Lübeck – Lübecks Fußballfans müssen nur noch einmal schlafen, dann ist es soweit. Nach dem Zwangsabstieg in die Schleswig-Holstein-Liga durch die Insolvenz im Dezember 2012, war es ein hartes Stück Arbeit für die Lohmühlenkicker und ihre Trainer. Chefcoach Denny Skwierczynski (rechts im Bild), Co Wolf Müller (links) und Torwarttrainer Ole Oberbeck haben die sportlichen Ansprüche mehr als erfüllt. Gebackt wurden seit der Übernahme immer nur kleine Brötchen und das Wort „Respekt“ stand bei allen hoch im Kurs. So haben sie es ihre Spieler gelehrt und der Erfolg war da. 30 Mal ungeschlagen, davon wurden 27 Siege eingefahren und wie im Traum eine Meisterschaft der Rekorde eingefahren.
In der höchsten Liga des Landes wurden die meisten Punkte seit je her eingefahren, wobei man wegen Fehlverhalten der eigenen Fans noch drei Minuspunkte aufgebrummt bekam. Die meisten Tore sah man mit 116 Treffern ebenfalls, denn diese Hürde aus dem Jahr 1955 vom VfR Neumünster (113) wurde genauso gebrochen, wie auch die wenigsten Gegentreffer. Strand 08 hielt diese Marke mit ebenso 17 Toren des Gegners, doch dabei hatten die Ostholsteiner 1979 in vier Saisonbegegnungen weniger. Die beste Tordifferenz (+99) dürfen sich die Grünweißen zusätzlich auf die Fahne schreiben usw.
Nun ist das schon wieder Geschichte, denn um in die Regionalliga nach einjähriger Abstinenz zurückzukehren, bedarf es noch zwei erfolgreichen Partien. Der niedersächsische Vizemeister FT Braunschweig und der Bremer Titelträger Bremer SV stellen sich dem VfB Lübeck in den Weg.
Am Samstag um 14 Uhr empfangen die Lübecker die Braunschweiger im ersten Spiel, die im Schatten des Bundesliga-Absteigers und Nachbarn Eintracht stehen. Mit 158 Zuschauern im Durchschnitt bei den Heimspielen können sich die Freien Turner auf eine Kulisse gefasst machen, die sie bisher wohl selten erleben durften. Der Vorverkauf legte am Tag vor dem Anpfiff noch einmal zu, so dass mit den bereits 1.700 verkauften Tickets eine Zuschauerzahl von 4.000 Fans erreicht werden könnte.
Die gesamte Hansestadt drückt dem VfB die Daumen, weil sie es sich selbst verdient haben. Das Umdenken im Club hat positive Spuren hinterlassen und soll nun von einer erfolgreichen Aufstiegsrunde gekrönt werden. Aber Skwierczynski sieht das nicht als Selbstgänger an. Der 40-jährige vor dem Spiel gegenüber HL-SPORTS: „Wir möchten uns und unseren Fans, das Geschenk des Aufstiegs machen. Braunschweig und Bremen sind sehr gute Mannschaften und wir gehen nicht als Favorit in diese beiden Spiele. Wir haben Respekt, denn die besonders die Oberliga Niedersachsen ist wesentlich stärker einzuschätzen als die SH-Liga. Das wird nicht vergleichbar mit den Saisonspielen, die wir bisher absolvierten. Ich erwarte beide alle drei Mannschaften auf Augenhöhe und wir müssen von Anfang an wach sein. Dabei hoffen wir, dass uns so viele Zuschauer wie möglich in unserem eigenen Stadion unterstützen.“
Um 14 Uhr ertönt am Samstag auf der Lohmühle der Anpfiff zur Regionalliga-Aufstiegsrunde und mit einem Sieg könnte man fast schon durch sein. Dazu müssen die 90 Minuten jedoch erfolgreich bestritten werden. Ticktets für das Spiel gibt es am Freitag von 14 bis 18 Uhr auf der Lohmühle. Darüber hinaus können Karten natürlich auch an allen bekannten Vorverkaufsstellen erworben werden.
Sitzplätze kosten 10 Euro, ermäßigte Karten gibts für 8 Euro. Stehplatzkarten können für 5 Euro erworben werden, ermäßigte Karten in dieser Kategorie kosten 3,50 Euro.
Der VfB bittet alle Fans, von den Vorverkaufsmöglichkeiten Gebrauch zu machen, um lange Warteschlagen am Spieltag zu verhindern.
VfB-Vorschau auf den Gegner:
Die Freien Turner gaben Meisterschaft noch aus den Händen
Sechs Punkte Vorsprung nach der Hinrunde – die Freie Turnerschaft, kurz FT, aus Braunschweig führte die Niedersachsenliga mit 38 Zählern an, zwölf Siege konnten in 15 Partien errungen werden, dem gegenüber steht nur eine Niederlage. Doch diese Erfolgswelle konnte die Mannschaft von Trainer Uwe Walther, immerhin im letzten Sommer erst in die Niedersachsenliga aufgestiegen, nicht ins neue Jahr retten: Nur noch sechs Siege konnte die FT erringen, dagegen stehen aber vier Unentschieden und fünf Niederlagen. Zum Saisonabschluss gab es gegen den insolventen Drittletzten Göttingen 05 am vergangenen Wochenende eine 0:1-Heimniederlage.
Bereits eine Woche zuvor musste man sich beim abstiegsgefährdeten VfL Oldenburg eine empfindliche Pleite abholen: Ein Gegentor in der 90. Minute besiegelte die 1:2-Niederlage und damit verbunden die Hoffnungen auf den direkten Aufstieg in die Regionalliga Nord. Diesen sicherte sich nun der Lüneburger SK, der die Meisterschaft mit sechs Punkten Vorsprung einfuhr. Anders als in Schleswig Holstein, Hamburg oder Bremen steigt in Niedersachsen der Meister direkt auf, der Tabellenzweite spielt eine Relegation.
Aber: Die Braunschweiger wussten nicht nur in der Hinrunde sondern auch im Landespokal zu überraschen. Dort kegelte die Walther-Elf nämlich den Regionalligisten VfB Oldenburg aus dem Halbfinale und qualifizierte sich dadurch für das Endspiel und den DFB Pokal. Auch hier gibt es im Vergleich zu den anderen nördlichen Landesverbänden einen Unterschied: Beide Finalisten sind bereits im DFB Pokal dabei. Das Finale sollte übrigens am gestrigen Mittwoch (gegen BSV Schwarz-Weiß Rehden) stattfinden, fiel aber aufgrund starker Regenfälle sprichwörtlich ins Wasser.
Die Torjägerkrone sicherte sich in Niedersachsen ein Freier Turner an: Philipp Stucki traf bislang 19 Mal. Außerdem ist die FT Braunschweig in der Niedersachsenliga die zweitstärkste Auswärtsmannschaft. Die Niederlage in Oldenburg war erst die Zweite in der Fremde in der gesamten Saison, 31 Punkte konnte man insgesamt einfahren.
Eine bewegende Historie liegt hinter den Freien Turnern: Gleich drei Mal wurde dieser Verein gegründet, erstmals 1903. 30 Jahre später übernahm sich der Verein finanziell beim Bau der eigenen Sportanlage, so dass am 7. Januar 1933 die bittere Konsequenz lautete: Streichung aus dem Vereinsregister. Dem zwei Wochen später gegründete Nachfolgeverein „Freier Sportverein“ wurde am 30. März 1933 durch die Hitler-Schergen ein jähes Ende bereitet, die Fußballer flüchteten zum SC Leu, der Sportpark wurde zur „SA-Kampfbahn“. Nach dem Krieg nahmen die Freien Turner dann einen weiteren Anlauf, der bis heute Bestand hat.