Hamburg – Anlässlich des Polizeieinsatzes zur Bundesligabegegnung zwischen dem FC St. Pauli und dem Hamburger SV kam es nach den bisherigen Erkenntnissen zu folgendem Verlauf:

Bereits um 8.50 Uhr hatten sich zirka 200 HSV-Fans auf der Moorweide zum geplanten Fanmarsch eingefunden. Erste Verkehrsmaßnahmen wurden ab 9.32 Uhr im Bereich der Moorweide eingeleitet. Der Fanmarsch setzte sich um 10.02 Uhr mit rund 2.500 HSV-Anhängern in Richtung Millerntorstadion in Bewegung.

Im Fanmarsch wurde vereinzelt Pyrotechnik (Böller, Bengalos, Nebeltöpfe) gezündet und der Marsch deswegen in der Zeit von 10.36 Uhr bis 10.43 Uhr in Höhe der Laeiszhalle aufgestoppt.
Zeitgleich wurden im Bereich der Wohlwillstraße bei den dort aufhältlichen St. Pauli-Fans (rund 700 Personen) ebenfalls Nebeltöpfe gezündet. Die Gruppe ging geschlossen über die Budapester Straße bis zum Stadion.

Um 10.58 Uhr wurden in der Budapester Straße in Höhe Stadionreihe durch St.Pauli-Fans aus dem Aufzug heraus Flaschen auf Polizeibeamte geworfen. Ein Funkstreifenwagen wurde hierdurch beschädigt und eine Beamtin von einer Flasche getroffen aber nicht verletzt.

Gegen 11.03 Uhr kam es aus dem Fanmarsch heraus zu einem erneuten Bewurf (mit Latten) auf Einsatzkräfte und im weiteren Verlauf zur Beschädigung einer Lokalscheibe.

Um 11.19 Uhr erreichte der Fanmarsch mit etwa 3.000 Personen den Nahbereich des Gästeeinganges vom Stadion. Das Stadion wurde um 11.46 Uhr für die Gäste geöffnet und deren Zugang blockweise ermöglicht. Hierbei erfolgte kurzzeitig der Einsatz von Zwangsmitteln, als HSV-Fans versuchten, die dortige Polizeikette an der Kontrollstelle zu durchbrechen. Der Einlass im Gästebereich verzögerte sich in der Folgezeit aufgrund der Feststellung von gefälschten Eintrittskarten im dreistelligen Bereich, die angeblich auf dem Fanmarsch verkauft worden sein sollen. In diesem Zusammenhang sind insgesamt 157 Personen überprüft worden und ein Sammelverfahren wegen Betruges eingeleitet.

Am Einlass der Heimfans baute eine Gruppe von 200 bis 300 Problemfans so viel Druck an den Kontrollstellen auf, dass sie zum Teil unkontrolliert in das Stadion gelangen konnten.

Das Spiel begann planmäßig um 13.30 Uhr vor 29.226 Zuschauern. Im Bereich der Südtribüne (Heimfans) wurden zeitgleich diverse pyrotechnische Gegenstände gezündet. Aufgrund des Zündens von Pyrotechnik sowohl durch Heim- als auch durch Gästefans kam es zu einer starken Rauchentwicklung im Stadion, die bereits kurze Zeit nach Spielbeginn zu einer Spielunterbrechung führte. Darüber hinaus verlief die erste Halbzeit (0:1) ohne weitere polizeiliche Vorkommnisse. Im Rahmen der zweiten Halbzeit war erneutes Abbrennen von Pyrotechnik ursächlich für eine weitere Spielunterbrechung.

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Noch während der 2. Halbzeit versuchten HSV-Anhänger sich ohne Eintrittskarten durch den Eingangsbereich zu drängen. Dies konnte durch Polizeibeamte mit Unterstützung des eingesetzten Ordnungsdienstes unterbunden werden.

Nach dem Abpfiff der Partie um 15.32 Uhr (0:4) verließen die Heim- und Gästefans das Stadion. Eine Vielzahl von Gästefans entfernte sich über den U-Bahnhof Feldstraße mit einem Sonderzug aus dem Einsatzgebiet.

Zwischen 400 und 500 St. Pauli-Fans begaben sich kurz danach in Lokale im Bereich Paulinenplatz/Wohlwillstraße.

Ein Fanmarsch von insgesamt zirka 700 HSV-Fans setzte sich um 16.11 Uhr geschlossen unter polizeilicher Begleitung in Richtung Reeperbahn in Bewegung und erreichte den Hans-Albers-Platz um 16.50 Uhr. Eine dem Fanlager des HSV zugehörige Person wurde durch Polizeibeamte beim Versuch des Raubes eines St. Pauli-Fanschals in der Gerhardstraße beobachtet und vorläufig festgenommen. Beim Beschuldigten wurden zudem geringe Mengen Betäubungsmittel aufgefunden und sichergestellt. In der Nachlaufphase kam es darüber hinaus zu zwei dokumentierten Körperverletzungsdelikten mit Fußballbezug. Insgesamt wurden im Bereich St. Pauli zwei Personen in Gewahrsam genommen und vier Personen vorläufig festgenommen.
Ein Polizeibeamter wurde durch einen Böller leicht verletzt.

Beim Public Viewing im Volksparkstadion hielten sich während der Spielzeit rund 12.000 Zuschauer auf. Hier wurden zwei stark alkoholisierte Personen angetroffen, die verbotene Pyrotechnik (sogenannten „Polenböller") mitführten. Da sie einem zuvor ausgesprochenen Platzverweis nicht nachkamen, wurden sie in Gewahrsam genommen und Strafverfahren wegen Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz eingeleitet. Ein weiterer Begleiter, der ebenfalls zuvor einen Platzverweis erhalten hatte, leistete Widerstand, als er in Gewahrsam genommen wurde.

Die Hamburger Polizei wurde bei diesem Einsatz von Kräften der Bundespolizei und den Landespolizeien aus Schleswig-Holstein, Bremen und Mecklenburg-Vorpommern unterstützt. Insgesamt waren rund 1.533 Beamte, davon 312 auswärtige Kräfte, im Einsatz.

Polizeipressesprecher Timo Zill zum Einsatz: „Das Konzept der Fantrennung mit der Grenze Reeperbahn ist voll aufgegangen. Allerdings war der hohe Kräfteansatz aufgrund der hohen Aggressivität in beiden Problemfangruppen auch erforderlich.“

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