Lübeck – Sie hat eine ganz große Welle geschlagen, die Absage der Hallenkreismeisterschaften der Frauen für die Kreisverbände Ostholstein und Lübeck. Denn der Unmut bei vielen Trainern und Aktiven ist groß, nicht nur wegen der Absage an sich, sondern auch des Umgangs und der Händelung des Ganzen durch die KFV Ostholstein und Lübeck wegen. Für Unverständnis sorgt auch die Entscheidung, welche Mannschaften nun zur regionalen Zwischenrunde am kommenden Sonntag in Neumünster fahren dürfen. Immerhin gestehen die zuständigen Obleute Fehler ein.

Die Entscheidung, die Meisterschaften abzusagen, war keine einfache. Am Samstagmorgen wollte ein Aufbaukommando die Sporthalle des Johanneums in Lübeck für die Meisterschaften der C-Juniorinnen und Frauen herrichten, doch die Tribüne ließ sich ebenso wenig wegen eines technischen Defekts ausfahren wie eine Trennwand hochfahren. Über diesen Umstand war der Frauenausschuss des KFV Lübeck nicht durch die Stadt informiert worden, wie Obmann Rainer Thieß HL-SPORTS bestätigte. Ein absolutes Unding und ein weiteres Armutszeugnis, das sich die „Sportstadt Lübeck“ ausstellt, denn rechtzeitige Informationen hätten viele Dinge anders laufen lassen – zumal ein größerer, zeitlicher Vorlauf da gewesen wäre, um nochmal umzuorganisieren.

So weit, so schlecht: Kritik kommt von den Mannschaften aber auch, weil die Absage des Sonntagsturniers schon recht früh am Samstagvormittag erfolgte. Der KFV hätte sich nicht ausreichend um eine Ersatzhalle bemüht, monierten Spielerinnen und Trainer – wenn auch hinter vorgehaltener Hand. Doch da lag gar nicht das Problem, so Thieß: „Wir hätten kurzfristig die Gelegenheit gehabt, in die Sporthalle der Schule an der Wakenitz umzuziehen. Das wäre logistisch allerdings zu schwierig geworden. Daher haben wir uns dagegen entschieden.“  Was allerdings genau das Problem gewesen sein soll, darüber machte Thieß keine Angaben. Pikant auch: bis zum Sonntagnachmittag hatte mindestens eine Mannschaft keine Kenntnis von der Turnierabsage. „Wir haben bis hierhin keine E-Mail erhalten“, sagte Stefan Scheel, Trainer von Fortuna St. Jürgen, zu HL-SPORTS: „Wir haben nur aus den Medien erfahren, dass das Turnier ausfällt.“

Absolutes Unverständnis ernten die sportlichen Entscheidungen, die aus der Absage resultieren. Erstmals haben die Kreismeister die Chance, sich über die regionalen Zwischenrunden für die Landesmeisterschaften am Monatsende in Lübeck zu qualifizieren – ein Traum, den jeder Verbands- und Kreisligist hat, denn im Gegensatz zu den Vorjahren ist das Turnier nicht nur den höchstklassigen Mannschaften des Landes sowie den überregional spielenden Teams vorbehalten. In Lübeck/Ostholstein hat sich dieser neue Modus nun zu einem Bumerang entwickelt.

Denn der Eichholzer SV und die SG Ratekau-Strand werden die Farben Lübecks beziehungsweise Ostholsteins bei der Zwischenrunde am kommenden Wochenende in Neumünster vertreten.
„Unfair“, „unglücklich“ und „schade“ sind noch die harmlosesten Begriffe, die als Bewertung fielen. Besonders in Ostholstein ist man „not amused“ darüber, dass die Ratekauerinnen einfach so weiterkommen. Schließlich lief die Qualifikation dort in zwei Gruppen ab und neben Ratekau war mit der BSG Eutin ein zweites Team ungeschlagen geblieben. Keine Frage, dass sich da der Verbandsligist etwas verschaukelt fühlt. Doch der KFV Ostholstein hat so entschieden, weil Ratekau alle Spiele gewann und so durchschnittlich mehr Punkte holte als die BSG. Keine Ideallösung wie Frank Greiser, Vorsitzender des Spielausschusses Frauen in Ostholstein, betonte.

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Etwas anders gelagert ist da die Situation in Lübeck, denn dort gab es mit Eichholz einen Sieger des Vorrundenturniers. Zwar sind auch dort alle anderen Teams (Stockelsdorf, Dornbreite, St. Jürgen) nicht gerade begeistert, doch die Akzeptanz ist durchaus da. „Wir hätten uns natürlich eine sportliche Lösung des Ganzen gewünscht, denn uns nervt das natürlich auch. Aber ich denke, dass wir noch die sportlich fairste Lösung gefunden haben“, so Thieß, stellvertretend für den Lübecker KFV: „Aber es ist immer besser, das Ganze auszuspielen.“

Dennoch wird befürchtet, dass zumindest die BSG Eutin Protest gegen die Entscheidung der beiden Kreisfußballverbände einlegen wird. Dass sich andere Mannschaften anschließen könnten, ist zwar unwahrscheinlich, aber ausgeschlossen ist es nicht. Greiser dazu: „Das kann natürlich passieren. Aber ganz ehrlich, ich weiß zu diesem Zeitpunkt noch nicht, wie wir das Problem gerade angesichts des nicht vorhandenen Zeitfensters lösen sollen. Dazu werde ich mich zunächst mit dem SHFV in Kiel in Verbindung setzen."

Immerhin: Greiser ist nicht daran gelegen, die von den Kreisverbänden gemachten Fehler unter den Tisch zu kehren: „Weder die Hansestadt Lübeck noch die Kreisfußballverbände haben sich an diesem Wochenende mit Ruhm bekleckert. Wir müssen daraus unsere Lehren ziehen.“ Wenn es nach seinem Willen geht, dann wird es 2017 einige Änderungen geben. Vorbehaltlich der Tatsache, dass der Modus des SHFV gleich bleibt, möchte Greiser zwar an den gemeinsamen Kreismeisterschaften festhalten, doch die Vorrundenturniere sollen für den Fall der Fälle klare Sieger schaffen. Ebenso soll über die Möglichkeit einer Ausweichhalle nachgedacht werden.

Unter dem Strich muss man aber dennoch konstatieren, dass der große Verlierer der Sport ist. Natürlich wären Ratekau und Eichholz in der Endrunde der Kreismeistershaften favorisiert gewesen, aber gerade beim Hallenfußball/Futsal ist ja alles möglich. So wird sechs anderen Teams der Traum von der Landesmeisterschaft genommen, aber nicht nur das. Es bleibt auch die Frage, ob es sich genauso verhalten hätte, wenn es um ein Männerturnier gegangen wäre…

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