Hamburg – Ende gut, alles gut… könnte man möglicherweise sagen. Ganz so einfach ist das beim Hamburger SV nicht. Den Aufstieg haben die Rothosen zum Ende ihrer ersten Zweitligasaison dann doch knapper verpasst, als es in der Vorwoche anzunehmen war. Es fehlten am Ende zwei Zähler. Fast wäre man nach dem 3:0-Heimsieg gegen den MSV Duisburg am Sonntag noch punktgleich mit Union Berlin ins Ziel eingelaufen, doch die Eisernen retteten sich nach einem 0:2-Rückstand beim VfL Bochum noch zum einem Remis und haben wie der SC Paderborn 57 Punkte. Die patzten bei Dynamo Dresden und verloren dort 1:3. Die Ostwestfalen sind als Aufsteiger aus der 3. Liga direkt in die Bundesliga marschiert. Union muss in die Relegation gegen den VfB Stuttgart. Die Tordifferenz sprach am Ende für den SCP. Dort war man um ganze fünf Treffer besser als die Berliner. Der HSV holte insgesamt 56 Punkte, aber hat gerade einmal drei Tore mehr erzielt, als ihre Gegner in der gesamten Saison.

Nach der Partie gab es viele Tränen. Insbesondere bei Fiete Arp, der sich mit seinem ersten Saisontor verabschiedete, war es emotional. Der Youngster sagte: „Für mich konnte es nichts Schöneres geben als nochmal zum Abschied zu treffen und zu gewinnen. Nach meinem Tor sind bei mir alle Dämme gebrochen. Es hat sich so lange angestaut. Ich habe so ewig auf diesen Moment gewartet und schon darüber nachgedacht, was passiert, wenn dieser Moment nicht mehr kommt. Ich bin deshalb sehr, sehr froh, dass ich das nochmal erleben durfte. Es ist einer der schönsten Momente für mich persönlich, auch wenn das Gesamtbild des verpassten Aufstiegs weh tut. Ich war im regen Austausch mit dem Verein und wir haben die Entscheidung getroffen, dass ich den Club jetzt verlasse. Ich glaube, dass mir ein Tapetenwechsel einfach gut tut. Dem Standing hier war ich noch nicht gewachsen und als 19-Jähriger waren die vergangenen beiden Spielzeiten echt hart. Die neun Jahre beim HSV werde ich dennoch nie vergessen. Ich habe meine ganze Laufbahn hier gespielt. Es tut weh, sich zu verändern, aber es gehört am Ende dazu. Ich hoffe, dass wir dieses Gefühl, das ich in Bezug auf den HSV in mir trage, in jeden Spieler integrieren können. Jeder Spieler muss diesen Verein leben. Wenn man diese Emotion in die Spieler bekommt, dann ist der Verein gut aufgestellt für die Zukunft. Ich bin zuversichtlich, denn die Fans geben niemals auf und die Qualität ist auch da.“ Der 19-Jährige wechselt zum Deutschen Meister FC Bayern München.

Auch Douglas Santos erzählte, dass er den HSV auf jeden Fall verlassen wird. Bayer Leverkusen ist an dem Brasilianer interessiert. Die Ablöse könnte mehr als 10 Millionen Euro für die Hamburger einbringen.

Weitere Abgänge, die schon zum Teil schon feststehen, sind Pierre-Michel Lasogga, Lewis Holtby (bekommt keinen neuen Vertrag), Hee-Chan Hwang (ausgeliehen von RB Salzburg), Leo Lacroix (ausgeliehen vom AS St.-Etienne) und Orel Mangala (ausgeliehen vom VfB Stuttgart). Lasogga wurde bei seiner Einwechslung ausgepfiffen und wollte danach gar nichts sagen. Er verließ den Volkspark aber von Fans umringt und durfte (womöglich ein letztes Mal) Autogramme für die HSV-Fans schreiben.  

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Mats Köhlert, dessen Vertrag ausläuft und aus der Startelf ein tolles Spiel machte, sagte nach der Partie zu seiner Zukunft: „Es ist alles offen. Es liegt nicht nur bei mir, von daher bin ich ganz entspannt.“

Der scheidende Chefcoach Hannes Wolf meinte nach der Begegnung: „Wir können die Zeit nicht zurückdrehen. Das Leben geht weiter und es ist blöd gelaufen. Wir müssen jetzt nicht so tun, als wäre es das Schlimmste auf der Welt. Wir haben alles gegeben und versucht. Aber es ist jetzt keiner krank, es war kein Erdbeben, kein Tsunami. Es gibt schon noch andere Katastrophen auf der Welt, die noch einen Tick schlimmer sind, als ein verpasster Aufstieg und das muss man ja so sehen und das werde ich dann auch schaffen.“ Er fährt am Montag Richtung Heimat in den Westen…

Die Spieler sind nun im Urlaub. Arbeiten muss Sportvorstand Ralf Becker mit Sportdirektor Michael Mutzel. Sie müssen sich um den neuen HSV 2019/20 kümmern – vorne an einen neuen Cheftrainer präsentieren.

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