Hamburg – „Wieder Mal verloren“ passt in diesem Fall nicht und trotzdem fühlte sich das 1:1 (0:1)-Unentschieden des Hamburger SV in der 2. Bundesliga am Sonnabend gegen den FC Erzgebirge Aue, wie eine Niederlage an. Der Tabellenzweite bleibt erster Köln-Verfolger, aber auch nur, weil Union Berlin ebenfalls patzte. Die Hauptstädter verloren ihren dritten Rang sogar an den SC Paderborn (2:1 in Kiel). Die Ostwestfalen liegen nun nur noch zwei Zähler hinter dem HSV.
Fast hätte es schon zum Auftakt einen ersten großen Jubel gegeben. Ein langer Pass von Jatta erreichte Wintzheimer (2.), der Breitkreutz am Mittelkreis auf dem Weg Richtung Torwart Männel überholte wurde nur durch ein Foul unterbunden, wofür der Auer gelb sah. Da wäre der 20-Jährige Hamburger Stürmer durch gewesen. Der Ex-Münchner setzte in der nächsten Szene Narey (7.) ein, dessen Schuss aus spitzem Winkel allerdings die Hütte verfehlte. Die Erzgebirger kamen in der ersten Viertelstunde zweimal annähernd vor das HSV-Gehäuse, fanden in Pollersbeck einen aufmerksamen Schlussmann. Die Hausherren machten das Spiel und hatten in der 16. Minute durch Santos die nächste Gelegenheit. Der Schuss des Brasilianers ging jedoch zwei Meter daneben. Kurz danach bekam Narey (17.) das Leder im Strafraum nicht unter Kontrolle – Chance vertan. Einen Doppelpass zwischen ihm und Özcan (20.) am Strafraum des Gegners, schloss der Türke zu schwach ab. Kein Problem für Männel. Weiter 0:0. Dabei zogen die Rothosen ein Powerplay auf, suchten immer wieder die Schnittstelle in der Spitze. Aue verteidigte das gut und versuchte es mit Kontern. Hamburgs Innenverteidiger Lacroix und seine Kollege van Drongelen lösten diese Situationen abgeklärt. Wieder war es ein Doppelpass vor dem Aue-Kasten, der für Gefahr sorgte. Wintzheimer (26.) kam einen Tick zu spät gegen Männel. Ein Freistoß von Özcan bekamen die Gäste nicht weg und Janjicic (28.) hämmerte das Leder aus 17 Metern drüber. Die Hamburger näherten sich dem ersten Torerfolg. Und auch ein nächster Freistoß von Narey (30.) war nah dran. Gewusel nach einer Ecke im Erzgebirge-Strafraum, doch van Drongelen (31.) traf den Ball nicht richtig, der zudem noch kurz vor der Linie gerettet wurde. Die größte Chance der Gäste bis dahin hatte Fandrich (33.). Nach einer Flanke aus dem Halbfeld bekam er beim Kopfball keinen Druck dahinter. Pollersbeck war da. Nun versuchte es Wintzheimer (36.) aus der Entfernung mit roher Gewalt, doch ein Abwehrbein lenkte zur Ecke ab. Es fehlte der letzte Zentimeter. So wie in der Folgeszene, als Özcan (37.) nicht mit der Fußspitze vor Männel an die Kugel kam. Aufregung danach, als Wintzheimer auf Jatta (39.) im Strafraum vorlegte. Der Hamburger Linksaußen war schon am Fünfmeterraum, wurde dann gebremst. Ein Aufschrei im Stadion, doch Schiedsrichter Jöllenbeck signalisierte sofort „Ball gespielt“. Kurz vor der Pause der Schock: Pollersbeck segelte an einer Auer Ecke vorbei und am zweiten Pfosten stand Zulechner (43.), der den Ball in die Maschen zur Gästeführung drosch. Zur Pause führten die Sachsen. Hamburg ratlos. Es gab Pfiffe von den Rängen. Zu dem Zeitpunkt führte Union Berlin in Fürth mit 1:0. In der HSV-Kabine dürfte es nun laut geworden sein und Chefcoach Wolf würde bestimmt wechseln.
Die Gastgeber und das Schiri-Gespann waren schon wieder auf dem Platz, da kamen die Sachsen später hemächlich aus der Kabine. Wolf ließ die gleiche Elf auflaufen, die den Rückstand fabrizierte. Die hatte gleich die erste Chance. Nach einer Flanke verpasste erst in der Mitte Narey und Özcans Schuss (50.) blockte Breitkreutz ab. Dann doch: Der Ausgleich ging einem Fehler von Calogero hervor. Eine Flanke legte er Wintzheimer (53.) direkt am Fünfmeterraum vor die Füße, der nur noch einzuschieben brauchte – 1:1. Beflügelt durch den Treffer spielte danach nur noch das Wolf-Team. Bis zum Strafraum sah das auch ganz gut aus, doch wie schon im ersten Durchgang fehlte der letzte finale Pass. Santos (63.) einmal mehr aus der Ferne, links vorbei. Aue blieb bei Kontern. Einer davon hätte fast für mächtige Gefahr gesorgt, doch Lacroix (64.) bekam den Fuß bei der Gäste-Überzahl noch dazwischen. Beim HSV kam Hwang für Özcan (65.) um für eine Alternative im Angriff zu sorgen. Auch Lasogga kam vom Warmmachen zurück zur Bank und bereitete sich auf seine Einwechslung vor. Für ihn machte Jatta (68.) platz. Der beste Torschütze der Hamburger (13 Saisontore) hatte sofort die Chance auf das 2:1, doch er verpasste eine Narey-Hereingabe nur knapp. Als Nächster tanzte sich Sakai mit einem Solo durch fünf Gegenspieler und brachte Narey (73.) auf rechts zum Abschluss, der aber zu harmlos war und Männel keine Sorgen bereitete. Als Wolf brachte Hunt für Torschütze Wintzheimer (75.). Der Kapitän hätte gleich für ein furioses Tor gesorgt, als er von der Grundline Männel überraschte und das Leder ans Außennetz setzte. Alle hatten mit einer Flanke gerechnet (nach dem Spiel sagte er: „ich bin abgerutscht. Es sollte eine Flanke werden, aber der Ball wurde abgefälscht.“). Hinten räumte Lacroix in seinem besten Saisonspiel alle hohen Bälle ab. Trotzdem lief ihm und seinen Mannschaftskameraden die Zeit langsam weg. Sie machten weiter Druck, mussten aber auch Obacht auf die immer gefährlichen Gäste-Konter geben. Vielleicht sollte es ein Freistoß richten, den Lasogga (85.) an der Strafraumgrenze herausholte. Eine Sache für Hunt: ans Lattenkreuz! Noch fünf Minuten. Im Stadion sprach sich inzwischen herum, dass Union den Ausgleich in Fürth kassierte (1:1), doch die Augen blieben im Volkspark, denn auch zwei Minuten vor dem Ende war noch alles möglich. Es wurde nichts, außer einer Punkteteilung.
Aaron Hunt: „Wir tun uns gerade in den Heimspielen richtig schwer, hundertprozentige Torchancen zu erspielen. In der zweiten Halbzeit haben wir mehr investiert und das war auch besser als in der ersten Hälfte, aber ohne die ganz klaren Torchancen herauszuspielen. Gerade, wenn wir nur eines von den letzten gewonnen hätten, würde es schon anders aussehen. Da müssen wir uns einiges vorwerfen.“
Hannes Wolf: „Wir sind natürlich nicht zufrieden mit dem einen Punkt, haben viele Phasen des Spiels richtig gute Sachen gemacht. Wie wir das Spiel in das letzte Drittel getragen haben, war echt okay und nicht viel zugelassen. Sechs, sieben gute Chancen hatten wir auch. Es ist ein Punkt, der sich nicht gut anfühlt. Wir wollten unbedingt gewinnen. In der Mentalität und Einstellung kann ich der Mannschaft keinen Vorwurf machen.“
Statistik:
Hamburger SV – FC Erzgebirge Aue 1:1 (0:1)
Tore: 0:1 Zulechner (43.), 1:1 Wintzheimer (53.)
Zuschauer: 52.354
Hamburg: Pollersbeck – Sakai, Lacroix, van Drongelen, Santos – Janjicic, Mangala, Özcan (64. Hwang) – Narey, Wintzheimer (76. Hunt), Jatta (68. Lasogga)
Aue: Männel – Kalig, Wydra, S. Breitkreuz – Rizzuto, Riese, Fandrich, Kempe (46. Kral) – Hochscheidt – Krüger (77. Iyoha), Zulechner (60. Testroet)
30. Spieltag:
Hamburg – Aue 1:1
Kiel – Paderborn 1:2
Duisburg – Sandhausen 2:2
Fürth – Berlin 1:1
Bielefeld – Ingolstadt (So.)
Regensburg – Magdeburg
Darmstadt – Bochum
Heidenheim – St. Pauli
Dresden – Köln