Hamburg – Es hätte so schön sein können – Platz 11, punktgleich mit Hannover 96, vier Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz. Doch in letzter Minute kam alles ganz anders: Ecke, Tor – Gladbach gleicht aus, 1:1! Vor 52.000 Zuschauern hat der HSV am 22. Spieltag zwei Punkte verloren. Und es bleibt eng für die Rothosen in der unteren Tabellenhälfte.
Wiedergutmachung war angesagt – nach der 0:8-Schlappe bei Bayern München. HSV-Trainer Joe Zinnbauer formierte die Startelf mit sieben Neuen (ohne Rafael van der Vaart und Heiko Westermann) und neuer Vierkette (wie HL-SPORTS vorab berichtete), sein Gegenüber Lucien Favre tat ähnliches – wechselte nach dem Europa-League-0:1 in Sevilla auf sechs Positionen.
Erstmal der Spielfilm. Der erste Schreckschuss für die Gastgeber nach fünf Minuten: Patrick Herrmann trifft den rechten Pfosten! Schon in der 25. Minute muss Zinnbauer wechseln: Für Ivica Olic rückt Artjoms Rudnevs ein. Bis zur Pause kontrollieren die Gäste weitgehend das Spiel.
In die zweite Halbzeit gehen beide Mannschaften unverändert. Zunehmend kommen die Hamburger besser ins Spiel. Und endlich – in der 73. Minute – dürfen sie jubeln. Nach einem Fehlpass der Gäste im Mittelfeld geht es ruckzuck von Slobodan Rajkovic über Artjoms Rudnevs auf Zoltan Stieber (Foto). Aus halbrechter Position mit links ins lange Eck – das 1:0! Wer hätte das gedacht. Drei Minuten vor Schluss noch ein Konter des HSV – daneben.
Nachspielzeit: Max Kruse prüft Jaroslav Drobny (90+1.). Und dann Finale furioso: Ecke Max Kruse, Kopfball Branimir Hrgota – 1:1. In allerletzter Minute werden die Gastgeber um den durchaus verdienten Lohn gebracht.
Die Fans spendeten Applaus – und Trainer Zinnbauer kommentierte wenig später: „Die ganze Mannschaft wollte gewinnen, sie wollte nicht unentschieden spielen. Aber wir haben gegen einen ganz starken Gegner einen Punkt geholt und jetzt müssen wir weitermachen. Es war eine starke Leistung unserer Elf und das bleibt sie, auch wenn wir spät den Ausgleich kassiert haben. Man muss bedenken, dass viele Stammspieler verletzt gefehlt haben, aber wir haben den Kampf angenommen. Letzte Woche haben wir viel falsch gemacht, heute wollten die Jungs etwas beweisen, Kompliment an die Mannschaft. Wir sind auf einem guten Weg. Kompliment auch an unsere Sechser Petr Jiracek und Gojko Kacar, die als Staubsauger vor der Abwehr alles abgeräumt haben – mit Hilfe der Außenspieler. Ein Matthias Ostrzolek hat heute ein ganz starkes Spiel gemacht, das ist der Matze, den wir aus Augsburg kennen und den wir sehen wollen.“
Torschütze Zoltan Stieber: „Wenn man öfter spielt, hat man auch mehr Selbstvertrauen. Dann gelingen auch solche Tore. Leider hat es nicht gereicht. Letzte Woche war ein sehr schlechter Tag. Wir wollten eine Reaktion zeigen. Ich denke, das ist uns gelungen. Wir haben gut gespielt und auch kämpferisch überzeugt. Das Leben ist fair. Vielleicht haben wir nächste Woche wieder mehr Glück.“
Gladbachs Trainer Favre: „Wir haben gut angefangen, aber zwei Torchancen ausgelassen. Da konnten wir schon führen, haben es aber nicht. Der HSV hat dann besser gespielt als wir, war in der Luft und auf dem Boden sehr stark, hat die zweiten Bälle gewonnen und gut gepresst nach Ballverlusten. So konnten wir das Spiel nicht kontrollieren. In den letzten 25 Minuten wurden wir dann besser, dann macht der HSV leider das Tor, hat aber verpasst, das 2:0 zu machen. Dann kann es immer sein, dass der Gegner noch ein Tor macht. Das haben wir geschafft und zum Glück haben wir einen ganz wichtigen Punkt geholt nach dem 0:1 in Sevilla am Donnerstag.“
So spielten sie:
Hamburger SV: Drobny – Diekmeier, Djourou, Rajkovic, Ostrzolek – Jiracek, Kacar (86. Westermann) – Müller, Stieber, Gouaida (76. Götz)- Olic (25. Rudnevs)
Borussia Mönchengladbach: Sommer – Korb, Jantschke, Stranzl, Wendt – Kramer (79. Hrgota), Nordtveit – Hahn (76. Hazard), Traoré (62. Raffael) – Herrmann – M. Kruse
Tore: 1:0 Stieber (73.), 1:1 Hrgota (90+3.)
Zuschauer: 52.105
Schiedsrichter: Felix Zwayer (Berlin)
Gelbe Karten: Djourou (39.), Kacar (49.), Jiracek (90+2.) / Traoré (9.), Kruse (90.), Jantschke (90.)
Im zweiten Spiel am Sonntag gewann Wolfsburg 2:1 gegen Berlin. Damit bleibt Hertha BSC auf dem vorletzten Platz vor Schlusslicht Stuttgart.