Lübeck – Wenn es nach vielen schlauen Köpfen geht, sind die Tage von Denny Skwierczynski (Foto), Trainer des VfB Lübeck schon im Winter gezählt. Im zweiten Jahr Regionalliga bleiben die Ergebnisse aus und der Verein scheint sein selbst ausgerufenes Ziel 3. Liga aus den Augen zu verlieren. Wer aber die Kirche im Dorf lässt, muss sehen, wo der Club herkommt.
Vor zwei Jahren stand man noch mit dem Rücken zur Wand. Die Insolvenz brachte den erwünschten Neustart und es klappte bis dahin alles prima. Nun soll alles in Frage gestellt werden? Warum? Der 41-jährige Immobilienkaufmann ist vielleicht nicht der richtige Mann für die 3. Liga, doch wer entscheidet das? Der Vorstand ist gefragt und dieser hat ein großes Problem: Es fehlt an Geld, um einen hauptamtlichen Trainer zu verpflichten. Die Weichen mit einem neuen Aufsichtsrat sind vor einigen Wochen gestellt worden, doch der kann nicht zaubern und Millionen in die Lohmühle pumpen. Es braucht Zeit und das ist es, was unter anderem einen Skwierczynski irritiert.
HL-SPORTS fragte bei dem Meister-Trainer der SH-Liga-Saison 2013/14 nach und erhielt klare Antworten.
HL-SPORTS: Hallo Denny, in den vergangen Tagen wird heftig über deine Position als Cheftrainer diskutiert. Wie siehst du die Medienlandschaft dazu?
Denny Skwierczynski: „Ich bin schon länger dabei und weiß, wie das Geschäft läuft. Ich verfolge das natürlich und bin erstaunt, dass möglicherweise das Hintergrundwissen fehlt. Die Ahnungslosigkeit ist dabei irritierend. Wir waren vor zwei Jahren noch am Anfang eines neuen Weges und dass dieser Weg natürlich weitergegangen werden muss ist klar, jedoch braucht der Verein dazu die finanziellen Möglichkeiten und daran arbeitet er momentan.“
HL-SPORTS: Was meinst du damit, dass der Weg weitergegangen werden muss und wie sieht deine Rolle dabei aus?
Denny Skwierczynski: „Ich beschäftige mich damit und der nächste Schritt muss gut überlegt sein. Es kann sein, dass ich noch länger Trainer bin, aber das muss natürlich der Verein entscheiden. Man muss auch ganz ehrlich sagen, dass wir, so wie wir finanziell aufgestellt sind, auch mit unserem Tabellenplatz genau richtig liegen. Wie meine Rolle dabei aussieht, wird sich zeigen. Der Verein braucht einen Fußball-Lehrer, um das Ziel 3. Liga zu erreichen. Das ist klar. Ob ich das bin oder jemand von außen, ist dabei noch nicht klar. Wir sind in offenen Gesprächen und der Fußball-Lehrer ist eine tolle Sache, aber ich muss auch selbst für mich entscheiden, ob es sinnvoll ist.“
HL-SPORTS: Nun meinst du, ihr seid dort genau richtig. Was muss besser werden, damit die 3. Liga erreicht werden kann?
Denny Skwierczynski: „Es muss viel mehr kommen und wenn man sich andere Clubs anschaut, wie Alemannia Aachen oder Unterhaching – die haben einen ganz anderen Etat und haben trotzdem Probleme. Bei viel Geld gibt es immer noch keine Sicherheit, dass man es auch schafft. Der Verein nimmt seine Aufgabe ernst und arbeitet akribisch an dem Thema.“
HL-SPORTS: Zurück zu deiner Person. Wie gehst du damit um, dass die Kritik an deiner Person lauter wird?
Denny Skwierczynski: Ich finde es nicht so dramatisch, dass die Fragen kommen, aber die Art und Weise irritiert mich. Intern kommunizieren wir sehr viel darüber und wollen nun erst einmal vor der Winterpause noch ein paar Punkte holen.
HL-SPORTS: Danke Denny und viel Erfolg für die Zukunft.
Es ist also völlig offen, wer weiter oder bald auf dem Trainerstuhl auf der Lohmühle sitzt. Klar ist, dass man mit gehandelten Namen wie Thomas Möller (VfR Neumünster) oder Daniel Jurgeleit (ETSV Weiche) keinen Fußball-Lehrer an der Lohmühle sehen wird. Holt man einen Verantwortlichen von außen, dann wird sich das Bild der Mannschaft ändern. Oliver Zapel (SV Eichede) wäre zwar dafür vermutlich bald geeignet, doch bei den Fans eher unbeliebt. Und die Frage lautet, ob die Identität mit einem Schnitt ein Stück verlorengehen würde, die sich die Grün-Weißen in der Insolvenz aufbauten. Auf der anderen Seite sollte man erkennen, dass man mit Fußballern aus der Region eine 3. Liga vielleicht erreichen, aber auf keinen Fall halten kann. Der Spagat zwischen „Wollen“ und „Können“ ist dabei hinzubekommen. Hier sind Aufsichtsrat und Vorstand in der Pflicht, den öffentlich geäußerten Wunsch 3. Liga so gut es geht zu verwirklichen.