Abgezockter HSV lässt Schalke 04 auflaufen

Walter mit Debütsieg – drei Tore zum Auftakt beim Absteiger

Tim Walter (Trainer HSV). Foto: Lobeca/Michael Schwarz

Gelsenkirchen – Erst die Bus-Panne auf der Autobahn am Donnerstagabend, dann ein früher Rückstand und verschossener Elfmeter von Glatzel beim FC Schalke 04 zum Zweitliga-Auftakt. Das sah im ersten Durchgang für den Hamburger SV gar nicht rosig aus. Und dann kam alles ganz anders. Die Gäste drehten das Spiel und gewannen mit 3:1.

Die 1. Halbzeit: Hamburger nehmen Anlauf

Die ersten Minuten gaben die Schalker vor 19.770 Fans in der eigenen Arena richtig Gas. Ausgerechnet der Ex-Hamburger Terodde (8.) erzielte das erste Saisontor. Abseits oder nicht? Auf jeden Fall war es sehr knapp. Video-Chef Perl und Schiedsrichter Gerach überstimmten seinen Assistenten an der Linie. 1:0 für die Königsblauen. Danach allerdings zog sich der Bundesliga-Absteiger mehr und mehr zurück, überließ den Gästen das Feld. Die erhielten in der 27. Minute einen Foulelfmeter, weil Flick Kinsombi im eigenen Strafraum legte. Glatzel tippelte und Fährmann-Ersatz Langer parierte den schwachen Schuss des HSV-Neuzugangs. Bitter für Schalke: Kapitän Latza musste nach einer halben Stunde verletzt raus. Das machte die Königsblauen nicht besser und wenn doch stand ihnen Schlussmann Heuer Fernandes im Weg.

Nach der Pause: Glatzel bügelt eigenen Patzer aus

Seitenwechsel und eine ganz andere Hamburger Mannschaft. Da war auf einmal viel mehr Mut drin, schnelle Kombinationen und ein Tor von Glatzel (53.). Einen Freistoß von Leibold fischte Langer noch aus dem Kreuzeck, Glatzel war da und staubte ab – 1:1. Eine Minute später lupfte Jatta das Leder über den herausstürmenden Schalker Torwart – drüber. Dann wurde es wild: Terodde (55.) hatte die erneute Führung auf dem Fuß, Heuer Fernandes wusste aber noch aus der vergangenen Saison, wie der Stürmer tickt und verhinderte Gegentor. Kurios war die 61. Minute: Terodde hatte drei Chancen aus Nahdistanz die Kugel über die Linie zu bringen. Er scheiterte am Keeper, Pfosten und an der Hamburger Abwehr. Die stärkste Schalker Phase dauerte noch ein wenig, doch dann war die Luft bei den Hausherren raus. Der HSV übernahm das Kommando in der Schlussviertelstunde und wollte den Dreier. Den bekamen sie, denn der eingewechselte Heyer (86.) nach Kittel-Vorlage und der gutspielende Jatta (90.) nach einem Konter und artistischer Einlage machten den 3:1-Erfolg der Norddeutschen perfekt. Zwischen diesen beiden Treffern war Heuer Fernandes dafür verantwortlich, dass die „Knappen“ verzweifelten.

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Das Fazit: Was lange währt wird endlich gut

Nach 45 Minuten war nicht klar, dass das Spiel so endet. Der HSV hat sich sehr langsam in das Spiel hineingearbeitet und am Ende einen überzeugenden und verdienten Sieg eingefahren. Cheftrainer Walter wurde für seinen Mut den eher defensiven Heyer zu bringen belohnt. Auch Jatta zur Spitze umzufunktionieren hat in der Vorbereitung funktioniert. Allerdings gab es auch hier etwas Anlaufschwierigkeiten. In der Pause dürften wohl die richtigen Worte in der Hamburger Kabine gefallen sein. Am Ende aus HSV-Sicht: alles richtig gemacht. Schalke hat stark angefangen und noch stärker nachgelassen. Der Heimvorteil vor den eigenen Fans schien mit zunehmender Spielzeit zu hemmen. Willkommen in der 2. Liga. Hamburg abwartend und abgezockt. Ist das das Walter-Prinzip?

Die Stimmen nach dem Spiel

Tim Walter (HSV): „Es war einfach ein geiles Gefühl, wieder vor Zuschauern zu spielen. Es war eine unfassbare Stimmung. Das hat man meiner Mannschaft gleich zu Beginn angemerkt. Sie war ein Stück weit überrascht, wie laut es auf dem Platz war. Zugleich hat sie die Stimmung aber auch extrem beflügelt. Das 0:1 war der Rückruf für uns. Wir haben einfach weitergespielt und in diesem Spiel alle Widerstände überwunden. Auch nach dem verschossenen Elfmeter haben wir nicht aufgesteckt. Wir sind mutig geblieben, haben ganz viel investiert und uns letztlich mit schönen Toren belohnt. Natürlich tut es gut, so ein Spieler zu drehen. Zugleich gehört auch immer etwas Glück dazu. Schalke ist über Standards sehr gut, weil die Größe einfach schwer zu verteidigen ist und hier hatten wir mit Daniel Heuer Fernandes einen starken Rückhalt. Wir sind glücklich, dass wir das 3:1 nach Hause fahren konnten. Die Mannschaft hat es herausragend gemacht. Dennoch ist klar: wir können noch in allen Bereichen nachlegen. Wir sind am Anfang und da gibt es immer auch Nachholbedarf. Wir haben noch 33 Spieltage und Zeit, besser zu werden.“

Dimitrios Grammozis (Schalke 04): „Es ist sehr schade, dass wir mit einer Niederlage gestartet sind. Wir waren in der ersten Halbzeit gut im Spiel, haben uns auf eine Mannschaft, die den Ball gut laufen lässt, eingestellt, wollten die Duelle im Mittelfeld gewinnen, was uns gelungen ist. Der Gegner hatte mehr Ballbesitz, aber weniger Chancen. Wir wollten es in der zweiten Halbzeit ähnlich machen, kassieren dann aber leider das 1:1 und verpassen postwendend das 2:1 zu machen. Wir haben versucht, dranzubleiben, hatten auch zahlreiche Torchancen, aber der Unterschied heute war, dass der Gegner zum richtigen Zeitpunkt die Tore geschossen hat und wir nicht.“

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