Lübeck – Ob die Jahreshauptversammlung des 1. FC Phönix Lübeck vom vergangenen Freitag noch für Nachwehen oder ein Umdenken sorgt, wird sich vielleicht am 28. April entscheiden. Fakt ist: Die Vereinsspitze war sich zu sicher, dass es so weitergeht, doch die Mitglieder zeigten auf, dass das mit ihnen nicht zu machen ist. Vielleicht war es ein Schuss vor den Bug zur richtigen Zeit.
Fehlende Belege ein Haar in der Suppe
Dabei ist die Versammlung möglicherweise sogar anfechtbar, denn auf der Tagesordnung fehlte der Punkt „Verschiedenes“. Auch wurden wohl nicht alle Mitglieder ordnungsgemäß eingeladen, die beispielsweise gar kein Internet haben. Der Vorstand war schlecht vorbereitet, gab den Mitgliedern keine bis unbefriedigende Antworten. Die Kasse wurde vermutlich nicht ordnungsgemäß geführt. Da hilft es nicht, einfach nur zu sagen, dass man „gut aufgestellt“ sei. Sollte es wirklich ein Fehlen von Belegen („fünfstellige Summe?“) geben, könnte es für den Vorstand sogar ein Haftungsproblem geben. Auch das Finanzamt wird vielleicht nicht untätig bleiben und möglicherweise eigene Ermittlungen anstreben wollen.
Laudi aktuell ohne Amt
Zudem wurde vermutlich ein weiterer Fehler, bei den Wahlen zum Vorsitzenden, gemacht. Thomas Laudi hatte von der Versammlung keine Mehrheit erhalten. 26:52-Stimmen gab es für bzw. gegen seine Person. Danach wurde er „kommissarisch“ als Vorsitzender betitelt, da sich kein anderer Kandidat aufstellen ließ. Doch das geht laut Satzung der Adler gar nicht, dass das die Mitgliederversammlung bestimmt. Laudi ist defacto aktuell kein 1. Vorsitzender des 1. FC Phönix Lübeck und kann nur vom restlichen Vorstand kommissarisch gewählt werden.
Paragraph 13: Vorstand
In der Phönix-Satzung heißt es unter §13.3 wie folgt: „…Bei Ausscheiden eines Vorstandsmitgliedes vor Ablauf seiner Amtszeit kann der Vorstand das Amt kommissarisch bis zur nächsten Wahl auf ein anderes Mitglied übertragen oder für die Restlaufzeit ein neues Vorstandsmitglied wählen lassen.“
Neuer Vorstand trifft sich
Nach Informationen von HL-SPORTS will man sich allerdings im neuen Vorstand schon am heutigen Sonntag rund um das Heimspiel gegen Eintracht Norderstedt treffen und sollte diesen Akt dort nachholen und ordentlich protokollieren. Laudi kann sich sowieso für die Außerordentliche Mitgliederversammlung Ende April wieder ins Spiel bringen. Doch bis dato hat er einiges aufzuholen, um das Vertrauen der Mitglieder zurückzugewinnen. Mutmaßlich soll er nicht alleine für die krummen Flügel bei den Adlern verantwortlich sein, doch Laudi muss seinen Kopf alleine mit seinen Vorstandkollegen dafür hinhalten – auch vor dem Amtsgericht, das sogar vielleicht einen Notvorstand einsetzen könnte. Mit der angekündigten Pressemitteilung sollte zeitnah danach gerechnet werden.
Neue Besen kehren im Adlerhorst
Es ist für den FCP eine sehr schwierige Situation, denn anscheinend hängt man am Tropf von zwei Haupt-Geldgebern. Diese sind Matthias Kurtz und Hans-Joachim Ihde. Das ist inzwischen kein Geheimnis mehr und auch nicht verwerflich. Nun sind ausgerechnet diese beiden wichtigen Persönlichkeiten am Freitag früher von der Versammlung verschwunden. Das wirft Fragen auf und die müssen nun vom neuen Vorstand geklärt werden. Das Gute daran ist, dass dieser nun noch fachkompetenter aufgestellt ist. Mit Torben Fülscher (Steuerberater), der das Amt des Schatzmeisters antritt sowie Ulf Freiherr von Danckelmann als Rechtsanwalt aus Travemünde, dürften fehlende Kassenbelege oder Formfehler nicht mehr passieren. Beide sind angesehene Experten, die den Phönix-Zielen ein Fundament geben können. Genauso wie Dr. Thorsten Phillips. Der Journalist wird sicherlich für eine bessere Außendarstellung des Vereins sorgen.
Kommt Moritz Ihde noch zurück?
Ob die Mitgliederversammlung sich einen Gefallen damit getan hat, Moritz Ihde nicht in den Vorstand zu wählen, bleibt abzuwarten. Der Staatsanwalt wird im Verein geschätzt, unterlag in der Wahl zum 1. Beisitzer und trat als 2. Beisitzer nicht mehr an. Ihm wird nachgesagt, dass er das Verbindungsglied zwischen dem Leistungs- und Breitensportbereich sei. Möglich, dass man im neuen Vorstand eine neue Position schafft, um ihn dabei zu haben. Sinnvoll wäre es wohl. Es gibt also eine Menge zu tun, vor allem scheint eine Unterstützung für Laudi mehr als notwendig. Dementsprechend sollte man dem neuen Vorstand eine Chance geben, seine ersten Ergebnisse in knapp sechs Wochen zu präsentieren. Dann entscheiden die Mitglieder über die restlichen Punkte der Jahreshauptversammlungen 2022 und 2023. Und vielleicht kann der Adler danach anfangen, seine Wunden zu lecken. Wünschenswert wäre es für die Hansestadt, denn ist man ehrlich, hat der 1. FC Phönix für ein wenig Schwung gesorgt. Ein bisschen Demut dürfte dabei ebenso gut tun. Vor allem hilft Kommunikation, intern wie extern. Wenn jemand etwas aus dem Abend lernen wollte, wäre das ein Anfang, diesen Punkt zu optimieren.
Da war doch noch was…
Neben der Vereinspolitik, die die vergangenen zwei Monate die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit hauptsächlich bestimmte, darf man nicht vergessen, dass das Heimspiel gegen Eintracht Norderstedt am heutigen Sonntag (19.3.) um 14 Uhr auf dem Flugplatz ansteht. Das Team von Cheftrainer Oliver Zapel steht aktuell im Niemandsland der Tabelle, kann klettern oder fallen. Ein Sieg, wie im Hinspiel, wäre natürlich Gold wert. Und vielleicht darf Anton Ihde wieder dabei sein, denn er erzielte damals den 3:2-Siegtreffer in der 96. Minute. Es war übrigens das einzige Spiel, wo er 20 Minuten mitwirkte. Sonst kam der 19-Jährige (Sohn von Moritz Ihde und Enkel von Hans-Joachim Ihde) bisher nicht über eine einstellige Minuteneinsatzzeit hinaus. Randnotiz: Winterneuzugang Mateo Aramburu fällt länger aus. Er zog sich im Training einen dreifachen Bänderriss zu.