Düsseldorf – Vier Lübecker Schiedsrichter waren über Ostern in Düsseldorf bei der U19 Champions Trophy und berichten jeden Tag in einem Reisetagebuch über ihre Erlebnisse. Zusammen mit Lübecks Schiri-Chef Boris Hoffmann waren Patrick Schwengers, Max Rosenthal, Christian Schaffrath und Malte Rodenberg im Einsatz. Heute nun der letzte Teil ihres Reisetagebuchs bei HL-SPORTS.

Tag 5:
Am letzten Turniertag standen die Finalspiele an, in denen es nicht nur um den Turniersieg ging, sondern auch um das Preisgeld für die vorderen Plätze. Deshalb gingen alle Teams hochkonzentriert in die Begegnungen.
Auch Max, Christian und Patrick durften in den Entscheidungsspielen noch einmal ins Geschehen eingreifen. Patrick und Christian assistierten im zweiten Halbfinale zwischen Dynamo Zagreb und Red Bull Salzburg dem Düsseldorfer Sven Grolik, aufstrebender Landesliga-Schiedsrichter des Kreises Düsseldorf.

Die Kroaten waren ohne Niederlage und nur mit einem Unentschieden ins Halbfinale marschiert, die Salzburger erreichten das Halbfinale sogar ganz ohne Punktverlust.
Nach der Absprache gingen die drei hochkonzentriert in die Begegnung, denn jeder wusste, worum es in diesem Spiel ging, und das Gespann konnte natürlich noch nicht eingespielt sein, da die drei das erste Mal in dieser Zusammensetzung ein Spiel leiteten.

Das Spiel nahm sofort Fahrt auf, in den ersten Minuten entwickelte sich ein offener Schlagabtausch. Nach einem herrlichen Sonntagsschuss gingen die Österreicher nach zehn Minuten in Führung. Kurze Zeit später tauchte der Salzburger Roguljic frei vorm Tor von Dynamo auf und erzielte das 2:0.

Die Kroaten spielten daraufhin etwas offensiver, was den Salzburgern in die Karten spielte, die Räume wurden größer. Und so kam es zur Schlüsselszene im Spiel: Nach 20 Minuten verloren die weit aufgerückten Zagreber den Ball im gegnerischen Strafraum, Red Bull konterte mit seinen schnellen Offensivspielern. Nach einem schönen Pass lief ein Salzburger halbrechts im Mittelfeld frei aufs Tor zu. Patrick war nur wenige Meter vom Geschehen entfernt und sah, wie sich der Zagreber Verteidiger nur noch mit einem Foulspiel zu helfen wusste. Der Pfiff von Schiedsrichter Grolik kam, doch was nun? Platzverweis oder reicht eine Verwarnung aus? Beim Spielstand von 2:0 für die Salzburger ganz klar eine entscheidende Szene für den Spielverlauf. Grolik suchte den Blickkontakt mit Patrick, der ihm sofort klarmachte: Platzverweis!!

Das versteckte Zeichen von Patrick bestärkte Grolik bei seiner Entscheidung, woraufhin er dem Zagreber die rote Karte zeigte. Dynamo war somit nur noch zu zehnt, was die Aufgabe nicht unbedingt leichter machte.

Als Red Bull dann noch vor der Pause das 3:0 erzielte, war das Spiel schon fast entschieden, was die Spielleitung keinesfalls leichter machte. Denn jetzt musste das Gespann vor allem auf Tätlichkeiten der dezimierten Kroaten achten. Bei drei Toren Rückstand ist es nicht selten, dass bei jungen Spielern die Sicherungen durchbrennen. Es galt nun also, trotz klarem Spielstand die Konzentration konstant hochzuhalten. Doch dank der klar aufgezeigten Grenzen passierte nicht mehr viel, die Österreicher gingen am Ende klar mit 5:0 als Sieger vom Feld und erreichten somit das Finale der U19 Champions Trophy, wo der deutsche A-Junioren-Meister aus Wolfsburg wartete.

Das Spiel wurde zusammen mit DFB-Beobachter Hassan Belkadi analysiert. Auch wenn es insgesamt gut war und das Team eine gute Leistung zeigte, hatte Belkadi ein paar Tipps für Grolik, unter anderem das Stellungspiel und die Kommunikation mit den Assistenten. Mit der Leistung von Patrick und Christian war der DFB-Beobachter rundum zufrieden.

Nach diesem Spiel war das Turnier dann auch für Patrick und Christian vorbei. Es war sehr erfolgreich und beide hatten sehr viel gelernt für zukünftige Spielleitungen.

Im Spiel um den dritten Platz kam auch Max zu seinem letzten Einsatz im Turnier. Er assistierte zusammen mit dem Düsseldorfer Simon Nagy, dem Oberliga-Schiedsrichter Pascal Dey, der zudem noch als Assistent in den Junioren-Bundesligen und seit neuestem in der Regionalliga unterwegs ist. Zusammen durften die drei das Spiel zwischen den beiden Verlierern der Halbfinalspiele leiten: Dynamo Zagreb gegen Borussia Dortmund.
Gut vorbereitet gingen sie in die Partie, denn auch hier ging es für beide Mannschaften natürlich noch um etwas.

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Kurz nach dem Anpfiff, als einige der Dortmundern Spieler anfingen, ebenfalls kroatisch zu sprechen und mit Dynamo-Spielern kommunizierten, konnte Dey den Spielcharakter schnell erkennen und in seine hervorragende Spielleitung mit einbringen. Das Spiel wurde durch die verbalen Attacken der Mannschaften hochgeschaukelt. Ebenfalls war den Mannschaften anzusehen, dass die letzten Spiele in den Knochen steckten und in diesem Spiel kaum „Power-Play“ zustande kam.

In der 5. Minute ahndete Dey ein hohes Bein richtig mit einer Verwarnung, da der Dortmunder den Spieler aus Zagreb am Kopf traf. Die restlichen Verwarnungen wurden wegen Unsportlichkeiten ausgesprochen. Max hatte im ganzen Spiel lediglich eine Abseitsszene zu bewerten und zwei Foulspiele in seinem Bereich angezeigt. Das Spiel ging nach 50 Minuten 0:0 aus, sodass es zu einem Elfmeter-Entscheidungsschießen kam. Da Max als Assistent 1 eingeteilt war, stand er auf der Fünfmeter-Torauslinie und behielt die Torhüter sowie die Torlinie im Blick. Keine Fehltritte der Mannschaften ermöglichten einen reibungslosen Ablauf. Dynamo ging im Spiel um den dritten Platz als Sieger vom Platz. Der BVB erlitt die zweite Niederlage des Tages im Elfmeter- Entscheidungsschießen.

Zur Nachbesprechung kamen DFB-Beobachter Hassan Belkadi und unser KSO Boris in die Kabine, um auch das Spiel von Pascal Dey noch einmal kritisch zu analysieren. Hassan erteilte erst Simon Nagy, dann Max und zuletzt Pascal Dey das Wort, um das Spiel zu beschreiben. Max und Boris haben selten so eine so starke Selbstanalyse eines Schiedsrichters gesehen. Die Schlüsselszenen beurteilte Dey im Nachgang noch einmal aus seiner Sicht mit hervorragenden Argumenten, warum und wieso er in diesen Situation so entschied; diese knackigen und treffenden Aussagen gefielen auch Belkadi sehr gut.
Hassan und Boris haben die Spielleitung als überdurchschnittlich bewertet.

Nach diesem Spiel war das Turnier dann für alle Lübecker vorbei. Wir durften insgesamt fünf Spiele selber leiten und bei zwei Entscheidungsspielen assistieren. Alle vier Lübecker zeigten gute, teilweise sehr gute Leistungen und konnten aus den Spielleitungen und vor allem aus den Nachbesprechungen wertvolle Tipps und Tricks für die Zukunft mitnehmen.
Zusammen schauten wir uns das Endspiel zwischen dem deutschen A-Junioren-Meister aus Wolfsburg und Red Bull Salzburg an. Schiedsrichterin war Marija Kurtes, die als FIFA-Schiedsrichterin bereits internationale Erfahrung besitzt.
Auf das Turnier und auf den erfolgreichen Lehrgang wurde am Abend dann mit ein paar Kaltgetränken angestoßen. Das ein oder andere Fachgespräch wurde geführt und es wurden Erfahrungen ausgetauscht.

Wir möchten uns ganz herzlich bei den Düsseldorfern Bernd Biermann, Heinz Moog, Christian Kappitz und Martin Warmbier bedanken, die vor Ort für die gute Organisation gesorgt haben und jederzeit ansprechbar waren. Bernd und Heinz verabschiedeten uns sogar noch am Dienstagmorgen beim gemeinsamen Frühstück im Hotel um 7 Uhr morgens.
Herzlichen Dank für Alles!

Auch ein herzliches Dankeschön an Olli Megebier, der wie letztes Jahr jeden Tag vor Ort war und uns immer tatkräftig unterstützt hat!

Ein besonders großes Dankeschön gilt unserem KSO Boris Hoffmann, der uns diesen Austausch und die damit verbundenen wertvollen Erfahrungen und Erlebnisse überhaupt ermöglicht hat!

Viele Grüße,

Malte, Max, Patrick & Christian

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