Lübeck – Ein nichtspielberichtigter Spieler ist immer wieder ein Grund für Aufregung im Fußball. Wenn allerdings Abstieg und Aufstieg davon abhängen, wird es für direkt Beteiligte wirklich bitter und ärgerlich. Arbeitet man doch die ganze Saison auf ein Ziel hin – und muss am Ende doch in die Röhre gucken.

Erinnern wir uns an den 3. Juli 2013, als HL-SPORTS über den Zwangsabstieg des Türkischen SV aus der Kreisliga berichtete. Dem Club wurden zum Ende der Spielzeit zehn Punkte abgezogen, der Niedergang in die A-Klasse war besiegelt. Selbst die weitere Instanz, das Verbandsgericht, bestätigte das Urteil des Kreisfußballverbandes (hier berichtete HL-SPORTS ebenfalls). Aber wie es das Schicksal gerne will, sieht man sich immer zweimal im Leben.

Der Verein von der Falkenwiese trat nun in der aktuellen Spielzeit mit zwei Teams in der A-Klasse an. Die erste Herren spielte mit einer jungen Truppe oberhalb der Abstiegszone ganze 14 Punkte ein. Trainer Timm Barasik (gleichzeitig Abteilungsleiter beim TSV) gab seinen Abschied von der Seitenlinie bekannt. Zu enttäuschend war die Ausbeute seiner ersten Herren, wobei das nicht der Grund für das Ende als Trainer war. In der zweiten Herren lief es mittelmäßig bis gut. Nach einem anfänglich positiven Saisonbeginn fand sich das Team von Trainer Mustafa Bayrak, der das Ruder im Januar übernahm, immer in Blickweite der Aufstiegsränge. Zwei Teams eines Vereins in einer Liga… Ob das gut geht?

Nun wird es spannend: Das Hinspiel zwischen beiden TSV-Teams wurde vom 6.10.2013 zunächst auf  den 9.4.2014 und dann sogar noch weiter auf den 14.5.2014 verlegt. Der Verein stellte ordnungsgemäß einen Antrag, dem selbstverständlich stattgegeben wurde. Zwischenzeitlich traf man sich zum Rückspiel auf der Falkenwiese, das vom 29.3.2014 auf den 21.4.2014 verlegt wurde. Bei beiden Verlegungsanträgen wurden vom Türkischen SV sogar die Wunschtermine 28.5.2014 und 1.6.2014 beantragt. Dieses lehnte der Kreisfußballverband ab und verwies auf den Rahmenspielplan, der feste Ausweichtermine vorgibt.
Schiedlich friedlich trennte man sich im vereinseigenen Duell mit 1:1 über Ostern. Danach die Überraschung: Direkt nach der Begegnung wurde beim Schiedsrichter eine Selbstanzeige gestellt. Fatih Katran hätte nicht mitwirken dürfen, da er eine Sperre aufgebrummt bekam und spielte auf einem falschen Pass. Regelkonform entschied das Kreisgericht die Partie zu Gunsten der 2. Herren.
Das eigentlich geplante Rückspiel, das für den 6.10.2013 terminiert war, findet nun nicht statt. Grund: Die 1. Mannschaft tritt nicht an! Am 30.4.2014 ging eine Anfrage beim Spielausschussobmann des Verbands, Ronny Gruhle ein, was passieren würde, wenn die 1. Herren nicht antreten würde. „Der Hinweis auf die verlorene Begegnung für die nichtantretende Mannschaft und ein Strafgeld in Höhe von 80 Euro wäre das Ergebnis, so Gruhle“ der Barasik noch zu bedenken gab, „dass so eine Aktion zu einem „faden Beigeschmack“ führen könnte“. Der Club entschied sich für den Ausfall der Partie und meldete dieses so an. Das Spiel wird also mit drei Punkten zu Gunsten der Zweiten gewertet, die nun im Aufstiegskampf beste Karten hat. Die Frage, die sich stellt: Warum weiß man bereits 14 Tage vor dem Anpfiff, dass man nicht antreten kann?

Das interessierte HL-SPORTS und fragte bei TSV-Abteilungsleiter Barasik (Foto) nach. Seine Antwort, kurz und knapp: „Die Absage des zweiten Spieles hat Gründe, die intern bleiben.“

Auch beim Verband wurde nachgehakt. Gruhle antwortete gegenüber HL-SPORTS: „Uns sind die Hände gebunden und wir können nichts dagegen tun. Rein satzungstechnisch ist das alles regelkonform.“
Ein Paukenschlag, der nun lange Gesichter bei den fünf anderen Mannschaften im Aufstiegskampf hervorrufen wird. So kommt der Club mit seinem 2. Team auf 38 Punkte und hat es fast selbst in der Hand, den Wiederaufstieg in die Kreisliga zu schaffen. Die Gegner in den letzten vier Partien heißen Kronsforder SV und Absteiger LSC II, wo mit Erfolgen kalkuliert wird. Auswärtsantreten  muss man bei TuS II und Viktoria, wobei man in der Begegnung gegen die Cloppatt-Elf nur auf dem Papier als Gastmannschaft geführt wird, teilt man sich den Sportplatz Falkenwiese doch schon seit Jahren. Sollte man die Partien für sich entscheiden und eines der anderen Teams in irgendeiner Weise stolpern, wäre die Bayrak-Truppe auf Rang zwei und ist nach nur einem Jahr Abstinenz wieder als Verein in der Kreisliga.

Man könnte hier eine gewisse Art von „Merkwürdigkeit“ vermuten, es ist aber absolut legal. Ein Verein setzt einen Spieler ein, der nicht dazu berechtigt ist und gibt fairerweise diesen Fehler zu. Sportlich eine tolle Sache – moralisch mit Sicherheit zu hinterfragen, wenn es sich um ein vereinsinternes Duell handelt.
Noch unklarer bleibt die Absage des zweiten clubinternen Spiels, was wiederum nur einen Sieger hervorbringt, der so satte sechs Punkte mal eben so „geschenkt“ bekommt.
Barasik antwortete auf Nachfrage dazu: „Es gab in den letzten Jahren viel ominösere Dinge, da finde ich dies jetzt nicht dramatisch. Fakt ist, dass keine dieser Entscheidungen beziehungsweise Fehlentscheidungen getroffen wurden, um der 2. Herren einen Vorteil im Aufstiegskampf zu verschaffen. Dies hat ganz klar andere Gründe.“ Welche das sind, wollte er jedoch nicht verraten. Das bleibt vereinsintern.

Auf jeden Fall wäre es ein genialer Schachtzug eines Vereins, der den Erfolg unbedingt will. Wie im Übrigen auch andere Clubs, die insbesondere von 1. zu 2. Herren abgeben, um diese eventuell mit aller Macht in die Aufsteigerposition bringen möchte oder gar vor einem Abstieg retten will. Beispiele dafür gibt es genug.

Für die Kreisliga wäre der türkische Traditionsverein auf jeden Fall eine Belebung, doch vielleicht kommt es ja am Ende doch ganz anders und einer dieser fünf anderen Clubs macht das Rennen um Platz zwei in der Kreisklasse.

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Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Bereinigte Tabelle inklusive kampfloser Sieg des Türkischen SV II:

Pl.MannschaftSp.Diff.Pkt.
1.SV Oly. Bad Schwartau 204454
2.TSV Dänischburg 212640
3.TuS Lübeck 93 II 202040
4.SV Viktoria 203939
5.FC Dornbreite III 213038
6.Türkischer SV II202238
7.Fortuna St. Jürgen II212135
8.Kronsforder SV 20-3121
9.TSV Schlutup II20-2120
10.Roter Stern Lübeck21-1819
11.SV Eintracht Lübeck21-2319
12.Türkischer SV20-2414
13.Luebecker SC 99 II21-853
14.ATSV Stockelsdorf II zg. 000

Hier das Restprogramm der Aufstiegskandidaten im Rennen um Platz zwei:

TSV Dänischburg : RS Lübeck (H), TSV Schlutup II (H), Eintracht Lübeck (A)

TuS Lübeck 93 II: Türkischer SV (A), Türkischer SV II (H), LSC II (H), Fortuna II (A)

Viktoria 08: TSV Schlutup II (A), FC Dornbreite III (H), Türkischer SV II (H), Türkischer SV (A)

FC Dornbreite III: Kronsforder SV (H), Viktoria 08 (A), Olympia Bad Schwartau (H)

Türkischer SV II: LSC II (H), TuS Lübeck 93 II (A), Viktoria 08 (A), Kronsforder SV (H)

Fortuna St. Jürgen II: LSC II (A), Kronsforder SV (A), TuS Lübeck 93 II (H)

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