„Ich würde mir sehr wünschen, dass die Zuschauer wieder gerne zu uns kommen“ – Ein Neuanfang am Gogenkrog

Nach dem Absturz herrscht nun Euphorie

Die neue Mannschaft des TSV Neustadt. Foto: Niklas Runne
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Neustadt – Hinter dem TSV Neustadt liegen keine einfachen Jahre. Es ging stetig bergab und eine negative Meldung folgte auf die nächste. Nun soll ein Neuanfang erfolgen und sich einiges ändern. Es herrscht eine Euphorie in Neustadt und sportlich soll es wieder erfolgreich werden.

Der Untergang

Lange Zeit stellte der TSV Neustadt eine schlagkräftige Kreisliga-Mannschaft. Man war oben mit dabei und kratzte sogar an der Verbandsliga. Auch die Jugend war erfolgreich. 2019/20 wurde die A-Jugend Meister in der Landesliga und stieg in die Oberliga auf. Es war das Aushängeschild am Gogenkrog. Im selben Jahr erfolgte wohl der Untergang des Neustädter-Herrenfußballes. Die Spielgemeinschaft aus dem TSV und dem NTSV Strand wurde ins Leben gerufen und es entstand die SG Neustrand. Gespielt wurde in der Landesliga, doch dies war ein Todesurteil. Vom Oberliga-Vorjahresmeister NTSV Strand blieb nicht ein einziger Spieler, sodass die Herren des TSV nun statt in der Kreisliga, gleich zwei Ligen höher ran mussten. Viele Spieler verließen den Verein. Es folgte eine Klatsche nach der anderen, sodass man am Ende mit 8:141 Toren aus 19 Spielen am Tabellenende der Landesliga Holstein stand. Das Punktekonto war im Minusbereich und so endete das Kapitel SG Neustrand nach einem Jahr mit dem wenig überraschenden Abstieg. Unter dem alten Namen TSV Neustadt ging es in die Verbandsliga. Das Corona-Virus brach aus und sorgte für einen Saisonabbruch. So hielt Neustadt die Klasse. Im Folgejahr trugen wieder einige alte Bekannte das Trikot, sodass eine schlagkräftige Truppe auflief. Diese hielt knapp die Liga, sodass es in ein drittes Verbandsligajahr ging. Dieses verlief denkbar schlecht für die Ostholsteiner. Man war längst keine angesehene Adresse mehr in Ostholstein. Damit nicht genug war nun die finanzielle Situation des Gesamtvereins mehr als kritisch. Es wurde ein Insolvenzantrag gestellt. Das Trainerteam um Tony Böhme und Mark Klukas traten zurück und nur eine Woche später folgte die Abmeldung des Spielbetriebs. Es war der womöglich dunkelste Tag in Neustadt seit langer, langer Zeit. Nahezu alle Spieler zog es weg und nun war man wirklich am Ende. Neustadt startete von ganz unten, in der Kreisklasse C. In dieser wurden sie vergangene Saison Tabellenfünfter.

Neuanfang

Nun soll nach der schweren Zeit beim TSV, ein Neuanfang gelingen. Der Grundstein dabei wurde mit der letztjährigen A-Jugend gelegt. Einer der Hauptverantwortlichen ist Volker Brand. Er führte die U19 in der vergangenen Saison zum Titel in der Kreisliga und ist schon seit einiger Zeit im Jugendbereich beim TSV Neustadt tätig. HL-SPORTS verriet er, wer die weiteren Verantwortlichen sind, sowie wie die Idee zustande kam: „Die Hauptverantwortlichen sind Jonas Klemens, der Trainer der Herren der letzten Saison, Iber Osdautaj, der ein alter Neustädter ist, aber im Moment beim Oldenburger SV in der Oberliga spielt, uns aber immer mal wieder beim Training unterstützt, sowie ich, der letzte Saison die A-Jugend trainiert hat. In dieser A-Jugend waren neun Spieler, die altersbedingt in den Herrenbereich aufsteigen. Ich habe diesen Spielern früh signalisiert, dass ich mit Ihnen gerne den Neustart in bessere Zeiten für die Neustädter Herren angehen würde. Bis auf einen konnte ich auch alle überzeugen. Jonas, Iber und ich haben uns zur Winterpause zusammengesetzt, und haben uns das gemeinsame Ziel „Neuanfang“ gesetzt. Wir haben dann ehemalige Neustädter Spieler angesprochen, und mit unseren A-Jugendspielern, die allesamt tolle Kicker sind, geworben. Nach einer Überlegungsphase ist dieses Werben auf Zustimmung gestoßen. Am Ende haben sich zehn Spieler entschieden, zu uns zu wechseln.“ An die Seite von Brand rückt Jörg Schaumann, der als Co-Trainer fungiert.

Volker Brand führte die A-Jugend als Trainer zur Kreisliga-Meisterschaft. Foto: Niklas Runne

Einige alte Bekannte

Mit Bennet Storm, Henner Nissen, Thorben Ahrens, Jasper Weidenthal, Lucas Gülck und Finn Böckmann (alle TSV Schönwalde), Fynn-Louis Schubert, Torhüter Yannik Weidenthal (beide SC Cismar), Lasse Waldow (SV Hansühn), sowie Sönke Dessaga (FC Scharbeutz) verpflichtete man zahlreiche höherklassige Spieler. Der Großteil hat in der Vergangenheit einige Verbandsligaspiele verbuchen können und trug bereits das Trikot des TSV Neustadt. Brand sagte zu den Gesprächen mit den Neuzugängen: „Die Gespräche verliefen größtenteils sehr angenehm und gut. Bei vielen ehemaligen Neustädter Spielern war ja eh latent der Wunsch vorhanden, wieder für den TSV zu spielen. Aber durch die letzten Jahre, in den leider vieles in vielen Bereichen bei uns nicht gut lief, sind viele vergrault und abgeschreckt worden. Um jeden Spieler, der damals gegangen ist, tat es mir leid. Leider haben wir durch verbales Nachtreten der damaligen Verantwortlichen auch bei einigen Spielern, die jetzt für andere Mannschaften spielen, soviel Flurschaden verursacht, dass diese bis heute dem TSV nicht wohl gesonnen sind. Auch das ist in Gesprächen mit Spielern deutlich geworden. Bei diesen Spielern möchte ich mich nochmals ausdrücklich entschuldigen. Wir haben diese Zeiten hinter uns gelassen, und es soll wieder Spaß, Spielfreude, sportliche Kameradschaft und damit auch gerne der Erfolg am Neustädter Gogenkrog Einzug halten.“

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Henner Nissen, Bennet Storm und Jasper Weidenthal (hier im TSV Neustadt-Trikot) sind drei von zehn Neuzugängen und spielten bereits in der Vergangenheit am Gogenkrog. Foto: Niklas Runne

Euphorie in Neustadt

Bereits drei Spiele absolvierte der TSV. Zum Testspielauftakt gegen den Sereetzer SV II gab es einen 5:2-Sieg. Zwar waren noch einige Stammspieler nicht dabei, dennoch zeigten sie in welche Richtung es gehen würde. Es folgte das Pokalspiel gegen den Harmsdorfer SV. Gegen den Klassenhöheren waren nun deutlich mehr Spieler mit dabei, darunter die beiden Ex-Neustädter Bennet Storm und Henner Nissen, die beide von Verbandsligaabsteiger TSV Schönwalde zurückkehrten. Es war das erste Spiel seit dem Neuanfang am heimischen Gogenkrog. In den vergangenen Jahren war das Interesse am Herrenfußball in der Stadt eher gering. Die Zuschauerzahlen waren selten hoch, anders als in den Jahren vor dem Absturz. Doch die Euphorie, endlich wieder eine erste Herren zu haben, mit der man sich identifizieren kann, war beim Pflichtspielauftakt klar zu spüren. Fast 200 Zuschauer verirrten sich an den Gogenkrog und bekamen das alte, neue Gesicht ihres Lokalvereins zu sehen. Dazu sagte Trainer Brand: „Erstmal haben wir uns riesig gefreut, dass so viele Zuschauer beim Pokalspiel zugeschaut haben. Danke dafür! Und wir würden uns natürlich freuen, wenn das so bleibt. Die Zuschauer können sich auf zwei Mannschaften (wir haben für diese Saison zwei Herrenmannschaften gemeldet) freuen, die Bock haben, hier etwas zu erreichen, die sportlich überzeugen wollen, und die als Gemeinschaft Spielfreude, Spaß und Erfolg beim Fußball erreichen wollen. Ich würde mir sehr wünschen, dass die Zuschauer wieder gerne zu uns kommen, und sich mit den Mannschaften identifizieren, uns anfeuern und Spaß und Freude an unserem Fußball haben.“ Mit munterem, ansehnlichen Offensivfußball begeisterten sie und zogen souverän in die zweite Runde des Kreispokal Ostholstein ein. Die Mannschaft zeigte sich im ersten Durchgang extrem hungrig und voller Spielfreude, sodass zur Pause die Partie mit 11:0 bereits entschieden war. Im zweiten Durchgang wurden einige Gänge zurückgeschaltet, sodass am Ende ein 12:0-Erfolg heraussprang. Harmsdorf war trotz vereinzelter guter Torchancen auf den Ehrentreffer chancenlos.

So voll wie beim Pokalspiel gegen den Harmsdorfer SV, war es lange nicht mehr am Gogenkrog. Foto: Niklas Runne

Das Ziel

Wenig überraschend ist der TSV in der kommenden C-Klassensaison der absolute Top-Favorit auf den Aufstieg. Zum Saisonziel sagte Trainer Brand: „Das Saisonziel ist der Aufstieg in die Kreisklasse B. Daran arbeiten wir gerade sehr intensiv in unserer Vorbereitung. Auf längere Sicht gesehen ist das Ziel, dass der TSV Neustadt wieder in der Kreisliga spielt. Das ist ambitioniert, aber möglich. Das Potenzial dazu ist in der Mannschaft auf alle Fälle vorhanden.“ Des Weiteren sagte Volker Brand: „Unser Ziel ist es, dass wir wieder Herrenfußball anbieten, mit dem sich die Neustädter Spieler und Zuschauer identifizieren können. Es soll wieder Spaß machen, beim TSV zu spielen, und gerne dabei auch erfolgreich sein. Wir wollen wieder ein „Wir-Gefühl“ erzeugen, so wie wir es hier vor Jahren mal hatten und wir wollen sportlich überzeugen, sodass unsere Spieler das Wappen des TSV wieder mit Stolz auf der Brust tragen. Die Jugend ist dabei immens wichtig, denn die ist der Unterbau, aus dem wir spätere Spieler für den Herrenbereich gewinnen. Dazu ist die frühzeitige, aufeinander aufbauende fußballerische Ausbildung wichtig, und die Kommunikation der Trainer untereinander.“ Am kommenden Freitagabend wartet mit dem Pokalspiel gegen den SV Großenbrode ein echter Gradmesser. In der Liga geht es am 24.8. mit dem Spiel gegen die eigene zweite Mannschaft los.

Wer ist der Favorit auf den Meister-Titel der Regionalliga Nord?

  • SV Meppen (31%, 638 Votes)
  • VfB Lübeck (24%, 495 Votes)
  • VfB Oldenburg (11%, 224 Votes)
  • Hamburger SV II (8%, 164 Votes)
  • 1. FC Phönix Lübeck (7%, 151 Votes)
  • SV Todesfelde (3%, 63 Votes)
  • Kickers Emden (3%, 51 Votes)
  • SV Drochtersen/Assel (2%, 49 Votes)
  • Werder Bremen II (2%, 38 Votes)
  • Eintracht Norderstedt (2%, 34 Votes)
  • FC Teutonia Ottensen (1%, 28 Votes)
  • SC Weiche Flensburg 08 (1%, 23 Votes)
  • Bremer SV (1%, 22 Votes)
  • Holstein Kiel II (1%, 20 Votes)
  • TSV Havelse (1%, 14 Votes)
  • FC St. Pauli II (0%, 8 Votes)
  • BW Lohne (0%, 8 Votes)
  • SSV Jeddeloh II (0%, 6 Votes)

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