Hannover – Am Samstag kam es im Beekestadion beim Regionalligaspiel zwischen Hannover 96 II und dem VfB Lübeck (1:1) zu Ausschreitungen auf der Tribüne (HL-SPORTS berichtete). Nur getrennt durch einen Zaun attackierten Hannoveraner die VfB-Fans in deren Jubel. „Das war schon etwas haarig, als die 96-Fans über die Balustrade in Richtung unserer Fans liefen und versuchten, über den Zaun zu klettern“, sagte Lübecks Sportvorstand Wolf Müller, der auf der Trainerbank direkt vor dem Geschehen saß gegenüber HL-SPORTS. Die Polizei Hannover bestätigte inzwischen anderslautende Meldungen, dass der Zaunüberstieg (Foto) von den Heim-Fans ausging und darum das Spiel unterbrochen werden musste.
Eine Mini-Puffer-Zone sollte beide Fan-Lager trennen. Keine Polizei dazwischen und auf der Seite der Heim-Fans nur eine Bande ohne Zaun zum Spielfeld. Sehr ungewöhnlich, hat man doch in anderen Stadien sehr viel mehr Distanz und Absperrungsmaßnahmen treffen müssen. Auch auf der Lübecker Lohmühle wurde extra ein „Käfig“ für die Heim-Fans auf der Haupttribüne für mehrere tausend Euro installiert, um den Anforderungen des Verbands nachzukommen. Dadurch, dass die 96-Fans sich in dieser Saison der U23 widmen und nicht mehr bei den Profis weilen, hätte man spätestens nach den Ausschreitungen im Spiel des Reserve-Teams bei Eintracht Braunschweig II ein Auge darauf werfen müssen.
Thomas Schikorra, VfB-Vorstandssprecher, war mehr als erbost über die Vorwürfe, die gegen die Lübecker Fans erhoben wurden. „Es ist lächerlich, nun zu versuchen, diese Aktion unseren Fans unterzujubeln. Aus unserer Sicht ist die Sache klar. Hannover-Fans versuchten unseren Block zu stürmen.“
NDR 1 Welle Nord berichtete in seiner Live-Schaltung über randalierende VfB-Anhänger, die das Feld stürmten und die Hannoveraner provozierten. Tatsächlich sah es vermutlich aber so aus, dass der Ausgleich der Gäste, die 96-Fans zum Ausrasten brachte. Zu einem vollendeten Block-Sturm auf die 150 Grünweißen Fans kam es jedoch nicht. Die Polizei, die sich vor diesem Zwischenfall nicht in der „Puffer-Zone“ aufhielt, rückte an und trennte die beiden Lager. Polizeihauptkommissar Wolfgang Kurscheidt sagte gegenüber HL-SPORTS: „Nach dem Ausgleichstreffer der Lübecker kam es zu gegenseitigen Bierbecherwürfen. Danach versuchten 96er Fans den Zaun zu den VfB-Anhängern zu übersteigen. Dabei gab es einen Einsatz der Kollegen mit Schlagstock und Pfefferspray. Es wurden vier Anzeigen geschrieben. Unter anderem wegen eines Böller-Wurfs gegen einen Beamten (erlitt ein Knalltrauma), Beleidigungen und Körperverletzungen.“
Hannover 96 wollte sich nicht zu den Ausschreitungen äußern. Alex Jacob, Leiter der Kommunikation bei den Niedersachsen: „Ich möchte den polizeilichen Ermittlungen nicht vorgreifen und momentan dazu nichts sagen.“
Wieder ein Vorfall, der das Sportgericht des Verbands beschäftigen wird.
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