Lübeck – Bereits in den vergangenen Wochen berichteten wir hier bei HL-SPORTS vermehrt über die Unparteiischen. Denn entgegen der allgemein gültigen Meinung – beim Fußball geht es um 22 Spieler, die einem Ball hinterherlaufen – sind es gerade die Schiedsrichter, die maßgeblichen Anteil an einem Spiel haben. Nach der Interview-Reihe mit Lübecks Schiedsrichterobmann Boris Hoffmann (Teil 1, Teil 2) hatten wir jetzt die Gelegenheit mit Max Ulverich über seine Tätigkeit als Schiedsrichter zu sprechen.

HL-SPORTS: Hallo Max, du bist seit drei Jahren Schiedsrichter. Wie bist du dazu gekommen und was war der Anreiz?

Max Ulverich: „Ich habe damals beim TSV Pansdorf eine Frauen-Mannschaft ins Leben gerufen und durch die Schiedsrichterregelung für die Vereine benötigten wir für die Anmeldung der Frauen zum Spielbetrieb einen zusätzlichen Schiedsrichter. Also war der Deal mit dem Vorstand, dass ich Schiedsrichter werde und die Frauen am Spielbetrieb teilnehmen.“

HL-SPORTS: Im vergangenen Jahr hast du in der Verbandsliga gepfiffen, jetzt bist du zurück in der Kreisliga. Warum?

Max Ulverich: „Sportlich hat es leider nicht für den direkten Aufstieg in die LK2 gereicht. Aufgrund meiner persönlichen und beruflichen Situation habe ich mich dazu entschlossen, kürzer zu treten und anderen Schiedsrichtern aus der Region die Chance für den Aufstieg zu geben.“

HL-SPORTS: Dafür bist du in der Schleswig-Holstein-Liga als Schiedsrichter-Assistent unterwegs. Mit wem bist du dort unterwegs und welche Unterschiede hast du zwischen den bisherigen Ligen erkannt?

Max Ulverich: „Ich bilde ein Gespann mit Daniel Siemers und Haye Jurkat. Die SH-Liga bietet gegenüber der Kreisliga natürlich einen spielerisch anspruchsvolleren Fußball. Gerade in der SH-Liga sind oftmals wenige Zentimeter ausschlaggebend. Diese entscheiden dann zwischen Abseits oder kein Abseits. Daher ist es wichtig, immer auf der Höhe zu sein. Aber grundsätzlich steht man vor den gleichen Herausforderungen. Denn das Selbstverständnis der Beteiligten sagt ja auf dem Platz meistens, dass das eigentlich kein Foul oder Abseits war.“

HL-SPORTS: In Pansdorf warst du die vergangenen Jahre der Mann für alle Fälle. Trainer, Liga-Obmann, Schiedsrichter. Dieses Engagement hast du seit dieser Saison etwas zurückgefahren. Warum und was machst du jetzt beim TSV?

Max Ulverich: „Das war schon eine sehr schöne Zeit und hat auch sehr viel Spaß gemacht. Aber bei mir hat sich das Leben auch weiter gedreht und mein Job lässt es nicht mehr zu, dass ich mich zu 100 Prozent auf alle Sachen konzentriere. Ich finde es nicht gut, nur halbherzig bei der Sache zu sein. Daher war es nur logisch, erstmal das eine oder andere Amt ruhen zu lassen. Aber als Schiedsrichter und Schiedsrichterobmann bin ich immer noch aktiv. Das macht mir einfach Spaß und ich kann meine freie Zeit nun deutlich flexibler einplanen.“

HL-SPORTS: Ab Januar nimmst du eine neue Aufgabe wahr. Was ist das für eine und was möchtest du bewegen?

Max Ulverich: „Tja so ganz ohne Aufgaben wird der Abend auf der Couch dann doch schnell langweilig. Mir hat es schon immer sehr viel Spaß gemacht, junge Leute auszubilden und meine Erfahrungen weiter zu geben. Also widme ich mich zukünftig der Nachwuchsförderung bei uns im Kreis – in Form der Fördergruppen. Diese werde ich zusammen mit Marvin Neumeier koordinieren und verantworten und hoffentlich die nächsten Talente für den SHFV ausbilden.“

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HL-SPORTS: Was war denn die lustigste Situation, die du als Schiedsrichter erlebt hast?

Max Ulverich: „Puh, die lustigste Situation. Man will ja niemanden etwas böses, aber in einem Spiel wollte ein Spieler ganz galant über die Bande springen. Leider hat er sein Bein nicht mit über die Bande gezogen und ist daher hängen geblieben. Kopfüber hing er dann an der Bande. Aber passiert ist ihm zum Glück nichts.“

HL-SPORTS: Gab es vielleicht auch noch etwas peinliches aus einem Spiel heraus? Falls ja, was war das?

Max Ulverich: „Die Situation werde ich wohl auch nie vergessen. Ich hatte beim Laufen die Pfeife im Mund, hab sie aber nicht festgehalten. Als ich dann pfeifen musste, ist mir die Pfeife aus dem Mund geflogen und einem vorbei laufenden Spieler direkt in den Rücken. Seitdem pfeife ich nur noch, wenn die Pfeife wirklich sicher in der Hand liegt.“

HL-SPORTS: Selbst das Fernsehen hat dich schon begleitet. Wie kam es dazu?

Max Ulverich: „Ein ganz besonderes Highlight für mich bisher. Wir sind mit dem Kreis Ostholstein immer auf der Suche nach neuen Schiedsrichtern. Im Sommer letzten Jahres hat der KSA Ostholstein zu Promozwecken beim Eröffnungsspiel Oldenburg gegen Eutin einen Stand gehabt. Ein Regionalsender ist darauf aufmerksam geworden und wollte gerne eine Reportage über die Schiedsrichterei drehen. Ich hatte dann das große Glück, bei einem Spiel begleitet zu werden. Am Ende kam dann eine zwei-minütige Reportage dabei heraus, in der ich dann auf und neben dem Platz zu sehen war.“

HL-SPORTS: Was möchtest du als Schiedsrichter oder Funktionär zukünftig erreichen?

Max Ulverich: „Mein Ziel ist es natürlich immer, auf dem Platz keine Fehler zu machen und beide Mannschaften zufrieden zu stellen. Leider gelingt das nicht immer, da wir Schiedsrichter auch nur Menschen sind. Langfristig würde ich schon gerne wieder eine Liga höher pfeifen. Mal gucken, ob das klappt. Ansonsten ist es natürlich mein Ziel, viele junge Menschen für die Schiedsrichterei zu gewinnen. Denn Schiri sein ist eine schöne Sache. Heute sage ich, hätte ich mal früher damit angefangen. Und das will ich jungen Leuten nahe legen, damit sie später auch höhere Ziele erreichen können.“

HL-SPORTS: Die abschließende Frage: Was macht Max Ulverich außerhalb des Platzes, wenn er tatsächlich mal nicht an Fußball denkt?

Max Ulverich: „Wenn ich nicht an Fußball denke, dann bin ich auf der Autobahn oder im Zug auf dem Weg zu meiner Freundin nach Koblenz. Es kann sich im Leben wirklich nicht alles nur um das runde Leder drehen.“

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