Lübeck – Der neue Trainer beim SC Rapid steht fest. Christian Arp (Foto) wird ab dem 1. Juli des kommenden Jahres neuer Übungsleiter beim Kreisliga-Spitzenreiter. Am vergangenen Dienstag interviewte HL-SPORTS den aktuellen Coach vom Kasernenbrink. Hier folgt das exklusive Gespräch mit dem 46-Jährigen Arp, der sich dem Abenteuer Herrenfußball stellen wird. Der Oberkommissar bei der Bundespolizei ist verheiratet, hat zwei Kinder und ein Enkelkind und vor allem eines: Fußballverrückt!

HL-SPORTS: Hallo Christian, du wirst im Sommer den möglichen Verbandsliga-Aufsteiger SC Rapid als Cheftrainer übernehmen. Was war der Grund dafür?

Christian Arp: „Die Leute, die mich kennen, wussten schon immer, dass ich irgendwann gerne im Herrenbereich tätig sein möchte. Der Vorstand des JFV Hanse weiß seit mehreren Wochen offiziell, das ich nach vier Jahren dortiger Jugendarbeit aufhören möchte, auch damit sie genug Zeit haben, geeignete Nachfolger für diese tollen Jungs zu finden. Mein Gedankengang war, dass ich entweder mal ein Jahr Fußballpause mache oder in den Herrenbereich wechsele. Ich bin da ganz entspannt mit umgegangen, bis Sebastian Wenchel, den ich schon knapp 20 Jahre kenne, mich ansprach, ob ich mir vorstellen könnte, seine Nachfolge bei Rapid anzutreten, weil er aufgrund seines Berufes ein bisschen kürzer treten möchte. Aufgrund dessen habe ich mir von Außenstehenden ein paar Informationen eingeholt und mir ein paar Spiele angeschaut. Und ich muss sagen, das hat sich gedeckt. Nach meinem Empfinden bestehen dort ein sehr guter Teamspirit und viel Fußballgeilheit. Mehr brauche ich nicht. Auch der Verein an sich ist mir in den letzten Jahren immer sympathischer geworden, daher habe ich mich mit meiner Entscheidung, auf eine Fußballpause zu verzichten, nicht gerade schwer getan. Letztlich kann ich eh nicht ohne und bin zuhause ganz ohne Fußball wahrscheinlich nicht genießbar (lacht).“

HL-SPORTS: Im Herrenbereich ist es deine erste Station. Was sind deine Pläne?

Christian Arp: „Als hauptverantwortlicher Trainer zu Saisonbeginn ist es mein erster Job in der Herren. Es gab ab und an ein paar Intermezzo, wie beispielsweis Anfang 2000, wo ich als Spielertrainer eingesprungen und damals mit 1876 mit Strategen wie "Bomber" Braatz oder "Mücke" Trinkl sogar mal in die derzeitige Bezirksliga aufgestiegen bin. Aber ich übernehme gerne Verantwortung und freue mich auf die Aufgabe. Mein Plan ist ganz klar Rapid in Fußball-Lübeck weiterhin zu etablieren, mit dem Ziel, dass alle Gegner, egal aus welcher Liga, mit Respekt zum Kasernenbrink fahren. Im Prinzip möchte ich einfach nur auf die tolle Arbeit von Finch oder davor Jens Offen aufbauen, den Weg weiter gehen und ausbauen. Meine Zutaten werden sein: Spaß mit Ball, heiß auf den Ball, alles mit Ball, Teamspirit und dann schauen wir mal was am Ende dabei heraus kommt.“

HL-SPORTS: Du hast bisher sehr gute Arbeit im Jugendbereich bei der JFV Hanse geleistet. Was erwartet dich deiner Meinung nach bei den Herren?

Christian Arp: „Also vorweg möchte ich sagen, dass die Jahre mit meinen "Hansekickern" eine wirklich tolle Zeit waren und ich viele Momente bis an mein Lebensende nicht vergessen werde. Trotz alledem muss man in heutigen A-Jugendzeiten öfter mal die Keule herausholen, um alle wieder in die Spur zu bringen, wenn man Erfolg im Leistungsbereich haben möchte. Im Herrenbereich erwarte ich diesbezüglich ein bisschen weniger Trainerstress und setzte darauf, dass alle Spieler "mündige Bürger" sind und sie einiges auch mal im eigenen Saft regeln. Selbstbewusstsein, Vertrauen und Kritikfähigkeit sind da die Schlagwörter. Daher ist die Mischung zwischen Jung und Alt in einer Mannschaft für mich auch von großer Bedeutung. Zum zweiten erwarte ich eine zweikampfbetontere Spielweise gegenüber dem A-Jugendbereich und erhoffe mir neue Sichtweisen und konstruktive Fragen der Spieler über unsere zukünftige Spielweise oder Taktiken im Dialog. Ich schnacke gerne über Fußball. Zum dritten erwarte ich mehr Stress mit eurer Zunft (die Presse – Anmerkung der Redaktion). Das habe ich aufgrund eines anderen Mediums erfahren, bevor ich überhaupt bezüglich Rapid Rede und Antwort stehen konnte. Aber das ist kein Problem, ich habe mich auch während der Hansezeit gerne der Öffentlichkeit gestellt oder Berichte verfasst. Ich bin da sozusagen bei fast allen nicht nachtragend.“

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HL-SPORTS: Es sind Berichten anderer Medien zufolge schon einige Spieler, die im Winter zu deinem neuen Club wechseln werden. Wie siehst du das?

Christian Arp: „Da kann ich nichts zu sagen. Fakt ist das Finch die komplette Saison sein Trainer-Herzblut in die Mannschaft stecken wird, für die Planung, auch im Winter, was die Mannschaft in dieser Saison angeht selber verantwortlich ist und ich persönlich definitiv keine Spieler im Winter zu Rapid lotsen werde. An mich wurden von "Szene-Kibitzen" auch schon  Namen herangetragen, die mit Rapid aufgrund von Wintertransfers in Verbindung gebracht wurden, aber da ist meines Erachtens nichts dran und da halte ich mich auch raus. Das bin ich meiner derzeitigen Mannschaft auch schuldig, meine Hauptenergie bis Saisonende in sie zu investieren. Ich bin da eh ein bisschen altmodisch und von den überhand nehmenden Wintertransfers angewidert. Es gibt Werte im Leben, auch im Hobby-Fußball, ein Mann ein Wort! Und wenn man mal nicht spielt oder ein Mitspieler gerade doof ist, dann hat man gefälligst die Ärmel hochzukrempeln, sich dem Trainer beim Training zu empfehlen oder eigene Probleme zu lösen oder anzusprechen.“

HL-SPORTS: Welche Neuzugänge sind bereits für dein neues Team fix?

Christian Arp: „Guck mal auf die Uhr… da ist noch nichts fix und selbst wenn, wird das pünktlich zur neuen Saison bekannt gegeben, ganz ohne Effekthascherei. Aber ich kann schon Mal sagen, dass ich nicht mit der Axt komme und die Mannschaft zerschlagen werde. Es ist normal, dass zu einer neuen Saison ein paar neue Spieler dazu kommen werden, wie bei allen anderen Teams auch, um frischen Wind herein zu bringen. Aber ich habe ja schon erwähnt, das ich das Gefühl habe, das Rapid eine funktionierende Mannschaft ist wo die Chemie stimmt und das Finch dort hervorragende Arbeit geleistet hat. Und dieses Pflänzchen möchte ich gießen und erhalten, also ganz entspannt.“

HL-SPORTS: Du trittst in einen Club ein, der insbesondere im vergangenen Jahr den Aufstieg knapp verpasste. Welche Möglichkeiten siehst du mittel- und langfristig am Kasernenbrink?

Christian Arp: „Wenn man bedenkt, wie viele Punkte Rapid bereits während der letzten Saison geholt hat, ist es schon bitter, dass sie sich nicht mit dem Aufstieg belohnen konnten. Aber wer weiß wozu es gut war? In der derzeitigen starken Verbandsliga evtl. komplett gegen den Abstieg zu spielen, siehe die derzeitigen Aufsteiger, oder dieses Jahr die große Chance wahrnehmen und eventuell einer von bis zu vier Aufsteigern in die neue spannende Verbandsliga zu sein? Man weiß es nicht. Ich drücke den Jungs auf jeden Fall beide Daumen für den Aufstieg, da es nichts geileres im Fußball gibt, kann aber dazu sagen, dass ich mein Wort gegeben habe, auch zu kommen wenn es nicht klappt. Meines Erachtens sind sie noch lange nicht durch und die ersten Spiele nach der Wintervorbereitung werden die Richtung zeigen. Und zuletzt zu den Möglichkeiten: Die sind halt auch ein Grund warum ich mich für Rapid entschieden habe. Es ist ein aufstrebender Verein mit vielen sich rührig kümmernden und sympathischen Menschen im Umfeld. Sehr wichtig ist mir auch, dass Finch sich weiterhin im Verein engagieren wird und mir den Rücken frei hält, damit ich mich alleine auf den Fußball konzentrieren kann. Mittlerweile kommen ja auch mal Zuschauer die man sonst nie auf dem Kasernenbrink gesehen hat, was auch ein Zeichen für eine gewisse Aufbruchsstimmung ist. Daher ist es auch mein erstes Anliegen in den kommenden Wochen, mit den entsprechenden Personen im Umfeld Kontakt aufzunehmen, um so viel Man-Power wie möglich von dieser bisher tollen Saison zu erhalten. Rapid etablieren, that’s it!“

HL-SPORTS: Vielen Dank für das Interview.

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