Lübeck – Bis zum 1.Juli haben die Vereine noch Zeit, ihre neuen Spieler für die Saison freizuholen, ohne dass eine Sperre droht. Doch was ist, wenn der abgebende Verein dem Wechsel nicht zustimmt und eine Ablösesumme fordert? In der Bundesliga ist dieses Alltag. Und auch im Herren-Amateurbereich ist es üblich, Ausbildungsentschädigungen zu zahlen. Doch nun fordern Vereine bereits in den untersten Frauenklassen Ablösesummen. Ist dieses tatsächlich gerechtfertigt oder geht es hier um reine Geldschneiderei?
 
Bereits im Winter berichtete HL-SPORTS über einen Fall, in der eine Spielerin erst wechseln durfte, nachdem der abgebende Verein eine Entschädigung erhalten hatte. Und auch in der jetzigen Wechselperiode werden Spielerinnen nicht freigegeben, solange kein Geld gezahlt wird. Nach der Satzung des SHFV nach § 3 Nr. 1 Satz 1 ein völlig korrektes Verhalten eines Vereines, steht doch in diesem Paragraphen, dass der Ersatz der Zustimmung zum Vereinswechsel durch eine Entschädigung erfolgen kann. Dieses bestätigte auch der Vorsitzende der BSG Eutin, Helmut Groskreutz. Sein Club verlangt eine Ablösesumme.

Im konkreten Fall handelt es sich um Riika Johannsen (Foto), die ihren Wohnort von Eutin Richtung Pansdorf verlegt hat und nunmehr statt 35 Minuten nur noch fünf Minuten Fahrtweg zu ihrem neuen Verein, dem TSV Pansdorf  hat. Dafür nimmt die 20-jährige auch in Kauf, dass sie zukünftig nicht mehr in der Kreisliga OH/HL, sondern in der Kreisklasse A OH/HL spielen würde. Bereits im Mai teilte sie den Angehörigen des Vereines mit, dass sie wechseln möchte, da der Aufwand für sie zu groß sei und sie eine neue Mannschaft in ihrer unmittelbaren Umgebung gefunden hat, bei der sie spielen möchte. Dem Wechsel stand nichts im Wege, hatte man doch Verständnis für die Situation der Spielerin. Doch als die Spielerlaubnis online beantragt wurde, stimmte der abgebende Verein BSG Eutin dem Wechsel nicht mehr zu und ließ in einer E-Mail verlauten: „Die Spielerin erhält keine Freigabe. Wir machen von der Ausbildungsvergütung Gebrauch.“
 
Auf Nachfrage bekam der Pansdorfer Club die Aussage, „dass man Spielerinnen nicht immer nur ausbildet und sie dann ziehen lässt. Dieses müsse man dann eben über eine Ausbildungsentschädigung regeln.“ Als HL-SPORTS nachfragte, antwortete Eutins Vorsitzender Groskreutz: „Die Ablösesummen sind laut Satzung festgelegt. Leider kenne ich den Sachverhalt nicht und kann nichts Genaueres dazu sagen.“ Er verwies dabei auf den Fußballobmann Frank Lunau, der jedoch telefonisch nicht erreichbar war. Dafür gab BSG-Coach Torben Hüttmann ein Statement ab: „Bei uns werden generell alle Spieler und Spielerinnen gesperrt, da wir selbst Ablösesummen zahlen müssen. Das ist laut unserem Obmann eine reine Gegenfinanzierung. Selbst alle A-Jugend-Spieler werden bei uns gesperrt. Ein Entgegenkommen des TSV Pansdorf gab es zwar, aber Frank Lunau blieb bei seiner Aussage, die Spielerin zu sperren.“

Johannsen ist enttäuscht und gab gegenüber HL-SPORTS auf den Eutiner Hinweis einer bezüglichen Ausbildungsentschädigung folgende Antwort: „Ich habe gerade einmal ein Jahr dort gespielt und habe nicht eine Jugendmannschaft in diesem Verein durchlaufen. Also welche Ausbildung hat bei mir stattgefunden? Ich finde dieses Verhalten absolut traurig. Das ist meiner Meinung nach reine Schikane. Es geht doch nur darum, mir das Spielen zu verwehren.“
 
Auch der betroffene TSV-Trainer Max Ulvereich äußerte sich hierzu gegenüber HL-SPORTS: „Ich finde es persönlich schon ziemlich utopisch, in der niedrigsten Spielklasse des Landes Ablösesummen zu fordern. Den Mädels geht es doch im Endeffekt nur um den Spaß am Fußball, und der wird ihnen durch ein solches Verhalten von Vereinen genommen. Als Verein haben wir aber auch gesagt, dass wir uns dem Trend der Zahlung oder Forderung von Ablösesummen nicht anschließen werden. Die geforderte Ablösesumme zahlen wir nicht, sondern nehmen die Sperre bis zum 1.11. in Kauf. Da kommt es uns zu Gute, dass die Frauen erst Anfang September in den Punktspielbetrieb starten und auch eine Herbstferienpause einlegen. So reden wir von vier bis fünf Spielen, die Riika gesperrt ist. Das werden wir also einfach aussitzen.“

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Am Sonntagnachmittag dann die Wende in dem Fall. Ulvereich bekam eine Nachricht aus Eutin. „Wir werden die Spielerin heute Abend freigeben.“

In Pansdorf freut man sich natürlich nun, da die 20-jährige ab sofort und ohne Sperre für ihren neuen Verein spielen darf.

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