Bad Oldesloe – Es ist nun offiziell: Der SV Türkspor hat den VfL Oldesloe aus dem Kurparkstadion in Bad Oldesloe verbannt. Damit ist die nächste Stufe rund um den Mietstreit eingeläutet und die VfL-Frauenabteilung, aber auch Teile der Jugend, stehen ohne Spielstätte da. Und die Stadt hält sich bisher raus, auf die Bitten des VfL, zwischen den streitenden Parteien zu vermitteln, wurde bislang nicht eingegangen. Ob das der richtige Weg ist? Der VfL und vor allem der Jugendwart weiblicher Fußball, Michael Franke, meinen „Nein" und haben deshalb einen Offenen Brief an die Stadt Bad Oldesloe gerichtet.

Der Offene Brief im Wortlaut:

Sehr geehrte Damen und Herren,

in meiner Funktion als Jugendwart des weiblichen Fußballs des VfL Oldesloe wende ich
mich hiermit stellvertretend für „meine Mädchen“ an Sie.

In einige der Gespräche und Verhandlungen war ich eingebunden, andere sind mir über die Vorsitzenden des VfL Oldesloe oder über die Presse zur Kenntnis gekommen.
Allerdings war ich auch schon beim FFC Oldesloe als Jugendwart tätig, und so sind mir
auch aus dieser Zeit viele Dinge bekannt. Ich möchte hier einige schildern, um die
öffentlichen Diskussionen zu versachlichen.

Als der FFC seinerzeit erstmals Pächter des Kurparkstadions wurde, musste der Verein
keinerlei Pachtzins an die Stadt entrichten, durfte aber das Clubheim verpachten und die Wohnung nutzen, aber nicht vermieten. Im Gegenzug musste man sich um die Anlage
kümmern (Reinigung, Schließdienst …) und wurde auch aufgefordert, Eigenleistungen
einzubringen. Des Weiteren wurde der FFC aufgefordert, sich einvernehmlich mit den
damaligen Nutzern zu einigen. Daran wird sich auch jetzt nichts geändert haben.

Dies wurde vom FFC umgesetzt und immer versucht, die Kosten so gering wie möglich zu
halten. In diesem Zuge beklagte der Platzwart seinerzeit einmal, dass die Reinigung viel
Zeit beansprucht und er eine höhere Vergütung oder eine Reinigungsmaschine benötige.
Diese wurde dann einvernehmlich mit den anderen Nutzern angeschafft, um die laufenden Kosten und den Arbeitsaufwand niedrig zu halten. Eine anfangs verlangte Pacht für die Gaststätte wurde minimiert, da die Einnahmen nicht ausreichten, um eine Pacht abzuwerfen. Im Übrigen ist der Platzwart und Pächter der Gaststätte selbstständig und rechnet nicht auf Stundenbasis ab. Einen vom SV Türkspor erwähnten Stundensatz von 4,50 Euro hat es von Seiten des FFC niemals gegeben, es gab eine stundenunabhängige Pauschale!

Wie es der Erklärung des Vorsitzenden des SV Türkspor zu entnehmen ist, wird heute für
die Gaststätte wieder eine Pacht verlangt. Im Abendblatt von Freitag wurde er noch zitiert
„Wir kassieren null Cent Pacht“. Nachdem was man hören konnte, entspricht die Pacht inSumme genau der, um die sich die Kosten für den Platzwart verteuert haben. Das heißt also, dass sich im Geldbeutel des Platzwartes nichts geändert hat, aber die Nutzer des Stadions die höheren Kosten tragen sollen. Dies macht natürlich nur Sinn, wenn man als Nutzer SV Türkspor nur 13,6% der Kosten trägt, aber als Pächter SV Türkspor 100% der Einnahmen generiert.

Weiterhin wird vom SV Türkspor darauf hingewiesen, dass die anderen Nutzer, die
Vereinbarungen bereits unterschrieben haben. Laut der Kostenaufstellung des SV Türkspor zahlt z.B. die Mannschaft des SV Meddewade 22 Euro monatlich, Spiridon 45,76 Euro. Gegen die 758 Euro, die vom VfL Oldesloe gefordert werden, wird man bei solch geringen Beträgen auch kaum genau hinschauen müssen.

Ohne jeden Punkt des Wirtschaftsplanes diskutieren zu wollen, sind dort unter anderem
816 Euro jährlich an Verwaltungsaufwand aufgeführt. Dies werden dann wohl Buchhaltung
und Platzbelegung sein. Üblicherweise werden aber solche Stunden von den Ehrenamtlern in einem Verein geleistet. Auf das Jahr gerechnet soll der VfL hier also allein hierfür 612 Euro (als seinen Anteil) überweisen. Nicht nur der FFC hat diese Arbeiten kostenlos durchgeführt.

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Aber auch neben den Kosten gibt es für uns Verantwortliche Probleme auf der Anlage. Bis
heute haben wir nur mit dem alten und neuen Platzwart zu tun. Vom SV Türkspor hat sich
seinem Hauptnutzer der Abteilung weiblicher Fußball im VfL Oldesloe noch niemand
vorgestellt. Uns wurde nur über den Platzwart oder über den VfL-Vorstand Aufforderungen
oder Anweisungen übermittelt, wie z.B. der Räumung des einzigen beheizten Raumes, der
den VfL-Mädchen im Kurparkstadion zur Verfügung stand. Im Gegensatz zu anderen
Nutzern können seitdem weder Bälle noch Trikots ordnungsgemäß gelagert werden.

Dem SV Türkspor waren die bisherigen Kosten der Anlage bekannt, da auch er als Nutzer
die Abrechnungen des FFC Oldesloe erhielt. In den Gesprächen zur Pachtvergabe, wurde
der VfL Oldesloe gefragt, ob er das Stadion zu den bisherigen Konditionen weiterbetreiben könnte. Der VfL sagte dies zu. Wenn denn ähnliche Gespräche mit dem SV Türkspor geführt wurden, wird er dies auch zugesagt haben, sonst hätte die Stadt sich bei der Vergabe wohl nicht so entschieden. Insofern sind die nun entstandenen Mehrkosten von 90 % aus nachvollziehbaren Gründen für den VfL unverständlich. Der SV Türkspor war aber nicht bereit, auch nur einen Cent zu diskutieren. Die Verantwortlichen des VfL sollten den Vertrag und den Wirtschaftsplan so unterschreiben wie vorgelegt. Aus diesem Grund bitten wir die Stadt z.B. in Person des Bürgerworthalters hier zu vermitteln, da der VfL Oldesloe keine Kenntnisse über die wirklichen Verträge hat. Der VfL Oldesloe ist aber sicher, dass seine Argumente stichhaltig sind. Auch irritiert die Aussage des Bürgermeisters (Abendblatt 28.11.) „Wenn der VfL selbst Pächter wäre, hätte er diese Kosten auch“. Der VfL kann das Kurparkstadion auch weiterhin zu vergleichbaren
Konditionen wie beim FFC betreiben.

Der VfL hat 72% der letzten bekannten (und von allen Vereinen akzeptierten) Abrechnung des FFC an den SV Türkspor für die Monate September, Oktober und November überwiesen. Der VfL Oldesloe ist zahlungswillig und zahlungsfähig. Nur existiert kein gültiger Vertrag. Das einzige Gespräch zwischen beiden Parteien hat am 6. November stattgefunden. Nachdem der VfL Oldesloe die Stadt um Vermittlung gebeten hat, erhielt der VfL am Freitag – nachdem zuerst noch ein Terminvorschlag angekündigt wurde – eine schriftliche Absage hierzu. Dafür sind nun mit heutigem Schreiben unsere Mädchen von der Anlage verwiesen worden. Die rechtliche Begründung entzieht sich meiner Kenntnis. Wir – die 80 weiblichen Fußballer des VfL Oldesloe – sind also jetzt die Leidtragenden. Ich fordere hiermit die Politik der Stadt Bad Oldesloe auf zu vermitteln. Öffentliche Ankündigungen der Gesprächsbereitschaft des SV Türkspor, bei gleichzeitigem Verweis aus dem Stadion, können keine Gesprächsbasis zwischen zwei Parteien sein. Sollte die Stadt sich hier der Meditation verweigern, hat auch sie zu verantworten, dass über 100 Oldesloer Sportler in der Luft hängen.

Wir – die weiblichen Fußballer des VfL Oldesloe – wollen nichts weiter, als ein faires und
offenes Gespräch über die aktuelle Situation, moderiert von einem neutralen Partner, der auch in der Lage ist, die Hintergründe und gsf Verträge einzusehen. Es kann doch nicht sein, dass die Kosten für die Nutzung um 90 % steigen und es nur heißt: zahlt oder verlasst die Anlage. Das kann nicht im Sinne der Stadt sein.

Ich hoffe hier soweit es ging, neutral berichtet zu haben. Natürlich habe ich ein paar
Annahmen gemacht, aber diese sind aus meiner Sicht schlüssig dargelegt worden. Gerne
lasse ich mich hier aber mit Fakten verbessern.

Auch dem SV Türkspor sei hier versichert, dass wir uns gerne zusammensetzen, um zu
verhandeln im Sinne des Wortes. Aber es muss dem SV Türkspor auch klar sein, dass die vorliegenden Kosten nicht akzeptiert werden können und der weibliche Fußball des VfL Oldesloe notfalls und widerwillig auch bereit ist, die Konsequenzen zu tragen. Wem damit dann geholfen ist, ist die große Frage. Am Ende gäbe es dann viele Verlierer.

Ich bin nun seit vielen Jahren ehrenamtlich im Jugendsport tätig. Aber ich bin ratlos, was
ich für „meine Mädchen“ nun tun soll. Etwas anderes als dieser Offene Brief ist mir nicht
eingefallen. Es muss doch irgendwo auch noch Gerechtigkeit geben. Bitte helfen Sie mir
und „meinen Mädchen“ und dämmen sie diese unglaubliche Kostensteigerung ein!

Ich verbleibe in der Hoffnung, das sich jemand in der Stadt Bad Oldesloe seinen in diesem Fall „Fußball“-Bürgerinnen verpflichtet fühlt.

Mit sportlichen Grüßen,

Michael Franke
Jugendwart weiblicher Fußball
des VfL Oldesloe v. 1862 e.V.

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