Hamburg – Das DFB-Pokalfinale wird in diesem Jahr ohne Hamburger Beteiligung ausgetragen. RB Leipzig gewann am Dienstagabend beim HSV mit 3:1 (1:1) und wartet auf den Endspielgegner, der am Mittwoch zwischen Werder Bremen und Bayern München ermittelt wird.
Hamburgs Trainer Wolf überraschte alle, indem er Janjicic in die Zentrale der Abwehr aufstellte. Auch mit Vagnoman über links und Santos in der Spielmacherposition durfte man vor der Partie nicht rechnen. Eine mutige Idee, die allerdings am Ende nicht aufging.
Nachdem die Gastgeber forsch begannen und ihr Heil im Überraschungseffekt suchten, hatte Leipzig die erste Chance durch Halstenberg (7.), dessen Schuss von der linken Strafraumseite dann doch deutlich vorbeiging. Der nächste saß: Ecke, Kopfball Poulsen (12.), Tor. Danach war RB klar am Drücker, wollte schnell das 2:0 und hatte in der 16. Minute die Mega-Chance dazu. Werner zwang Pollersbeck zu einer Glanztat. Den Nachschuss setzte Poulsen an den Pfosten und Sabitzer traf im zweiten Anlauf aus einem Meter nochmal das Aluminium. Die Hamburger im Glück, merkten spätestens da, dass ihnen der Bundesliga-Dritte gegenüberstand. Den Gedanken, sich den Erfolg aus der Abwehr heraus „zu erspielen“, dürften sie sich spätestens zu diesem Zeitpunkt abschminken. Aus dem Nichts der Ausgleich: Jatta (24.) erkämpfte sich das Leder an der Außenlinie gegen Kampl, schoss sofort aus 30 Metern aufs Tor. Gulacsi kam zwar noch mit den Fingerspitzen heran, allerdings stand er zu weit vor seinem Kasten und der Ball landete im Netz – 1:1. Großer Jubel beim Außenseiter. Der Torschütze war danach wie entfesselt, holte durch großen Einsatz einen Freistoß an der Eckfahne heraus. Santos (27.) brachte diesen in den Strafraum, doch die Sachsen verteidigten und konterten. Werner schoss im direkten Gegenzug aus 18 Metern links am Gehäuse vorbei. Auf der anderen Seite wurde eine Santos-Flanke abgefälscht – Narey (32.) verfehlte knapp am Fünfmeterraum. Inzwischen war die Partie ausgeglichen. Der HSV steckte den Rückstand gut weg, stellte sich auf die schnellen Leipziger ein und versuchte vorne weiter Akzente zu setzen. Kurz vor der Pause war es wieder so ein Pass in die Spitze. Santos sah Narey (42.) starten, der die Kugel aus sieben Metern rechts am Kasten vorbei setzte. Erneut versuchte es Santos (45.) mit einem Schuss. Dieses Mal aus der zweiten Reihe: Gulacsi hatte ihn. Das Unentschieden hatten sich die Rothosen spätestens jetzt verdient. Mit dieser Erkenntnis ging es in die Pause. So sahen es auch die Fans, die im Gegensatz zu Aue (dort gab es nach dem ersten Durchgang Pfiffe), nun jubelten.
Ohne Wechsel ging es in die zweite Halbzeit. Und der HSV machte weiter, merkte, dass RBL zu knacken war. Narey sah Lasogga (47.) in der Mitte, doch die Schnelligkeit fehlte dem Stürmer – keine Überraschung. Die nächste Möglichkeit hatte Vagnoman (51.), der sich über links durchsetzte und auf dem Weg im Strafraum überhastete. Sein Pass in den Rücken der Leipziger Abwehr fand keinen eigenen Mitspieler. Die Gäste machten es besser, profitierten von einem Janjicic-Eigentor (53.). Kampl sah Poulsen am langen Pfosten, der den Ball von der Grundlinie in die Mitte beförderte. Da stand der Hamburger, doch hinter ihm allerdings auch noch Forsberg, der einschussbereit war. – 1:2 aus HSV-Sicht. Wie schon beim ersten Gegentor fanden die Hausherren danach nicht so gut zurück in die Begegnung. Die „Bullen“ machten wieder Druck, wollten nachlegen und kontrollierte das Geschehen. Das dauerte rund zehn Minuten, dann waren die Rothosen wieder dran am Spiel. Hwang kam für Vagnoman. Forsberg (70.) traf nebenbei aus zwölf Metern die Latte. Der nächste des Schweden passte. 72. Minute: satter Schuss von Forsberg ins linke Eck zum 3:1. Sofort danach durfte er zum Duschen, machte Platz für Mukiele. Bei den Hamburgern sollte Hunt (kam für Janjicic) die Rettung bringen. Der Zweitligist gab sich noch nicht geschlagen, denn Jung (74.) traf das Außennetz aus spitzem Winkel nach einem Durcheinander im RB-Strafraum. Drei Minuten später wurde Holtby noch einmal eingewechselt (für Mangala). Trotzdem fehlte der letzte Wille beim HSV und zehn Minuten vor dem Schluss stellte man sich langsam auf das Pokal-Aus ein. Der Bundesligist spielte das abgezockt runter. Hamburg fährt aber trotzdem nach Berlin, allerdings schon am kommenden Sonntag – und zwar in die Alte Försterei zum nächsten Liga-Endspiel bei Union.
Stimmen nach dem Spiel:
Hannes Wolf: „Leipzig kam zu Anfang mit sehr viel Wucht und wir haben Bälle verloren, die man nicht verlieren darf. Vom Rückstand und der Doppelchance mit zwei Mal Pfosten haben wir uns gut erholt, machen ein sehr schönes 1:1 und danach gehört die Phase bis zur Pause uns, hatten zwei klare Chancen selbst das 2:1 zu machen. Nach dem 1:2 wurde es schwierig, wir mussten kommen. Die Präzision und Klarheit und wie schnell RB ihre Angriffe gefahren ist, war für uns schwer zu verteidigen. Insgesamt war es eine sehr gute Pokalrunde von uns, dir leider endet. Wir wären gerne noch eine weiter gegangen.“
Gideon Jung: „Wir haben super aber nicht alles verteidigt. Leipzig hat eine sehr gute Qualität und wir können trotz der Niederlage stolz auf uns sein. Wir spielen gegen gute Gegner gut, haben das Manko bisher gehabt, dass wir gegen andere Teams nicht so gut gespielt haben. Das ist nun Vergangenheit und wir müssen nach vorne schauen, haben noch einige Spiele, wo wir alles wieder gut machen können und am Ende wollen wir einfach nur aufsteigen.“
Statistik:
Hamburger SV – RB Leipzig 1:3 (1:1)
Tore: 0:1 Poulsen (12.), 1:1 Jatta (24.), 1:2 Janjicic (53. Eigentor), 3:1 Forsberg (72.)
Zuschauer: 52.365
Hamburg: Pollersbeck, Lacroix, van Drongelen, Santos, Narey, Lasogga, Janjicic (73. Hunt), Jatta, Mangala (77. Holtby), Vagnoman (68. Hwang), Jung
Leipzig: Gulacsi, Orban, Konate, Sabitzer (89. Haidara), Poulsen, Forsberg (73. Mukiele), Werner, Klostermann, Halstenberg, Laimer, Kampl (92. Demme)