frei mit dem Kopf zum bis dahin hochverdienten 0:3 nach 31. Minuten. Die erste kleine Chance für die Gastgeber, als in der 40. Minute Emanuel-Fernando Bento aus 18 Metern auf das Tor von Jan Pekrun schoss, den Ball aber stark verzog. Die bissigere Mannschaft war bis dahin der FC Dornbreite und nahm einen 0:3-Vorsprung mit in die Halbzeit. Die 80 Zuschauer auf dem Kunstrasenplatz der Lohmühle wetteten nach der Vorstellung klar auf einen Sieg für Dornbreite, doch es kam ganz anders.
Aus den Katakomben des Stadions gekommen, zeigte sich in der zweiten Halbzeit ein völlig anderes Bild. Rinal hatte seinen Spielern unmissverständlich klar gemacht, dass er so eine Leistung nicht akzeptiert und es schien Wirkung zu zeigen.
Wie ausgewechselt, nahmen die Grünweißen jetzt das Heft an sich und erspielten sich in der 50. Minute eine gute Chance für Sebastian Heidel, der im Strafraum nur durch ein Foul von Piet Behrens gestoppt werden konnte. Den darauf folgenden Elfmeter verwandelte Safak Ibrahimbas lässig in die rechte untere Ecke. Davis Klak tauchte auf einmal fünf Meter vor Pekrun auf und lupfte den Ball ins Tor, zum 2:3-Anschlusstreffer. Wer jetzt dachte, dass Strehlau und seine zehn Mitspieler aufwachten, irrte gewaltig, denn von der grandiosen ersten Halbzeit des FCD war nichts mehr zu sehen. Lange Bälle, die in der VfB-Abwehr oder sogar schon im Mittelfeld abgefangen wurden, waren das einzige Konzept der Orangen. Folglich war es der beste VfBer, Sebastian Heidel, in der 64. Minute, der den Ausgleich zum 3:3 erzielte. Pekrun hatte bei diesem flachen Schuss aus 14 Metern keine Chance und konnte dem Ball nur noch hinterschauen, wie der ins lange Eck zischte. Ugur Dagli verwertete eine Links-Flanke sogar zwei Minuten später zum 4:3 für die U21 des VfB Lübeck. Ein Lebenszeichen war von Dornbreite nur noch in der 73. Minute zu merken, als Rehberg ein Flanke von Schlichte an den linken Außenpfosten von Manzow setzte. Im direkten Gegenzug markierte Heidel dann den 5:3-Endstand für sein Team. Danach passierte nichts mehr und die anwesenden Zuschauer bereuten es nicht, dass sie erst bei nasskaltem Wetter und dann immer dichteren Schneetreiben den Weg auf den Platz fanden.
Zwei Halbzeiten, wie verschieden sie nicht hätten sein können, in einem Spiel, das am Ende die Mannschaft für sich entschied, die durch Willen und Kampfkraft zurück ins Spiel fand und so sah es auch VfB-Sieger-Trainer Rinal. Er sagte zu HL-Sports nach dem Krimi: "In der Halbzeit dachte ich, es wird ein zweites Heikendorf-Spiel, doch dann haben wir ein anderes Gesicht gezeigt und haben insgesamt auch verdient gewonnen."
Sebastian Hippel, sportlicher Leiter beim FC Dornbreite war nach dem Spiel total geschockt und fand keine Erklärung zu den Leistungsunterschieden in seinem Team: "Wir haben in der zweiten Halbzeit genau das gleiche gespielt, was der VfB in der ersten Hälfte gemacht hat. Viel zu wenig Zweikämpfe gewonnen und dann das Spiel noch aus der Hand gegeben."
VfB-Torschütze Davis Klak hatte eine einfache Erklärung: "Der Wind war heute entscheidend. Dornbreite hat in der ersten Halbzeit drei Tore gemacht und wir in der zweiten eben fünf. Das war heute ausschlaggebend."