Hamburg – Zum Ende des 28. Spieltag der 2. Bundesliga gab es für den Hamburger SV ein böses Erwachen. Gegen den 1. FC Magdeburg verlor der Tabellenzweite das zweite Heimspiel in Folge. 1:2 (1:0) hieß es nach 94 Minuten. Wie schon gegen Darmstadt 98 gab es den entscheidenden Gegentreffer in der Nachspielzeit.

Die ersten zehn Minuten gehörten schon den Gästen. Die Taktik von FCM-Coach Michael Oenning mit zwei Spitzen zu agieren griff. Die erste kleine Option auf ein Tor aber hatte der HSV. Mangala bediente Holtby (13.) im Strafraum, der im letzten Moment noch gestört wurde. Danach übernahm Magdeburg wieder das Kommando und Lohkemper (22.) brachte den Ball im Netz von Pollersbeck unter, nachdem er diesen umkurvte. Pech für ihn, denn beim Zuspiel war er laut Schiri-Assistent einen Tick im Abseits. Eine Fehlentscheidung. Da hatte der HSV großes Glück. Die Gäste-Führung wäre inzwischen verdient gewesen, auch weil Laprevotte (25.) mit einem Schuss den Hamburger Schlussmann zu einer Flugeinlage zwang. Dem HSV fiel nicht viel gegen die selbstbewussten Sachsen-Anhalter ein. Nach einer halben Stunde sollte es dafür eine Standardsituation richten. Santos brachte das Leder per Freistoß in die Mitte. Die zu kurze FCM-Abwehr nahm Jatta (31.) auf und schoss ins lange Eck zur Führung. Verkehrte Welt im Volkspark: Magdeburg klar besser, Hamburg mit dem Tor. Zumindest lagen die Gäste dafür bei den Ecken bis dato mit 6:0 klar vorne. Bei einer rettete Sakai am rechten Pfosten. Das Hamburger Aufbauspiel war eine Katastrophe. Einmal kamen sie doch durch und wurden gefährlich. Sakai setzte Holtby (39.) in Szene, der weitergab auf Santos. Dessen Schuss von der Strafraumgrenze fand an einem Magdeburger Bein das Ende – Chance vertan. Eine weitere bereitete Lasogga vor, der per Kopf auf Holtby (43.) vorlegte. Der scheidende Hamburger Mittelfeldspieler (bekommt keinen neuen Vertrag) kam allerdings zu spät gegen Brunst. Weiteres gab es im ersten Durchgang nicht und in der HSV-Kabine könnte man einen lauten Hannes Wolf vermutet haben…

Zum Start des zweiten Durchgangs verzichte der Hamburger Coach auf Wechsel. Wen hätte er auch rausnehmen sollen? Letztlich darf man nur drei Mal tauschen. Eine Denkpause hätten so ziemlich alle Rothosen verdient. Es konnte gegen den Drittletzten der 2. Liga nur besser werden – dachte oder hoffte man. Es begann aufregend. Erdmann (49.) legte Lasogga im eigenen Strafraum. Schiri Dankert aus Rostock entschied auf Strafstoß. Nach Diskussionen mit den Gästen und einer Rücksprache mit seinem Assistenten nahm er seine Entscheidung zurück. Es ging weiter mit einer HSV-Ecke. Ein Lasogga-Kopfball sprang Müller vor der Linie an den Arm – dieses Mal (auch) kein Elfer. Der Ball wäre ins Netz gegangen. Zweite Fehlentscheidung des Unparteiischen nach dem regulären Treffer aus der ersten Hälfte. Zumindest schien Wolf die richtigen Worte in der Pause gefunden zu haben, denn der FCM konnte sich nun vorerst nicht mehr so frei entfalten. Die Gäste brauchten eine Viertelstunde und waren dann blitzschnell da. Preißinger fand die Lücke vor Bates. Bülter (60.) nahm das Ding an und schloss frei und flach vor Pollersbeck ins linken Eck zum Ausgleich ab – 1:1. Zwei Minuten später scheiterte Lasogga aus spitzem Winkel an Brunst. Sollte es nun ein richtiges Fußballspiel werden? Auf den Rängen gaben beide Seiten auf jeden Fall alles. Über 8.000 FCM-Fans machten richtig gute Stimmung und forderten die Nordtribüne stimmlich heraus. Oenning brachte zwei frische Leute. Der Ex-HSV-Trainer spürte, dass er mit seinem Team eine sehr gute Chance auf Punkte hatte. Sie waren am Drücker. Ein Schuss von Türpitz (77.) verfehlte den linken Pfosten um einen knappen Meter. Inzwischen waren Özcan und Narey beim HSV in der Partie, sollten für mehr Elan sorgen. Und auch Köhlert bekam die letzten sieben Minuten noch die Chance. Trotzdem lief beim Köln-Jäger nichts mehr zusammen. Die Magdeburger schlugen aber noch einmal zu. In der letzten Minute der Nachspielzeit vernaschte Türpitz (94.) van Drongelen und hämmerte das Leder zum 2:1-Siegtreffer rein. Schluss. Magdeburg drehte das Spiel und fuhr als verdienter Gewinner nach Hause.

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Nur HSV-Kapitän Lewis Holtby stellte sich als einziger den Fragen. Er sagte: „Gegen Darmstadt haben wir schon eine Führung abschenkt. Wir hatten schlampige Fehlpässe und müssen es besser verteidigen. Jeder einzelne muss sich hinterfragen, mach ich, gebe ich alles in der Liga und nicht nur im Pokal. Solche Ergebnisse brauchen wir nicht mehr liefern, sonst wird es richtig schwer.“ Aus der Hamburger Kabine war das Gebrüll bis nach draußen zu hören. Schlechte Stimmung war angesagt. Holtby dazu: „Es ist ein Ding unter der Mannschaft. Da machen wir nicht die Musik an und feiern. Es ist wichtig, dass man da auch klare Worte setzt. Wir müssen uns alle hinterfragen. Es gehört viel Arbeit und Konzentration dahinter und viel Mut.“

Trainer Wolf war ebenfalls sauer: „Dass wir zuhause das zweite Spiel verlieren ist echt bitter. Wenn wir schon nicht gewinnen, dann müssen wir es wenigstens besser verteidigen. Wir brauchen einfach bessere Leistungen im Spiel und haben nun eine Woche Zeit, uns auf Köln vorzubereiten. Wir müssen mit den Jungs reden, wie sie es auf dem Platz fühlen, nach so großen Spielen.“

Statistik:
Hamburger SV – 1. FC Magdeburg 1:2 (1:0)
Tore: 1:0 Jatta (31.), 1:1 Bülter (60.), 1:2 Türpitz (94.)
Zuschauer: 49.823
Hamburg: Pollersbeck, van Drongelen, Bates, Santos, Holtby (83. Köhlert), Papadopoulos, Lasogga, Jatta (67. Özcan), Sakai (77. Narey), Mangala, Jung
Magdeburg: Brunst, Kirchhoff (83. Schäfer), Müller, Rother (66. Ignjovski), Lohkemper (64. Beck), Türpitz, Erdmann, Preißinger, Laprevotte, Bülter, Perthel

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