Lübeck – Dass man das noch erleben „muss“! Nun drücken einige Lübecker Vereine die Daumen für Holstein Kiel. In Anbetracht, dass sich die Hanse- und die Landeshauptstadt in vielen Dingen versuchen, das Wasser abzugraben, ist das natürlich etwas außergewöhnlich. Ob man nun die eine Stunde und elf Minuten nach Kiel verdüst, um dort Drittliga-Fußball zu sehen oder die gleiche Zeit nach Rostock fährt, bleibt sich also von Lübeck aus völlig gleich – aber wer macht das schon? Beide Teams haben sich in dieser Saison nicht mit Ruhm bekleckert und mussten mit einem Haufen Probleme kämpfen – und trotzdem lohnt sich ein Blick in diese Klasse.

Bei Hansa hat es neben den Lizenzproblemen vermehrt Ausschreitungen gegeben, die DFB und Justiz zu drastischen Maßnahmen zwangen (HL-SPORTS berichtete). Wenigstens haben die Rostocker den sportlichen Klassenerhalt gesichert. Verzichten müssen sie dabei in Zukunft auf einen 23-jährigen Mann, der an den Ausschreitungen nach dem Spiel des FC Hansa Rostock gegen den Halleschen FC beteiligt war. Er wurde wegen schweren Landfriedensbruchs, versuchter gefährlicher Körperverletzung und Verstoßes gegen das Vermummungsverbot durch das Amtsgericht Rostock zu einer achtmonatigen Freiheitsstrafe verurteilt, ausgesetzt auf zwei Jahre Bewährung. Zusätzlich muss der aus Gadebusch stammende Mann 1200 Euro an eine gemeinnützige Einrichtung zahlen.

Dieser ersten Verurteilung könnten weitere folgen. Die Rostocker Staatsanwaltschaft hat bislang im Zusammenhang mit den gewalttätigen Ausschreitungen während des Spiels des FC Hansa Rostock gegen den Halleschen FC im Oktober vergangenen Jahres  21 Anklagen erhoben. Weiterhin wurde der Erlass von 11 Strafbefehlen mit zum Teil erheblichen Geldstrafen beim zuständigen Amtsgericht beantragt.

Die jetzigen Verfahren sind Ergebnis sehr aufwändiger, polizeilicher Ermittlungsarbeit. So wurden mit Unterstützung der Bereitschaftspolizei mehrere Stunden Videomaterial ausgewertet. Dabei konnten bisher 107 Personen identifiziert und konkrete Straftaten zugeordnet werden, unter anderem Landfriedensbruch, Körperverletzung und Vermummung. Die Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft sind noch nicht vollständig abgeschlossen.

Der Leiter der Polizeiinspektion Rostock, Michael Ebert, macht deutlich: „Wer sich im Stadion vermummt, begeht eine Straftat nach dem Versammlungsgesetz, wer anderen Fans einen Fanschal raubt, ein Verbrechen, das mit einer Mindestfreiheitsstrafe von einem Jahr bestraft wird. Wer Steine und Flaschen auf Polizeibeamte wirft oder aus einer Gruppe heraus agiert, begeht einen schweren Landfriedensbruch. Wer sich aus einer gewalttätigen Gruppe nicht entfernt, Deckungsmasse bietet oder deren Verhalten unterstützt, muss sich die Taten im Einzelfall zurechnen lassen.“

Rainer Friedrich, Vorstand für Stadionmanagement und Prävention sowie Stadionverbotsbeauftragter beim FC Hansa Rostock erklärt: "Wir arbeiten bei der Aufklärung von Straftaten sehr eng mit der Polizei und der Staatsanwaltschaft zusammen. Wer sich nicht an die Regeln hält, muss mit den Konsequenzen leben – wir werden auch in Zukunft mit Hilfe unserer Sicherheitspartner rigoros gegen Straftäter vorgehen und diese aus den Fußballstadien verbannen. Wir haben bis jetzt 21 Stadionverbote ausgesprochen. Weitere sechs Personen erhielten Auflagen, wie zum Beispiel die Mitarbeit bei sozialer Arbeit des Vereins."

Staatsanwalt Holger Schütt, Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Rostock, führt aus: „Die Staatsanwaltschaft Rostock wird weiterhin konsequent Straftaten im Zusammenhang mit Ausschreitungen bei Fußballspielen verfolgen. Aus diesem Grund ist bei der Staatsanwaltschaft Rostock ein Sonderdezernat für diese Straftaten eingerichtet worden, wodurch eine zügige Aufklärung und rasche Anklageerhebung bei hinreichendem Tatverdacht gewährleistet wird.“  

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Zurück nach Kiel, wo die Holsteiner als Aufsteiger stark in die Saison gestartet sind und nach und nach noch stärker nachgeließen, so dass am Westring die Angst umgeht, wieder in die Viertklassigkeit zu verschwinden.

Die Mannschaft um Ex-VfB-Kicker Marcel Gebers muss am Samstag zur letzter Begegnung auswärts ran. Ausgerechnet geht es für die Holsteiner nach Darmstadt zu den 98ern, die sicher auf Rang drei der Tabelle stehen. Mit dem Kopf sind die Hessen womöglich schon bei der Relegation. Für sie geht es entweder gegen Dresden oder Bielefeld, die beide am letzten Spieltag der 2. Bundesliga am Sonntag aufeinandertreffen und punktgleich um den „Behelfsplatz“ kämpfen. Nur drei Tore Differenz trennt die beiden. Die Spannung wäre nicht besser zu überbieten.

Den Kielern könnte es zu pass kommen, dass sich 98 schon auf diese Aufgabe konzentriert, aber verlassen können sie sich darauf nicht – und das haben sie in dieser Spielzeit schon so oft getan: sich auf andere verlassen. Die Truppe von Karsten Neitzel steht auf Platz 17 und hat 42 Punkte auf dem Konto. Mit einem Punkt in Darmstadt wäre sie gerettet, da sie in der Tordifferenz nicht mehr eingeholt werden kann. Plus zwei heißt es bei ihnen. Vollmundig heißt es in den lokalen Medien „Wir spielen auf Sieg!“. Na denn mal los, denn im Rücken der Kieler steht der SV Elversberg (18.), der mit 40 Punkten auf einen Sieg im Auswärtsspiel bei Borussia Dortmund II (15. Mit 43 Punkten) hofft, um sich an den „Störchen“ vorbei zu schummeln. Als letzter Verein ist die SpVgg Unterhaching noch in der Abstiegs-Lostrommel. Die Bayern müssen zum Erstplatzierten 1. FC Heidenheim, der sich die Meisterschaft bei einem Punktverlust und einem gleichzeitigen Sieg oder Unentschieden von RB Leipzig (spielt bei den Stuttgarter Kickers) noch abspenstig machen könnte. Unglaublich, was da am Samstag in Liga 3 noch los sein wird.

HL-SPORTS hat sich mit dem Thema des Abstiegs beschäftigt, da das die Lübecker Vereine wohl am meisten interessiert. Sollte Holstein Kiel absteigen, hat es vermutlich Auswirkungen auf alle darunter folgenden Ligen und somit könnte es derzeit den FC Dornbreite (SH-Liga), TuS Lübeck 93 (Verbandsliga), RW Moisling II (Kreisliga) und auch den Türkischen SV treffen.

Die Rechnung ist einfach: Kiel muss unentschieden spielen oder gar siegen, um sicher in der Liga verbleiben zu können. Verliert Holstein, darf Elversberg nicht in Dortmund gewinnen. Ein Remis reicht den Saarländern nicht. Am Samstag um 15.15 Uhr ist man schlauer und weiß, ob die Reiseaktivitäten der Kieler Fans (wie auf dem Foto hämisch bei der Partie ihrer Reserve gegen den VfB Lübeck bekanntgegeben wurde), in Darmstadt endet und man in der kommenden Spielzeit wieder unter anderem auf Rehden, Goslar und Cloppenburg trifft. Mit viel Glück sogar auf den VfB Lübeck, der den Aufstieg in die Regionalliga im Visier hat.

Die Tabelle der 3. Liga und der letzte Spieltag im Überblick (alle Partien Samstag, 13.30 Uhr):

Pl. MannschaftDiff.Pkt.
1.1. FC Heidenheim 3276
2.RasenBallsport Leipzig 2976
3.SV Darmstadt 98 3172
4.SV Wehen Wiesbaden -155
5.VfL Osnabrück 1154
6.MSV Duisburg 152
7.SV Stuttgarter Kickers 151
8.Hallescher FC -351
9.SC Preußen Münster 450
10.SSV Jahn 2000 Regensburg 048
11.Chemnitzer FC -348
12.FC Hansa Rostock -1048
13.FC Rot-Weiß Erfurt 347
14.VfB Stuttgart II -945
15.Borussia Dortmund II -1143
16.SpVgg Unterhaching -1343
17.Holstein Kiel 242
18.SV Elversberg -1940
19.Wacker Burghausen -2134
20.1. FC Saarbrücken -2432

1. FC Heidenheim SpVgg Unterhaching 
SSV Jahn 2000 Regensburg VfL Osnabrück 
Chemnitzer FC VfB Stuttgart II 
Borussia Dortmund II SV Elversberg 
SV Darmstadt 98 Holstein Kiel 
FC Hansa Rostock SV Wehen Wiesbaden 
1. FC Saarbrücken FC Rot-Weiß Erfurt 
SV Stuttgarter Kickers RasenBallsport Leipzig 
Hallescher FC Wacker Burghausen 
MSV Duisburg SC Preußen Münster 
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