Lübeck – Ostermontag, 1. April 2013. Halbfinale der U19 Champions Trophy 2013 in Düsseldorf. Sich gegenüber standen der PSV Eindhoven und eine japanische Hochschulauswahl. Letztere gewann mit 1:0 und später auch des Endspiel gegen Borussia Mönchengladbach mit 2:1. Doch das soll uns nur am Rande interessieren, aus Lübecker Sicht war es nicht weniger spannend, wer solch eine Partie in dem hochkarätigen Turnier vor insgesamt 8.000 Zuschauern pfeifen durfte. Das alles liegt jetzt mehr als ein halbes Jahr zurück, doch für unseren Lübecker Schiedsrichter Max Rosenthal war es der erste Höhepunkt seiner noch relativ jungen Karriere. Und diese scheint noch lange nicht zu Ende, denn das erst 18-jährige Talent vom 1. FC Phönix hat seine hochgesteckten Ziele seitdem weiter vorangetrieben. Rosenthal pfeift aktuell in der Verbandsliga und strebt kurzfristig den Aufstieg in die Schleswig-Holstein-Liga an. Angesprochen darauf, wohin ihn sein Weg noch führen soll, antwortete Rosenthal nicht mit Worten. Diese waren aber auch nicht nötig, denn seine Mimik alleine strotzte vor Selbstvertrauen.

Am vergangenen Mittwoch erhielt der Auszubildende zum Industriekaufmann ein weiteres Bonbon. Im Stadion an der Lohmühle durfte Rosenthal zusammen mit seinen Assistenten Lennart Larsson (16) und Sebastian Kück (25) das Kreispokalduell zwischen dem VfB Lübeck und dem FC Dornbreite leiten. Vor dem Spiel bekannte Boris Hoffmann als Vorsitzender des Kreisschiedsrichterausschusses: „Ich bin wahrscheinlich viel nervöser als Max und seine beiden Jungs an der Linie. Aber ich weiß, dass sie das souverän bewältigen werden.“ Damit sollte Hoffmann, der nicht nur Vorgesetzter ist, sondern praktisch auch eine Art Mentor für Rosenthal und den Rest des etwa 25 Mannstarken Perspektivkaders darstellt, richtig liegen. Denn das Gespann wurde offiziell durch Holger Wohlers, dem Vorsitzenden des schleswig-holsteinischen Schiedsrichterausschusses beobachtet. Wohlers gab nach der Partie gerne die Auskunft, dass die Bewertung sehr positiv ausfallen würde.

Auch VfB-Trainer Denny Skwierczynski beglückwünschte Rosenthal und sein Team zur ansprechenden Leistung: „Ein oder zwei Szenen waren vielleicht strittig, aber das gehört einfach dazu. Ich kann nur hoffen, dass das auch andere Nachwuchsschiedsrichter motiviert. Max wünsche ich jedenfalls alles Gute für die Zukunft und weiterhin viel Erfolg.“

Bereits mit 12 Jahren wäre Rosenthal gerne Schiedsrichter geworden, doch damals war dieses erst mit 14 möglich. So meldete er sich kurz vor seinem 14. Geburtstag zum Lehrgang an.

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Gegenüber HL-SPORTS gab Rosenthal einen kleinen Einblick in die Vorbereitung auf das Spiel am Mittwoch: „Getroffen habe ich mich mit meinen Assistenten um halb sechs bei mir zu Hause, um 18.15 sind wir an der Lohmühle angekommen. Mit unserem Coach Boris (Hoffmann) haben wir uns auf das Spiel eingeschworen, ehe wir die Platzkontrolle durchführten und uns den beiden Teams vorgestellt haben. Gegen 19 Uhr stellte sich dann unser Beobachter Holger Wohlers kurz vor. Nach unserem Warmlaufen waren wir um 19.20 Uhr wieder in der Kabine. Meine beiden Partner führten anschließend die Ausrüstungskontrolle der Mannschaften durch, während ich die Technik der Funkfahnen fertig gemacht habe. Zuletzt sind wir noch den Online-Spielberichtsbogen durchgegangen, ehe Boris noch einmal in die Kabine kam, um uns viel Glück zu wünschen. Um 19.30 dann der Anpfiff mit einer ersten Analyse in der Halbzeitpause. Es gab kaum besondere Vorkommnisse, zwei knifflige Szenen wurden angesprochen. Nach Spielschluss kamen Boris und Holger Wohlers gemeinsam in die Kabine um eine Gesamtanalyse durchzuführen. Diese fiel durchweg positiv aus. Danach um 22 Uhr duschen und anschließend in einer Loge gemeinsames Essen mit unserem Coach und dem Schiedsrichterbetreuer, um das Spiel noch einmal `sacken` zu lassen. Abfahrt nach Hause dann gegen 23.15 Uhr.“

Mit der gleichen Konzentration wie auf der Lohmühle wollen Rosenthal, Larsson und Kück am Samstag an die Partie TSV Wankendorf gegen SV Henstedt-Ulzburg (Verbandsliga Süd-West) herangehen. Tags darauf wird Rosenthal von Marcel Colmorgen und David Sommer beim Kreisligaspiel Eichholzer SV gegen den Lübecker SC an den Seitenlinien unterstützt.

Schiri-Boss Hoffmann unterstützt aber nicht nur Rosenthal mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln: „Max bietet aber das beste Beispiel dafür, welche Erfolge auch als Referee gefeiert werden können. Wir hoffen, dass wir auch auf diesem Weg junge Männer oder Frauen für die anspruchsvolle, aber sehr interessante Aufgabe eines Schiedsrichters begeistern können. Es geht dabei ja nicht nur darum, dass auf Grund des Schiedsrichtermangels einer ganzen Reihe von Vereinen vorab drei Punkte abgezogen wurden. Nicht weniger wollen wir dem Nachwuchs vermitteln, dass für uns eine sehr tiefe Kameradschaft groß geschrieben wird und wir unsere Schiedsrichter auch leistungsmäßig intensiv fördern. So ist zum Beispiel ist der erst 16-jährige Lennart Larsson jetzt schon bis in die Lübecker A-Klasse aufgestiegen. Um das alles bewerkstelligen zu können, existiert seit geraumer Zeit ein Perspektivkader mit einer Stärke von rund 25 vielversprechenden Talenten. Dieser Kader trifft sich beispielsweise alle zwei Wochen an einem Samstagmorgen, um sowohl körperlich als auch regeltechnisch auf dem Laufenden zu bleiben. Da die meisten von ihnen nachmittags Spiele zu leiten haben, geht es zum Abschluss ins Entspannungsbad und in die Sauna. Wir sind also sehr darauf bedacht, jeden unserer Schiedsrichter möglichst intensiv auf seinem Weg zu begleiten. Abschließend zur Person Max Rosenthal bin ich mir sehr sicher, dass er uns noch sehr viel Freude bereiten wird.“

Ohne Schiri geht es nicht. Und wer vielleicht auch Lust hat, sich darüber zu informieren, meldet sich einfach bei seinem Verein um die Ecke und fragt einfach nach.

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