Zwei Spiele noch, dann ist die Weltmeisterschaft in Brasilien schon wieder Geschichte; hoffentlich mit dem vierten Stern für die deutsche Nationalmannschaft. Möglich ist ja alles. Aber vorher schauen wir nochmal in die Geschichte der WM, denn seit Dienstag gibt es einen neuen Rekordtorschützen bei Weltmeisterschaften. Ihr wisst ja wer es ist, aber kennt ihr auch die anderen neun aus den Top 10? Falls ja, braucht ihr nicht weiterlesen, falls nein, dann sind die kommenden Zeilen für euch.
Platz acht: Thomas Müller (Deutschland) 10 Tore
Auf dem geteilten achten Rang finden wir schon einen Helden aus Brasilien. Fünfmal traf Müller in Südafrika, fünfmal bereits beim aktuellen Turnier. Und da er erst 24 ist, ist damit zu rechnen, dass noch das eine oder andere Törchen dazu kommt. Ach ja, Müller ist auch noch der Mann für die wichtigen Tore: gleich viermal erzielte er das so wichtige 1:0.
Platz acht: Gabriel Batistuta (Argentinien) 10 Tore
„Batigol“ ist ein Held in Argentinien, aber wirklich erfolgreich war er mit der Albiceleste nie. Als junger Spund gewann er zweimal die Copa America, aber bei WMs kam er nicht über das Viertelfinale hinaus. An Batistuta lag es nicht, denn immerhin zehnmal traf er bei den WMs 1994 bis 2002.
Platz acht: Gary Lineker (England) 10 Tore
„Fußball ist ein einfaches Spiel: 22 Männer jagen 90 Minuten einem Ball nach, und am Ende gewinnen immer die Deutschen.“ – Tjaja, wie gerne möchte man den Satz unterschreiben, für den er in Deutschland bekannt wurde. Aber man sollte sich in Erinnerung führen, dass Gary Lineker nicht nur ein fairer Sportsmann war und immer einen guten Spruch auf Lager hatte, sondern auch ein guter Kicker war. Bei der WM 1986 traf er sechsmal, vier Jahre später immerhin viermal. Wer weiß, vielleicht wäre England 1990 Weltmeister geworden, wenn alle so treffsicher wie die Stürmer-Legende gewesen wären…
Platz acht: Grzegorz Lato (Polen) 10 Tore
Es gab Zeiten, da gehörte die polnische Nationalmannschaft zur Creme de la Creme des internationalen Fußballs. 1972 wurde man Olympiasieger, bei den Weltmeisterschaften 1974 und 1982 wurde man jeweils Dritter und immer mit dabei war der kleine, stämmige Stürmer aus Mielec. Mit sieben Toren wurde Lato 1974 Torschützenkönig, weitere Treffer konnte er bei den folgenden WMs noch hinzufügen.
Platz acht: Teofilo Cubillas (Peru) 10 Tore
Teofilo wer? Das werden sich vor allem die jüngeren Leser fragen, denn dass ein Stürmer aus Peru auf der WM-Landkarte auftaucht, ist doch sehr ungewöhnlich. Schließlich existierte Peru vor Pizarro nicht auf der deutschen Fußballlandkarte. Doch in den 70er Jahren war Peru Stammgast bei den WMs und konnte sich sowohl 1970 wie 1974 achtbar aus der Affäre ziehen. Cubillas stach aus der Mannschaft hervor und traf zumindest 1970 in jedem Spiel. Noch heute ist Cubillas bei Alianza Lima in seiner Heimat und beim FC Porto ein echter Held.
Platz acht: Helmut Rahn (Deutschland) 10 Tore
„Boss, erzähl ma, wie hasse dat Tor gemacht?“ – Diese Frage musste Helmut Rahn wohl eine Million Mal oder öfter erzählen und noch heute wird jedes Kind die berühmten Worte von Herbert Zimmermann nacherzählen können. Dass Rahn zu Beginn der WM 1954 kein Stammspieler war und erst nach Zuspruch von Fritz Walter aufgestellt wurde, wird gerne vergessen. Aber „der Boss“ dankte es seinem Kapitän mit zwei Treffern auf dem Weg ins Finale und erzielte dort zwei weitere Treffer. 1958 konnte er das nochmal steigern und erzielte insgesamt sechs Tore, was ihm Platz zwei unter den besten Fußballern Europas einbrachte. Aber das wichtigste Tor war eben jenes: „Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen, Rahn schießt….“
Platz sechs: Jürgen Klinsmann (Deutschland) 11 Tore
Der blonde Engel aus Göppingen war nicht nur ein Wandervogel, sondern wurde viele Jahre trotz toller Torquoten unterschätzt. International sollte ihm das Format fehlen, obwohl er bei Inter Mailand Stammspieler war und lange stand er im Schatten von Rudi Völler, obwohl der nicht so treffsicher war. Drei Tore waren es 1990 für Klinsmann, darunter ein ganz wichtiges im Spiel gegen die Niederlande, gleich fünf waren es 1994, aber immer fokussierten sich alle auf Rudi Völler. 1998 führte er Deutschland dann als Kapitän auf das Feld und traf erneut dreimal.
Platz sechs: Sandor Kocsis (Ungarn) 11 Tore
Ferenc Puskas, Zoltan Czibor oder Nandor Hidegkuti sind die bekannten Spieler der „Goldenen Elf aus Ungarn“, aber Sandor Kocsis war mit Sicherheit der Treffsicherste unter Ihnen. 75 Tore schoss er in 68 Spielen für die ungarische Nationalmannschaft und bei der WM 1954 pulverisierte er die gegnerischen Abwehrreihen fast im Alleingang. 11 Tore gelangen bis zum Finale und irgendwie ist es da bezeichnend, dass Kocsis ausgerechnet in dem Spiel nicht traf, welches Ungarn dann verlor. Nach seiner Flucht aus Ungarn spielte Kocsis noch beim FC Barcelona, ehe er unter mysteriösen Umständen und viel zu jung im Alter von 49 verstarb.
Platz fünf: Edson Arantes do Nascimento (Brasilien) 12 Tore
Ja ich weiß, der Künstlername Pele wäre einfacher, aber sein eigentlicher Name hat doch auch was. Mit 17 Jahren und mit sechs Jahren ging sein Stern bei der WM in Schweden auf, wo er Brasilien fast im Alleingang zum Titel schoss und nebenbei zahlreiche, noch heute gültige Rekorde aufstellte. Nachdem die Weltmeisterschaften 1962 und 1966 aus Verletzungsgründen nicht so positiv für Pele verliefen, fand er keine Berücksichtigung mehr in der Selecao und wurde erst auf politischen Druck für die WM 1970 nominiert. Da präsentierte sich der Spieler des Jahrhunderts in Topform und hatte mit vier Toren erneut entscheidenden Anteil am dritten Titel der Brasilianer.
Platz vier: Just Fontaine (Frankreich) 13 Tore
Auch hier werden wieder viele Mitglieder der jüngeren Generation fragen, wer das wohl ist. Und das ist wenig verwunderlich, denn Fontaine war zwar ein erstklassiger Stürmer und hat beachtliche Torquoten (u.a. 1,43 Tore pro Länderspiel) anzubieten, aber er stand immer im Schatten seiner Teamkollegen Raymond Kopa und Rene Bliard. Erst eine Verletzung des Letztgenannten ermöglichte Fontaines Einsätze bei der WM 1958 und er wusste es zu nutzen. 13 Tore bei einem Turnier sind bis heute WM-Rekord. Fontaine erzielte zwei Doppelpacks, einen Dreierpack, gegen Deutschland sogar einen Viererpack und war in jedem Spiel für die Equipe Tricolore erfolgreich. Leider war die Karriere mit 28 wegen eines Beinbruchs schon beendet.
Platz drei: Gerd Müller (Deutschland) 14 Tore
Eigentlich ist über den „Bomber der Nation“ alles gesagt worden. Im Alleingang schoss Müller die Bundesrepublik durch die Vorrunde der WM 1970 und blieb dann auch in der KO-Phase erfolgreich, so dass er auf insgesamt 10 Tore kam. 1974 war er dann nicht mehr so erfolgreich, traf „nur“ viermal, erzielte dafür aber den 2:1-Siegtreffer im WM-Finale gegen Holland – um dann die Nation mit einem spontanen Rücktritt zu schockieren. Mensch Bomber, wärst du doch dabei geblieben, dann hätte Deutschland auch die anderen großen Turniere der 70er Jahre gewonnen und weder UIi Hoeneß´ Fehlschuss von Belgrad noch Edi Fingers „I werd narrisch“ wären berühmt geworden.
Platz zwei: Ronaldo Luiz Nazario de Lima (Brasilien) 15 Treffer
„Il Fenomeno“ ist ein echtes Phänomen. Ständig hatte der begnadete Stürmer aus Rio mit Verletzungen und Übergewicht zu kämpfen, aber immer zu den WM-Turnieren präsentierte er sich in guter Form. 1998 war er gleich viermal erfolgreich, 2002 dann sogar achtmal und damit der Garant, dass Brasilien seinen fünften WM-Titel holte. Danach verfuhr er bei den Vereinen nach dem Motto „Mailand oder Madrid – Hauptsache Italien“, nur um dann 2006 in überraschend guter Form wieder eine WM zu spielen. Erneut gelangen ihm drei Tore, was Brasilien aber wenig half.
Wohl selten hat ein Spitzname so gut gepasst, wie bei Ronaldo, aber er bleibt es auch als Fußballrentner im Fernsehen. Erst wünscht er Klose eine Verletzung an den Hals, um ihm dann fair zu seinen WM-Treffern 15 und 16 zu gratulieren. Sachen gibt’s…
Platz eins: Miroslav Klose (Deutschland) 16 Tore
Ehre, wem Ehre gebührt. Denn Miroslav Klose ist wie Ronaldo ein Phänomen. Mit 22 Debüt in der ersten Liga, mit 24 Debüt in der Nationalmannschaft – Klose war ein echter Spätzünder, aber was für einer. In den Vereinen hat er national alles gewonnen, was möglich war, aber der große internationale Titel fehlt ihm noch. Dabei hat er in Sachen Tore alles dafür getan, um Weltmeister zu werden. Fünf Tore 2002, fünf Tore 2006, vier Tore 2010 und die zwei Tore bei dieser WM bedeuten nicht nur den Torerekord, sondern auch noch weiteres. Er ist Rekordtorschütze der Nationalmannschaft, steht als erster Spieler der WM-Geschichte zum vierten Mal in einem Halbfinale und ist der letzte, aktive Vizeweltmeister von 2002. Wäre doch toll, wenn „Miro“ seine Karriere im biblischen Fußballeralter von 36 Jahren mit dem WM-Titel krönt. Aber bis es soweit ist, stimmen wir alle ein in die Gesänge der deutschen Zuschauer in Belo Horizonte: „Miro Klose, Fußballgott!“
Und nun alle: „Rio de Janeiro, ohohohoh!“