Lübeck – Seit 1996 ist Sedat Sirin (Foto) als Schiedsrichter auf den Sportplätzen in Lübeck und Schleswig-Holstein unterwegs. Lange Zeit hat er selber aktiv bei mehreren Lübecker Vereinen gegen das runde Leder getreten.
Im Gespann des heutigen SH-Liga Schiedsrichters Henning Deeg war der 43-Jährige seinerzeit Assistent. Zusammen stieg man innerhalb von zwei Jahren erst in die damalige Bezirksoberliga und nur ein Jahr später in die Verbandsliga auf, welche mit der heutigen Schleswig-Holstein Liga gleichzustellen ist.
Heute ist Sirin, der im Logistikbereich bei der Drägerwerk AG & Co. KGaA arbeitet, in der Lübecker Kreisliga aktiv und pfeift seit einem Jahr für den Verein Rot-Weiß Moisling, nachdem er mehrere Jahre für den VfB Lübeck aktiv war.
Yannick Meyer und Christian Schaffrath vom Kreisschiedsrichterausschuss haben Sedat Sirin nach seinen bisherigen Erlebnissen und Emotionen als Schiedsrichter für HL-SPORTS befragt und interviewt.
HL-SPORTS: Sedat, wie bist du damals zur Schiedsrichterei gekommen?
Sirin: Ich habe mich damals mehr oder weniger breitschlagen lassen (lacht). Zu diesem Zeitpunkt war ich ja noch selber als Spieler beim VfB aktiv. Häufig hatte ich aber Spätschicht und somit keine Zeit, zum Training zu kommen. Und auf der Bank sitzen wollte ich auch nicht. Jürgen Freitag wollte mich dann dazu überreden, den Schiri-Schein zu machen. Ich habe mich dann breitschlagen lassen, denn überhaupt keinen Sport wollte ich auch nicht, denn dazu mag ich Fußball zu gerne. Und ja, nach einiger Zeit hatte ich an der Schiedsrichterei Gefallen gefunden.
HL-SPORTS: Was fasziniert dich an der Schiedsrichterei?
Sirin: Mir gefällt vor allem die Kommunikation mit den Spielern. Mir macht es Spaß, auch öfter mal mit den Spielern zu reden. Als Schiedsrichter haben wir natürlich auch die Aufgabe, Regeln zu vermitteln und nicht nur nach ihnen zu Pfeifen.
Ich finde es aber bedenklich, dass die Spiele tendenziell eher unfairer werden als noch vor Jahren. Das finde ich persönlich schade.
HL-SPORTS: Du bist zusammen mit Henning Deeg zwei Jahre in Folge aufgestiegen, ein sehr großer Erfolg! Gab es neben diesem noch weitere schöne Erlebnisse in deiner bisherigen Laufbahn?
Sirin: Zwei Jahre hintereinander aufzusteigen ist natürlich schon etwas ganz besonderes. Diese Zeit hat sehr viel Spaß gemacht! Daneben gab es früher noch die geselligen Runden nach den Spielen mit den Trainern, Teams und Betreuern. Mir haben diese sachlichen Auseinandersetzungen über bestimmte Szenen beim gemeinsamen Essen immer sehr gefallen. Man hat dort immer eine Zuneigung gegenüber uns Schiedsrichtern gemerkt, und so blieb der Spaß nie auf der Strecke.
HL-SPORTS: Gab es Momente, die du nicht noch einmal erleben möchtest? Etwa tätliche Angriffe?
Sirin: Ich kann zum Glück sagen, dass ich in den bisherigen Jahren als Schiedsrichter ohne Spielabbruch ausgekommen bin. Tätlich angegriffen wurde ich zum Glück auch noch nie. Es kam jedoch schon mal vor, dass mir mit Gewalt gedroht wurde, dann aber immer nach den Spielen. Auf mich wurde nach einem Spiel sogar mal auf einem Parkplatz gewartet. Aber diese Situationen konnte ich gut lösen, sodass mir noch nie etwas zugestoßen ist.
HL-SPORTS: Hast du in den bisherigen Jahren irgendwann einmal ans Aufhören gedacht?
Sirin: In den ganzen Jahren nicht, nein. Ich muss aber ehrlich sagen, dass ich langsam ins Grübeln komme. Die Spiele und auch Spieler werden unfairer. Das Fair-Play wird in meinen Augen einfach immer weniger, und auch deshalb macht es momentan einfach nicht immer so viel Spaß wie früher.
HL-SPORTS: Hast du Wünsche für die Zukunft? Vielleicht auch verbunden mit deiner Antwort auf die letzte Frage?
Sirin: Ich wünsche mir, dass der Umgang von Trainern und Spielern mit den Schiedsrichtern wieder fairer und sachlicher wird. In der letzten Zeit lag die Konzentration einiger doch eher auf Diskussionen mit uns Schiedsrichtern. Es wäre schön, wenn der Fußball bei den Spielern wieder im Vordergrund stehen würde.
Vielen Dank, Sedat!
Am Samstag wird im Bad Schwartauer Riesebusch die 14. Inoffizielle Deutsche Schiedsrichtermeisterschaft angepfiffen. Hier mehr darüber erfahren.