Lübeck – Diese Woche kommt bei uns eine der besten, möglicherweise die beste Schiedsrichterin Schleswig-Holsteins zu Wort. Susann Kunkel (Foto, links), Schiedsrichterin seit acht Jahren, mittlerweile in der Frauen-Bundesliga und Herren-Regionalliga aktiv. Die 33-jährige Hamburgerin startete ihre Schiedsrichterin-Laufbahn beim FFC Oldesloe, aktuell ist sie Vereinsangehörige des SV Eichede. In dieser Saison kommt sie bereits auf neun Einsätze bei den Herren, vier davon in der Regionalliga und 5 SH-Liga-Partien. Dazu kommen noch drei Einsätze in der Frauen-Bundesliga und zwei geleitete Spiele im DFB-Pokal der Frauen.
Für HL-SPORTS war das Grund genug, bei der viel reisenden Schiedsrichterin mal hinter die Kulissen zu blicken.
HL-SPORTS: Hallo Susann, du bist Schiedsrichterin in der Frauen-Bundesliga und in der Herren-Regionalliga. Wo liegt der Unterschied in der Spielleitung zwischen Frauen- und Herrenfußball?
Susann Kunkel: „Grundsätzlich sehe ich beides als Herausforderung und leite in beiden Bereichen gerne Spiele. Der Herrenfußball ist natürlich aufgrund der physiologischen Grundlagen der Männer dynamischer und Männer spielen zielstrebiger auf den Torerfolg. Die Spielabläufe sind schneller. Im Gegensatz dazu hat man beim Frauenfußball weniger Unsportlichkeiten, beispielsweise Schwalben.“
HL-SPORTS: Wie bist du zur Schiedsrichterei gekommen?
Susann Kunkel: „Ich habe mir als aktive Fußballspielerin zwei schwere Knieverletzungen im Alter von 25 Jahren zugezogen. Nach der zweiten Verletzung war für mich klar, dass ich mit dem Fußballspielen schweren Herzens aufhören muss. Da mein Herz am Fußball hängt, wollte ich etwas anderes in dem Bereich machen. Mein damaliger Verein, der FFC Oldesloe, war auf Schiedsrichtersuche und ich habe mich kurzentschlossen beim Anwärterlehrgang im Kreis Stormarn anmelden lassen. Rückblickend gesehen war das eine sehr gute Idee.“
HL-SPORTS: Welchen Aufwand betreibst du, wenn du am Wochenende durch die Republik reist?
Susann Kunkel: „Der Aufwand ist zum Teil groß. Da ich in der Woche normal 40 Stunden meinem Dienst als Polizeibeamtin nachgehe, investiere ich den Rest meiner Freizeit überwiegend in den Fußball. Beispielsweise leitete ich vor kurzem das DFB-Pokal-Spiel zwischen den Damen von Arminia Bielefeld und dem VfL Wolfsburg. Am Sonntag war ich dann in Hildesheim, um ein Herren-Regionalligaspiel zu leiten. Da bleibt natürlich nicht mehr viel vom Wochenende übrig. Ich möchte mich allerdings nicht beklagen, denn es ist eine Auszeichnung und ein Privileg diese Spiele leiten zu dürfen.“
HL-SPORTS: Schaust du dir deine Spiele hinterher noch einmal an und analysierst sie?
Susann Kunkel: „Auf jeden Fall. In der Frauen-Bundesliga werden alle Spiele aufgezeichnet und den Schiedsrichterinnen zur Verfügung gestellt. Auch in der Herren-Regionalliga gibt es einige Vereine, die die Spiele zum Teil aufzeichnen und Bildmaterial, inklusive kritischer Szenen, ins Internet stellen. Nach den Spielen nehme ich dann auch Kontakt zu meinem Coach Kai Voss auf, um mit ihm die Spiele gemeinsam zu analysieren. Ich profitiere hier sehr von den Erfahrungen, die Kai über mehrere Jahre als Schiedsrichter und Assistent in den ersten beiden Bundesligen gesammelt hat und bin dankbar für seine An- und Einsichten.“
HL-SPORTS: Zu welchen Erkenntnissen gelangt ihr bei den Analysen?
Susann Kunkel: „Interessant ist häufig, wie sich mein Blickwinkel und der der Kamera unterscheiden und man zu komplett anderen Auffassungen kommen kann. So ist es dann eben auch für die Zuschauer und Spieler. Der klarste Elfmeter aus ihrer Sicht, ist dann plötzlich ein klares Ballspielen und umgekehrt. Dadurch kann ich auch nachvollziehen unter welchem Druck unsere Schiedsrichter in der Bundesliga stehen. Da sind es dann neben 50.000 Zuschauern im Stadion noch mal zehn Kameras, die eine Situation aus diversen Winkeln beleuchten, während dem Schiedsrichter meistens nur einer und zwar seiner zur Verfügung steht.“
HL-SPORTS: Vielen Dank für das Interview.
Nächste Woche folgt der zweite Teil des Interviews.