Der amtierende Weltmeister ist ausgeschieden. Die Spanier sind in der Vorrunde vorzeitig draußen. Nach dem 1:5 gegen die Niederländer gab es am Mittwochabend die nächste Blamage – ein 0:2 gegen Chile. Somit geht es für Australien und die königlichen Spanier in der letzten Vorrundenpartie nur noch ums Blech! Chile und die Niederlande kicken um den Gruppensieg in der Gruppe B. Wer hätte das gedacht…

Ein anderes Thema beschäftigt ebenso weiterhin die fußballliebenden Erdlinge, denn wenn es nichts zu diskutieren gäbe, wäre es nur halb so schön und „boah“ langweilig. Immer auf die Kleinen und da die Schiedsrichter die kleinste Gruppe auf dem Spielfeld sind, müssen die Herren mit der Pfeife in der Hand oftmals ordentlich einstecken. Wenn einer schuld ist, dann ist das zur Not immer der Referee. Ob sie sich wehren oder die Attacken hinnehmen ist öffentlich nicht bekannt, denn Interviews geben diese Herren nach dem Spiel nicht. Aber wir haben ihre Kollegen nach ihrer Meinung befragt und die waren umso redseliger.

Siegfried Scheler, stellvertretender Verbandsschiedsrichterobmann des Schleswig-Holsteinischen Fußballverbandes sagte uns seine ganz persönliche Meinung: „Wenn wir das Eröffnungsspiel mal nehmen, dann war die Gesamtleistung durchschnittlich. Auch wenn der FIFA-Boss meint, das war alles in Ordnung, war das für mich nicht in Ordnung. Der Strafstoß war keiner und der Schiedsrichter hat dort auch schlecht gestanden und auch schlecht reagiert. Jedes Mal, wenn eine WM ist, unterhalten wir uns darüber, welcher Schiedsrichter welches Spiel pfeifen darf. Man hätte vielleicht einen anderen Kollegen das Eröffnungsspiel leiten lassen sollen, der vielleicht mehr Erfahrung hat. Er war zwar nicht schlecht, aber man tut ihm Unrecht mit so einer Ansetzung. Da wäre die FIFA besser beraten, einen etwas erfahreneren Mann hinzuschicken. Auch bei dem anderen Spiel, wo es zwei Abseitstore gab, agierte man unglücklich. Was aber Urs Meyer als Experte hinterher dazu gesagt hat, tat der Schiedsrichterei nicht gut. Auch er hatte zu seiner aktiven Zeit seine Fehlentscheidungen. Dieser Wandel hat mich etwas enttäuscht. Die Schiedsrichter haben aber auch keine Standkamera und müssen blitzschnell entscheiden. Das ist nicht immer einfach. Auch wenn es eine gute Leistung gab, war immer wieder mindestens eine Szene dabei, die das ganze wieder abgewertet hat. Das ist schade. Es ist aber auch Verständnis dabei, da der Schiedsrichter es nicht unbedingt immer einfach haben.“

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Boris Hoffmann, Vorsitzender des Kreisschiedsrichterausschusses Lübeck sieht die bisherige Leistung wie folgt: „Man kann sicherlich nicht von der Hand weisen, das für die SR der WM-Start misslungen ist. Allerdings haben sich die Unparteiischen mittlerweile gefangen und alles läuft in geoordnete Bahnen ab. Was man jedoch erkennen kann, dass eine neue Handschrift zu erkennen ist. Bei allen bisherigen Weltmeisterschaften ist das Gerede über die unterschiedlichen Regelauslegungen Gesprächsthema gewesen. Hier ist mittlerweile eine Struktur zu erkennen, sicherlich ein Verdienst des Schweizers Massimo Bussaca, früherer Weltklasseschiedsrichter und heutiger verantwortlicher Funktionär und Ansetzer dieser Schiedsrichter. Man darf nicht vergessen, dass die Schiedsrichter aus allen Kontinentalverbänden ausgesucht werden, egal, ob die in der Heimat vor 5000 oder 50000 Zuschauern Spiele geleitet werden. Um da jetzt eine gesunde Mischung in der Einheitlichkeit reinzubekommen, wurde in der Außendarstellung und Präsentation der Unparteiischen ganze Arbeit geleistet. Überraschenderweise zählt das Markierungsspray zu den gewinnbringenden Maßnahmen dieses Turniers, auch wenn es anfangs sehr lustig aussah. Die Abwicklung beim Mauerstellen etc. ist jedenfalls deutlich schneller und läuft auch reibungsloser ab. Die Torlinientechnik scheint zu funktionieren, auch hier wäre vermutlich eine andere, negative Entscheidung des SR-Gespanns getroffen worden. Die bisherigen Feldverweise waren eindeutig und führten zu relativ wenig Gesprächsstoff.
Unser deutscher Schiedsrichter Felix Brych legte einen guten Start hin, bekam zurecht von der größten deutschen Zeitung die Note 1 – und in diesem Spiel waren eine Menge brisanter Entscheidungen zu treffen. Ich bin gespannt, wie es weiter geht, denn die schweren Spiele kommen erst noch…“

Der 14-jährige Lucas Grage (Foto), einer der jüngsten Schiedsrichter der Region, sagt: „Also, bisher fand ich die Schiedsrichterleistung bei der WM in Ordnung. Klar sollten Fehler bei solchen großen Turnieren nicht passieren, aber Fehler sind nun mal menschlich. Wer selber Schiedsrichter ist, weiß, glaub ich selber, wie schwer es ist, solche Spiele zu leiten. Man muss immer die Ruhe bewahren und sich voll und ganz auf seine Assistenten verlassen können, aber den passieren auch mal Fehler. Aber im Großen und Ganzen finde ich es erstaunlich, mit welch einer Ruhe die Schiedsrichter das Spiel leiten und dass man trotz guter Stimmung die Pfiffe so deutlich hört. Worauf ich persönlich achte, da ich noch nicht so lange Schiedsrichter bin, auf die Laufwege vom Schiedsrichter, die Anzeige von Sachen, sowohl beim Assistenten als auch beim Schiedsrichter. Dann auf die Art, wie der Schiedsrichter versucht, das Spiel zu leiten, was er mit seinen Pfiffen ausdrücken möchte und darauf wie er auf den Spieleinfluss, sprich Aggressivität der Spieler und so was beteiligt ist. Also im Großen und Ganzen achte ich vor allem auf die Laufwege und Präsenz des Schiedsrichter und auf die Fahnenzeichen vom Schiedsrichterassistenten.“

Schiedsrichter sind also kein Hundefutter, wie man bei der Deutschen Meisterschaft am vergangenen Wochenende in Bad Schwartau erfahren durfte und eine Katastrophe (spanisch: Desastre) blieb aus. Im Übrigen haben die Lübecker Schiris keine Sommerpause, denn schon am Freitag gibt es die Einweisung der rund 100 Unparteiischen des KFV Lübeck für die neue Saison.

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