Hamburg – Was für ein Spiel! Nach fast zehn (!) Stunden trifft der HSV wieder mal ins gegnerische Tor und feiert am Ende einen so wichtigen 3:2 (2:1)-Sieg gegen den FC Augsburg. Mindestens eine Nacht verbringen die Hamburger nun auf dem Relegationsplatz.
50.000 Zuschauer erlebten in der Imtech-Arena ein dramatisches Spiel. Beide Teams brachten zunächst schwarze Serien in die Partie: Die Gäste vier Auswärtsniederlagen in Folge, der HSV fünf Niederlagen in Folge und seit sechs Spielen ohne eigenen Torerfolg (HL-SPORTS berichtete). Aber daraus entwickelte sich ein Fußball-Nachmittag der besonderen Art.
Die Gastgeber waren gleich präsent, machten Druck – und belohnten sich schon nach zwölf Minuten. Ein Pass von Heiko Westermann auf Zoltan Stieber, dessen Schuss fälschte Ivica Olic ab – und die Rothosen feiern einen Traumstart: 1:0!
Und gerade mal sieben Minuten später schlug es wieder ein im Augsburger Tor. Der Ex-Augsburger Matthias Ostrzolek flankte, per Kopfball verwandelte Pierre-Michel Lasogga zum 2:0. Nun war auch seine ganz persönliche torlose Zeit beendet. Es war gleichzeitig das erste Kopfball-Tor der Hamburger in dieser Saison!
Was so wunderbar zu laufen schien, kam alsbald ins Stottern – die Gäste kamen zurück ins Spiel. Und ehe die Gastgeber so richtig begriffen, was da lief – kam Augsburg durch Raúl Bobadilla in der 25. Minute zum Anschlusstreffer – nur noch 2:1! Bis zur Pause stotterte der HSV-Motor, doch mit prasselndem Applaus ging es in die Kabinen.
Es dauerte nach Wiederbeginn noch ein paar Minuten, dann waren die Hamburger wieder im Modus der ersten 20 Minuten – kraftvoll, offensiv, selbstbewusst. Dennoch wollte das dritte Tor nicht fallen. Keine Erlösung für die Fans, die weiter um ihr Team bangten. Und es sollte noch dramatisch werden: Stieber verspielte einen Ball im Mittelfeld, die Augsburger nutzten die Konterchance durch Tobias Werner zum 2:2 in der 69. Minute.
Eine gefühlte Null ließ die Fans weiter zittern – für eine Minute! Wieder Stieber, diesmal legte er für Lasogga auf und mit aller Wut und Wucht hämmerte der Schütze des ersten Tores den Ball volley in den Winkel. Ein bärenstarkes Tor! Ausdruck unbändigen Willens, dieses Spiel an sich zu reißen, für sich zu entscheiden.
Ein Pfostenschuss des eingewechselten Marcel Jansen noch – und dann waren nach einer packenden Schlussphase drei Punkte eingefahren. 50.000 Fans sind aus dem Häuschen. Und der Doppel-Torschütze Lasogga (Foto, links) brachte es schnell auf den Punkt: „Ein geiles Spiel“.
Trainer Bruno Labbadia lobte: „Die Mannschaft hat den Glauben und die Hoffnung zurückgeholt, für sich, den ganzen Verein und die ganze Stadt. Sie ist heute der Matchwinner. Entscheidend ist, dass sie heute nach dem Ausgleich zurückgeschlagen hat. Ich hoffe, dass ihr das Auftrieb gibt, denn wir haben uns nun vier neue Endspiele geholt. Wir haben in den vergangenen Tagen versucht, geschlossen aufzutreten – und genau das hat die Mannschaft auch heute umgesetzt. Pierre-Michel hat sich in erster Linie selbst geholfen, aber auch die Ärzte und Physios haben viel für ihn getan und natürlich hat auch die Mannschaft ihn unterstützt. Pierre muss mit Bällen gefüttert werden. Beim Publikum müssen wir uns bedanken, dass es uns großartig unterstützt hat. Ich bekomme jetzt noch eine Gänsehaut, wenn ich daran denke."
Zwei Konkurrenten im Abstiegskampf patzten: Stuttgart verspielte eine 2:0-Führung, gab mit dem 2:2 gegen Freiburg einen Punkt ab und Trainer Huub Stevens sagte: „Ich bin fassungslos. Ich habe in der Pause wohl gegen die Wand geredet.“ In Hannover ging der einstand von Trainer Michael Frontzeck daneben – 1:2 gegen Hoffenheim.
So spielten sie:
Hamburger SV: Adler – Westermann, Djourou, Rajkovic, Ostrzolek – van der Vaart (75. Jiracek), Kacar (90+3. Rudnevs) – Stieber, Ilicevic (67. Jansen) – Lasogga, Olic
FC Augsburg: Hitz – Verhaegh, Hong, Klavan, Baba – Baier – Feulner (60. Ji), Halil Altintop (67. Hojberg) – Esswein (78. Matavz), To. Werner – Bobadilla
Tore: 1:0 Olic (11.), 2:0 Lasogga (19.), 2:1 Bobadilla (25.), 2:2 Werner (69.), 3:2 Lasogga (70.)
Zuschauer: 51.321
Schiedsrichter: Tobias Welz (Wiesbaden)
Gelbe Karten: van der Vaart (26.), Lasogga (75.) / Ji (78.)