Hamburg – Auf zwei Hochzeiten gleichzeitig zu tanzen ist fast unmöglich, es sei denn, es liegen einige Tage dazwischen. Der Hamburger SV übt diesen Spagat gerade. Auf der einen Seite hat das Ziel Aufstieg in die Bundesliga allerhöchste Priorität und auf der anderen Seite steht man im DFB-Pokal-Halbfinale. Dabei herrscht bei den Rothosen ein Problem. Es könnte ein Fluch der großen Spiele sein – vor allem danach und zuhause …
Angefangen beim Derby-Sieg gegen den FC St. Pauli (4:0) verspielte man danach zuhause gegen den Darmstadt 98 eine 2:0-Führung, verlor am Ende 2:3. Mit einer kleinen Leistungssteigerung gab es danach einen Punkt in Bochum (0:0) und die überragende Darbietung im Pokal-Viertelfinale beim SC Paderborn, wo die Hamburger überlegen mit 2:0 gewannen. Euphorisiert war man sich sicher, dass man den 1. FC Magdeburg im Heimspiel bezwingt, jedoch erneut eine glückliche Führung in der Nachspielzeit aus der Hand gab und letztlich nach einer katastrophalen Leistung noch 1:2 verlor. Danach war die Fan-Gemeinde des HSV gespalten, wie es im Top-Spiel beim Tabellenführer 1. FC Köln ausgehen würde. Hier zeigte das Wolf-Team eine couragierte erste Halbzeit, hielt dem extremen Druck des Gegners bis auf eine Ausnahme (das Gegentor durch Drexler) stand und zwang den Liga-Primus nach der Pause fast in die Knie, schrammte knapp am Sieg vorbei und brachte einen Achtungszähler mit an die Elbe.
Nun kommt der FC Erzgebirge Aue (Sonnabend, 13 Uhr) in den Volkspark. Zuhause lief es zuletzt gar nicht (zwei Niederlagen in Folge), obwohl die Mannschaft sich gerade vor den eigenen Fans besser präsentiert haben sollte. Man hat den Aufstieg noch in der eigenen Hand – von daher gilt: verlieren verboten! Wenn es Haue von Aue gibt, wird die Lage nicht einfacher… Die Heimbilanz sieht erschreckend aus: Aus 14 Spielen holte man nur sieben Siege heraus, drei Mal trennte man sich Unentschieden von den Gästen und vier Niederlagen sind einfach zu viel. Dazu hat man mit 17:18 ein negatives Torverhältnis im Volkspark – Platz neun in der Heim-Tabelle.
Wichtig für Hamburgs Chefcoach Hannes Wolf (Foto) wird sein, der Mannschaft das Pokalspiel gegen RB Leipzig drei Tage später (Dienstag, 20.45 Uhr) aus den Köpfen zu treiben.
„Es ist total albern zu sagen, dass wir keinen Druck haben. Der ist definitiv da. Da steckt aber auch die Kraft drin, über seine Grenzen zu gehen. Deswegen wollen wir den auch weiter hochhalten. Die Endphase der Saison beginnt und wir wollen uns an dem Druck bereichern. Wir müssen unseren besten Fußball spielen. Und das tun wir nicht, wenn wir einfach nur den Schwung mitnehmen“, sagt er in einem Interview auf der Vereinsseite.
In Köln musste er den kompletten Sturm umbauen, bewies dabei nach vorheriger Kritik in der Taktik dieses Mal ein sehr gutes Händchen mit seinen Wechseln. Das soll sich gegen die Sachsen allerdings wieder deutlich entspannen. „Es sieht so aus, dass Pierre-Michel Lasogga und Hee-Chan Hwang für das Spiel gegen Aue wieder zur Option werden. Ob für die Startelf oder von der Bank wird man dann sehen müssen“, so das Geburtstagskind des vergangenen Montag und er fügt hinzu: „Wir müssen uns alles neu erarbeiten. In den Momenten, wo wir Druck hatten, haben wir bisher richtig gut gespielt. Und jetzt ist richtig Druck drin. Wir haben kein gutes Torverhältnis und dürfen uns keine Fehltritte erlauben. Wir sollten auf nichts aus Köln zurückgreifen. Aue ist eine gute Mannschaft. Da müssen wir anders spielen, um erfolgreich zu sein. Wir wollen die Sinne schärfen und voll am Limit arbeiten.“