Lübeck – Wer geglaubt hat, die Fußball-Weltmeisterschaft ist vorbei, der irrt. Für Michael Schröder aus Lübeck geht diese erst jetzt los. Der 27-jährige Familienvater aus Kücknitz ist die Nummer 1 im Tor der deutschen Nationalmannschaft „ID“. Das Kürzel steht für „intellektuelle Beeinträchtigungen“ – in der Mannschaft stehen Spieler mit einer geistigen Behinderung, deren Intelligenzquotient unter 75 Punkten liegt.
Er und sein Team bereiteten sich in der vergangenen Woche in Ingolstadt auf die Weltmeisterschaft in Brasilien vor. Dabei gab es vor der Abreise gegen eine Promi-Auswahl aus ehemaligen und aktuellen Profis (u.a. Michael Wiesinger, Thomas Ziemer und Andreas Buchner) einen der letzten Tests. Nach einem 6:0-Halbzeitstand für die Profis gelang es der Mannschaft von Nationaltrainer Jörg Dittwar (Ex-Profi des 1. FC Nürnberg) besser ins Spiel zu kommen. Zwar wurde die Partie mit 5:9 verloren, doch in Brasilien warten ähnliche Kaliber auf die Deutschen. Dass es nicht mehr Tore für die Profis gab, war vor allem dem Lübecker Schröder zu verdanken, der überragend hielt. Für den 27-jährigen, der gerade vom TSV Dänischburg aus der A-Klasse in die Kreisliga zum VfL Vorwerk wechselte, ist es die zweite Weltmeisterschaft, an der er teilnimmt.
Am Sonntag ging es mit der Nationalmannschaft zum Bundesliga-Spiel FC Ingolstadt gegen Darmstadt 98, wo das Team in der Halbzeitpause auf dem Rasen Richtung Brasilien verabschiedet wurde. Nach dem Abflug in München am Sonntagabend waren Schröder und seine Teamkollegen der Nationalmannschaft ID zwölf Stunden mit dem Jet unterwegs. Nun sind sie in Brasilien angekommen. Am Mittwoch geht es los. Der erste Gegner ist Polen. Bis zum 23. August kämpfen Gastgeber Brasilien, Argentinien, Frankreich, Japan, Schweden, Saudi Arabien, Polen, Südafrika und Deutschland in Sao Paulo um den FIFA-Titel – und ein Lübecker begibt sich auf die Spuren von Weltmeister Manuel Neuer.
