Rostock – Der FC Hansa Rostock befindet sich weiter im Sturzflug ohne zu bremsen. Am Samstagnachmittag schluckte die Mannschaft von Hansa-Neu-Trainer Karsten Baumann eine bittere 0:4 (0:1)-Pleite in der 3. Liga gegen den Ostseerivalen Holstein Kiel. Was nach der Partie passierte, war inakzeptabel. Rund 500 Hansa-Anhänger versuchten, sich Zugang zum Foyer der DKB-Arena zu verschaffen, um die Mannschaft zur Rede zu stellen.
Rainer Friedrich (Vorstand Stadionmanagement und Prävention) des FC Hansa erklärte: „Nach den zuletzt enttäuschenden Ergebnissen unserer Mannschaft und unter den noch frischen Eindrücken der unmittelbar erlittenen Niederlage können wir nachvollziehen, dass die Fans Angst um die Existenz des Vereins haben und deshalb ihre Unzufriedenheit verbal zum Ausdruck bringen wollten. Bei allem Verständnis für den Unmut, dürfen keine Grenzen überschritten werden. Wir appellieren noch einmal an alle Fans, auch in diesen für den Verein schweren Zeiten, Vernunft an den Tag zu legen.“
Durch das besonnene Verhalten der Einsatzkräfte der Polizei sowie des Ordnungsdienstes des Vereins konnte das Eindringen verhindert werden. Nachdem sich Mannschaft, Trainerteam und Vereinsführung dem Dialog mit den Fans stellten, kam es zu einer schnellen Beruhigung der Lage. Personen wurden nicht verletzt.
In den 90 Minuten zuvor schien es, als hätten sich die abstiegsbedrohten Rostocker viel vorgenommen. In den ersten Minuten spielten sie engagiert nach vorne, ohne sich aber nennenswerte Chancen zu erarbeiten. Auf schwierig zu bespielendem Untergrund entwickelte sich ein kampfbetontes, aber ereignisarmes Spiel, in dem Hansa eher kämpferisch auftrat. Kiel hatte spielerische Vorteile und wartete erst einmal ab.
Umso überraschender fiel dann in der zehnten Minute das 1:0 für die Gäste durch Marlon Krause. Nach einer Ecke von Maik Kegel stand er goldrichtig und traf per Kopfball zur Kieler Führung. Die Rostocker waren zunächst einmal geschockt. So dauerte es bis zur 25. Minute bis zur ersten gefährlichen Aktion der Hausherren. Nach einem langen Ball schloss Manfred Starke direkt ab, scheiterte aber am großartig reagierenden Kenneth Kronholm im Kieler Tor. Die anschließende Ecke erreichte Christian Stuff, der das Tor aber knapp verfehlte. Danach tat sich auf beiden Seiten bis zum Pausenpfiff nicht mehr viel.
Nach Wiederbeginn überstürzten sich die Ereignisse. In der 49. Minute sorgte Aleksandar Stevanovic mit einem Freistoß aus 30 Metern für Gefahr. Zwei Minuten später wehrte der Rostocker Robin Krauße einen Schuß im Strafraum mit der Hand ab und sah dafür die gelb-rote Karte (die erste gelbe hatte er sich fünf Minuten zuvor wegen Foulspiels eingehandelt). Den fälligen Strafstoß verwandelte Rafael Kazior sicher zum 2:0.
Bis zur 75. Minute spielte sich das Geschehen nur zwischen den Strafräumen ab. Das änderte sich mit dem Kieler 3:0 durch Patrick Breitkreuz nach Vorarbeit von Marc Heider, der den Ball geschickt ablegte. Breitkreuz schob den Ball überlegt ins linke Eck. Dies war die Vorentscheidung und zahlreiche enttäuschte Hansa-Fans verließen bereits das Stadion. Sie bekamen die Szene zum 4:0-Endstand nicht mehr mit, die symptomatisch für das Spiel und die gegenwärtige Situation von Hansa war. Maik Kegel schlug einen langen Ball in die Spitze auf Manuel Schäffler, der den Ball allerdings nicht mehr erreichte. Er irritierte dabei aber Rostocks Torhüter Johannes Brinkies derart, dass dieser den Ball durch die Beine rutschen ließ.
Danach war Schluss und die mitgereisten Kieler Fans feierten ihre Mannschaft. Rostocks Anhang hingegen ließ seinem Unmut freien Lauf und pfiff die Mannschaft aus, als sie in die Fankurve ging, um sich für die Unterstützung zu bedanken. Hansa verliert langsam den Anschluss an die Nichtabstiegsplätze, während Kiel auf Tuchfühlung mit den Spitzenteams bleibt.