Rostock – Der Innenminister von Mecklenburg-Vorpommern, Lorenz Caffier (CDU), hat sich inzwischen auch über den „Polizei-Puppen-Fall“ am vergangenen Sonnabend im Ostseestadion geäußert. Im NDR empörte sich Caffier über die Reaktion der Vereinsführung zu dem Vorfall.

Unbekannte hatten in einem der Fanblöcke eine in Polizeiuniform gekleidete Gummi-Puppe mit Schlagstock und Strick um den Hals aufgehängt. Nach Kenntnis davon wurde durch den Sicherheitsbeauftragten des Vereins dafür gesorgt, dass die „Polizei-Puppe“ unverzüglich durch die Fans im Block entfernt wurde.

In einer Pressemitteilung hatte sich der Vorstandsvorsitzende des FC Hansa Rostock, Markus Kompp, wie nachstehend zu dem Fall geäußert und entschuldigt: „Mit solchen Aktionen werden klar Grenzen überschritten. Auch wenn es die Tat Einzelner war und diese relativ schnell mit Hilfe der Fans unterbunden werden konnte, tut dies natürlich dem Ansehen des gesamten Vereins und seiner Anhänger nicht gut. Der FC Hansa Rostock möchte sich bei allen entschuldigen, die sich durch diese geschmacklose Aktion verletzt fühlen und beleidigt wurden.“

Der Innenminister wiederum erklärte, die Pressemitteilung des Vereins sei „weichgespült und mehrfach durch die Waschmaschine geschoben.“ Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) werde sicherlich reagieren.

Unterdessen hat der Vorstand des FC Hansa Rostock im Einvernehmen mit dem Aufsichtsrat den nächsten Schritt zur Sanierung des Vereins in Angriff genommen. Mit einem insgesamt sechs Punkte umfassenden Maßnahmenpaket soll die im Dezember 2015 angeschobene Sanierung in die zweite Phase gehen. Nachstehend die Erläuterungen des Vereins dazu.

„Durch die Kostensenkungsmaßnahmen des ersten Pakets konnte bislang ein Sanierungseffekt in Höhe von rund 650.000 Euro per anno realisiert werden. Zusätzlich ist im Rahmen der ersten Phase auch der Verkauf der vereinseigenen Versicherungsmaklerei in Vorbereitung. Mit der Umsetzung des zweiten Pakets soll durch Einsparungen und Mehreinnahmen bis zum Ende der aktuellen Drittliga-Saison 2015/2016 nochmals ein Effekt in Höhe von 527.000 Euro per anno erzielt werden“, so Christian Hüneburg, Vorstand Finanzen und Verwaltung.

Zur weiteren Konsolidierung des Vereins sind folgende Maßnahmen geplant:

1. Umzug der Geschäftsstelle in das Ostseestadion

Der Sitz der Geschäftsstelle des FC Hansa Rostock wird künftig das Ostseestadion sein. Der Umzug aus den Räumlichkeiten im Trotzenburger Weg soll im Frühjahr 2016 beginnen und bis zum Ende der laufenden Drittliga-Saison 2015/2016 vollzogen sein.

„Der Umzug der Geschäftsstelle bringt sowohl finanzielle als auch logistische Vorteile mit sich. Allen voran steht die Reduzierung der Betriebskosten, die nun künftig nur noch für einen Standort anfallen werden. Das Ostseestadion bietet ausreichend Kapazitäten, um die gesamte Mitarbeiterschaft, inklusive des Lizenzbereiches, unter einem Dach vereinen zu können. Arbeitsabläufe und das Zusammenspiel der einzelnen Abteilung können durch die künftig viel kürzeren Wege deutlich optimiert werden. Und natürlich setzen wir mit dem Zusammenrücken der Hansa-Familie auch symbolisch ein Zeichen“, so Robert Marien, Hansa-Vorstand Marketing und Vertrieb.

Durch den Umzug in das Ostseestadion, das künftig auch eine Ticket-Vorverkaufsstelle sowie einen Hansa-Fanshop beherbergen soll, kann zudem die lange überfällige Vergrößerung des Merchandising-Lagers realisiert werden.

In der „alten“ Geschäftsstelle im Trotzenburger Weg wird weiterhin das Traditionskabinett des FC Hansa Rostock beheimatet sein. Die übrigen Räumlichkeiten werden ab dem Sommer 2016 zur Vermietung angeboten. Hierzu laufen bereits intensive Gespräche.

2. Reformierung und Umstrukturierung der Nachwuchsabteilung

Anzeige
Anzeige

Der Nachwuchsbereich des FC Hansa soll einer grundlegenden Umgestaltung unterzogen werden. In Zusammenarbeit mit dem Leiter der Nachwuchsakademie Juri Schlünz wird in Zukunft Oliver Scheel, bisheriger Leiter der FC Hansa-Fußballschule und des Grundlagenbereichs im Nachwuchs, für die Erarbeitung und Umsetzung eines neuen Nachwuchskonzeptes verantwortlich sein, das bereits in der kommenden Saison 2016/2017 greifen soll.

„Mit der Neuausrichtung im Nachwuchsbereich stehen wir vor einer großen Aufgabe. Der Spagat besteht darin, ein finanziell tragbares Konzept zu erstellen und sportlich wieder an bessere Zeiten anzuknüpfen. Der FC Hansa gehört mit seiner Nachwuchs-Akademie seit vielen Jahren zu den besten Ausbildungsvereinen in Deutschland. Allerdings müssen wir einige neue Dinge auf den Weg bringen, um diesen Status auch in Zukunft halten zu können. Dazu zählt unter anderem eine engere Kooperation mit anderen Ausbildungseinrichtungen für junge Fußball-Talente vor allem in Rostock, aber auch über die Stadtgrenzen hinaus. Ein Anfang ist hier bereits mit ersten Gesprächen zu möglichen Kooperationsvereinbarungen gemacht. Wir sind überzeugt davon, dass wir mit neuen Ideen, die Attraktivität unserer Nachwuchsabteilung wieder steigern und weiter erfolgreich arbeiten können“, so der Vorstandsvorsitzende des FC Hansa Rostock, Markus Kompp (Foto).

3. Weiterentwicklung der Fußballschule

Die FC Hansa-Fußballschule, die Talentförderung und Ferienprogramm für Jedermann verbindet, soll weiter ausgebaut werden. In der Saison 2014/2015 konnten 16 Ferien-Camps für rund 600 Teilnehmer angeboten werden. In der aktuellen Saison 2015/2016 waren es bereits 26 Feriencamps für rund 900 Teilnehmer. Die Zielstellung für die kommende Saison 2016/2017 liegt bei 30 Standorten mit über 1.000 Teilnehmern. Durch eine höhere Präsenz der Fußballschule in ganz Mecklenburg-Vorpommern soll zugleich die Grundlage für eine deutlich großflächigere Talente-Sichtung gelegt werden.

4. Optimierung Stadionbetrieb

Im Frühjahr 2016 soll mit Unterstützung von Experten der Stadionbetrieb insbesondere die Dienstleistungsqualität, die Prozesse und die Wirtschaftlichkeit überprüft werden. Aus den sich daraus ergebenen Resultaten sollen dann die nötigen Maßnahmen ergriffen werden, um den Status des Ostseestadions als moderne und rentable Veranstaltungsstätte zu verbessern.

„Zur Durchführung des Spielbetriebes wird ein immenser personeller und finanzieller Aufwand betrieben. So haben wir in der Saison 2014/2015 rund 700.000 Euro für Ordnungsdienst- und Sicherheitsleistungen ausgegeben. Das entspricht ca. 40 Prozent der Erlöse aus Eintrittskarten für Ligaspiele. Die Gewährleistung der Sicherheit im Stadion ist ein hohes Gut, das höchste Priorität hat. Jedoch muss der Aufwand mit den Anforderungen für die Dritte Liga in Einklang gebracht werden. Dafür haben wir eine externe Beratungsfirma beauftragt, die deutschlandweit Erst- und Zweitligisten, die Deutsche Fußball Liga (DFL) und den Deutsche Fußball-Bund (DFB) berät und einen versierten Sicherheitsmanager mitbringt. Nach einer tiefgreifenden Analyse werden in die Neugestaltung des Sicherheitskonzeptes alle Partner wie die Polizei, Sicherheitsfirmen und der Deutsche Fußball-Bund (DFB) eingebunden“, so Hansa-Vorstandsmitglied Christian Hüneburg.

5. Reduzierung der Vergabe von VIP-Tickets

Der FC Hansa Rostock verfügt über ein gewisses Kontingent an VIP-Tickets, die Mitarbeitern, Gästen und der Lizenzabteilung gratis zur Verfügung gestellt werden. Die Vergabe wird ab sofort deutlich reglementiert und reduziert, so dass mögliche Mehreinnahmen durch einen Verkauf der VIP-Tickets für Top-Spiele generiert werden können.

6. Auslastung Mannschaftsbus

Der Mannschaftsbus des FC Hansa Rostock wird aktuell hauptsächlich für die Auswärtsfahrten der Lizenzmannschaft des Vereins genutzt. Mittels einer Kooperation mit einem Rostocker Busunternehmen soll die Auslastung des Mannschaftsbusses schnellstmöglich deutlich gesteigert werden. Mit der Vermietung an externe Kunden sollen laufende Betriebskosten gedeckt und darüber hinaus eine weitere zusätzliche Einnahmequelle erschlossen werden.

 

Gefällt Dir unsere journalistische Arbeit?

Dann unterstütze uns hier mit einem kleinen Beitrag. Danke.

- Anzeige -