Na also: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Endlich sahen wir den Hansi Flick, den wir aus seinen Zeiten als Co-Trainer von Jogi Löw und von den Bayern kennen. Ein entspannter, freundlicher, empathischer Typ, der um kurz vor Mitternacht vor die internationalen Presse in Al Khor trat und am Ende sogar scherzte. Was er mit Spaniens Nationalcoach Louis Enrique nach dem Spiel in freundschaftlicher Umarmung zu bereden hatte? „Das sagen wir Euch zu gegebener Zeit später“, sagte Flick mit einem vielsagenden Lächeln. Es klang, als ob sie sich zu einem Wiedersehen verabredet hätten. Im Endspiel?
„Unter den Gesetzen der Fußball-Weltmeisterschaft gibt es allen voran einen bewährten Klassiker: Gib Deutschland niemals auf“, sagte der Kollege von „La Repubblica“ aus Italien neben mir in der Pressekonferenz. Ob ich auch an den Titel glaube? Aus norddeutsch geerdeter Sicht eher nicht. Vorsichtig ausgedrückt. Apropos, gut 8.000 Journalisten berichten von dieser WM, darunter 150 Zeitungs- und Agentur-Journalisten aus Deutschland. Die Atmosphäre ist freundlich, geschäftsmäßig, viele kenne ich schon lange, wir schätzen uns. Sport-Journalisten sind eine besondere Spezis, meist Einzelgänger und nicht auf Smalltalk programmiert. Besser schreiben als reden.
Später am Abend sitzen neben mir auf der Pressetribüne ein amerikanischer Kollege aus Washington und ein englischer Kollege von „The Times“, nett, höflich. Ob ich ihm etwas über ei „Fulkrug“ sagen könnte, den kannte er bisher nicht, fragte der Engländer. Bremen kannte er aber auch nicht. „Goalgetter“, antwortete ich. „Oh, great“, sagte der Kollege, wohl ahnend, dass da etwas Großartiges geschehen könnte. In den internationalen Pressestimmen fand ich gestern in „The Times“: „Niclas Füllkrug, der Killer mit der Zahnlücke, holt Deutschland aus einem tiefen Loch in Katar.“
Der Amerikaner schreibt in der Washington Post: „Mit einem großen ‚Uff!‘ aus unerwarteter Quelle kurz vor Torschluss hat Deutschland seine Chancen vergrößert auf etwas, das seltener als selten ist in seiner hochdekorierten WM-Geschichte. Es kann noch immer aus der Gruft klettern, kurz bevor der Deckel schließt.“
Ich hätte es nicht besser ausdrücken können.