Lübeck – Es kommt nicht alle Tage vor, dass ein 6:0 (1:0)-Erfolg vor allem beim siegreichen Team für ein wenig Ratlosigkeit sorgt. So geschehen aber am Pfingstmontag, als sich die Frauenmannschaft des Eichholzer SV mit dem Kantersieg über den TSV Schönberg so gut wie für den Aufstieg in die Schleswig-Holstein-Liga der Frauen qualifizierte. Dieser Schritt war von Eichholzer Seite in diesem Jahr noch gar nicht geplant. Ebenso wie Schönberg schaffte die Mannschaft von Hanifi Demir den Durchmarsch von der Kreisklasse bis hin zur Verbandsliga, die beide Vertretungen mit dem Vize-Titel abschlossen. Martin Liebelt als Eichholzer Mannschaftsverantwortlicher sagte schon vor dem Anpfiff, dass mit einem möglichen Aufstieg erst im nächsten Jahr geliebäugelt werden sollte: „Aber was sollen wir machen? Wir müssen abwarten, was sich aus diesen beiden Spielen ergibt.“
Dass es überhaupt zu dieser Entscheidungsrunde zwischen den beiden Verbandsliga-Zweiten kam, lag am Rückzug des Regionalligisten TSV Eintracht Immenbeck. Davon profitierte zunächst die TuRa Meldorf, die als Dritter der SH-Liga für die Regionalliga meldete. Meldorf sicherte sich mit einem 2:1-Sieg über den ATS Buntentor-Bremen den freien Platz in der dritten Liga, so dass ein zusätzlicher Platz in der landeshöchsten Spielklasse besetzt werden muss.
Allgemein wird die Nordstaffel als stärker eingeschätzt, so dass Schönberg als leichter Favorit in die Partie beim Eichholzer SV ging. Nach sehr vorsichtigem Beginn beider Seiten schien der Vertreter aus dem Kreis Plön tatsächlich seiner Rolle gerecht werden zu können. Während Eichholz in der Offensive in der Regel auf (noch) harmlose Distanzschüsse setzte, gehörte die erste Torchance den Gästen. In der 21. Minute lief Anna-Marie Ihrens alleine aufs Eichholzer Tor zu, scheiterte aber an der aufmerksamen Farina Manzow. Die Torhüterin des ESV stand auch in der 36. Minute im Mittelpunkt, als sie den berechtigten Strafstoß (Foul Saveah Römer an Lea Lübke) von Lisa-Christin Brien parierte.
Doch statt eines möglichen 0:2-Rückstands lag Eichholz kurz vor der Pause plötzlich in Führung. Mit dem ersten ausgespielten Angriff überhaupt gelang der eingewechselten Sarah Müller nach glänzender Vorarbeit Sirin Guetaris das zu diesem Zeitpunkt überraschende 1:0.
Der einhellige Tenor der nicht weniger als 200 Zuschauer an der Guerickestraße lautete, dass dieses Duell bis zum Schluss spannend bleiben würde. Eine Einschätzung, die durchaus als realistisch einzuschätzen war.
Auch zu Beginn der zweiten Hälfte kristallisierte sich kein klarer Favorit heraus. Die Schönberger Bemühungen, möglichst schnell auszugleichen, blieben erfolglos. Der Eichholzer SV verhielt sich weiter abwartend und schien sich mit der knappen Führung zunächst zufrieden zu geben.
Nach einer Stunde sollte eine Schlüsselszene dieses Spiels folgen. Ohne Fremdeinwirkung verdrehte sich Schönbergs Nadine Hasse ihr Knie so unglücklich, dass sie mit Verdacht auf Kreuzbandriss sofort in ein Lübecker Krankenhaus gebracht wurde. Auch von dieser Stelle aus baldige Genesung. An dieser Verletzung wollte TSV-Trainer Heiko Lükemann später den nun folgenden Untergang allerdings nicht festmachen: „Für uns alle und gerade für Nadine ist das natürlich sehr bitter, aber wir haben nicht deshalb verloren.“ Lükemann und sein Trainerpartner (und Vater der verletzten Nadine) Martin Hasse wurden danach Zeuge, wie ihr TSV Schönberg in den letzten rund 20 Minuten regelrecht vorgeführt wurde.
„Eichholz hat sich auf den Punkt vorbereitet und uns vollkommen verdient geschlagen“, gratulierte Lükemann dem siegreichen Gegner. „Es war schon erstaunlich, wie überlegen uns der ESV vor allem im konditionellen Bereich war. Es ist schade, denn wir würden über einen SH-Ligatauglichen Kader verfügen. Doch darüber müssen wir jetzt wohl nicht mehr weiter reden.“
Dass, was Heiko Lükemann und seine Schönbergerinnen in der verbleibenden Spielzeit über sich ergehen lassen mussten, liest sich in Toren zusammengefasst so: Erneut Sarah Müller (markiert auf dem Foto das 2:0 in der 73. Minute), der weitere Doppelschlag Bianca Löwenstroms (75., 76.) und zwei sehenswerte Tore der Ex-Oldesloerin Yasemin Evcis in der Nachspielzeit sorgten für das 6:0, das den Eichholzer SV vor unerwartete Probleme stellt.
Denn sportlich ist den Mädchen um Mannschaftsführerin Monique Inze der Aufstieg so gut wie nicht mehr zu nehmen. Der ursprüngliche Plan beinhaltete allerdings, dass sich in der ersten Verbandsliga-Saison eine gute Basis für das nächste Jahr geschaffen werden sollte, um dann tatsächlich um den Titel mitzuspielen.
Die Frage, ob sein Team für die Schleswig-Holstein-Liga überhaupt schon bereit sei, beantwortete Coach Hanifi Demir so: „Jetzt spielen wir am Sonntag erst einmal in Schönberg. Es ist jetzt kaum noch damit zu rechnen, dass wir uns den sportlichen Aufstieg nehmen lassen.“
Allen Zweiflern am Sprung in die landeshöchste Spielklasse lieferte das junge ESV-Team mit dem spektakulären Kantersieg gegen Schönberg jedenfalls das beste Gegenargument.
Der Eichholzer SV spielte mit: Manzow – Schubert (84. Blasic), Thees (17. Müller, 80. Schwantes), Silkeit, Inze, Römer, Schlamelcher, Löwenstrom (88. Vollmann), Evci, Guetari, Tober.